Aktienstrategie-Kolumne Wolfgang Braun

Abwertungswettlauf

07.10.10 11:11 Uhr

Abwertungswettlauf | finanzen.net

Die japanische Notenbank hat am Dienstag die Rückkehr zur Nullzinspolitik ...

... und den Aufkauf von Wertpapieren im Umfang von umgerechnet 43,5 Milliarden Euro angekündigt. Als Hauptgrund für die zusätzliche Lockerung der ohnehin schon sehr expansiven Geldpolitik wird der starke Yen angesehen. Da der exportlastigen Wirtschaft eine Schwächung der eigenen Währung zugute kommt, legte der Nikkei kräftig zu. Warum allerdings auch die Kurse in Europa und Amerika stiegen, lässt sich nicht so leicht erklären, schließlich ist der Wettbewerbsvorteil für Japan ein Nachteil für alle anderen Nationen. Vermutlich spekulieren die Anleger darauf, dass die Federal Reserve bald nachzieht und ebenfalls die Geldpresse wieder anwirft. Entsprechende Ankündigungen gab es bei der jüngsten Tagung der Notenbanker bereits. Damit dürfte über die Finanzmärkte eine neue Welle an Liquidität rollen, die verzweifelt nach attraktiven Renditen sucht.

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Schädlicher Wettlauf

Die hohe Liquidität gilt als Haupttreiber der Börsenrallye seit März 2009. Ein neuerlicher Geldschub könnte die Kurse kurzfristig noch weiter in die Höhe treiben. Allerdings hat ein Abwertungswettlauf bei Devisen langfristig höchst negative Folgen. Sofern alle Länder mitziehen (und das deutet sich aktuell an), gibt es keine Gewinner. Dafür birgt die lockere Geldpolitik Gefahren für die Währungsstabilität. Die Warnungen vor einer auf mittlere Sicht ausufernden Inflation nehmen zu. Das schwindende Vertrauen in die Währungen spiegeln auch die Edelmetallpreise wider: Gold marschiert von einem Rekordhoch zum nächsten, Silber explodierte in den vergangenen sechs Wochen um 25 Prozent.

Verlierer Europa

So wie es derzeit aussieht, wird Europa zum Verlierer beim Wettstreit um die schwächste Währung. Im Vergleich zum Dollar hat die Gemeinschaftswährung seit dem Tief im Juni um rund 15 Prozent zugelegt. Im Devisenhandel sind das gewaltige Verschiebungen. Es würde uns nicht wundern, wenn in den nächsten Wochen die Probleme an den Randgebieten der Euro-Zone wieder in den Mittelpunkt geschoben würden - alleine um den rasanten Anstieg des Euros zu bremsen. Fakt ist, dass die Währungsschiebereien auf lange Sicht eine enorme Gefahr für die Finanzmärkte sind. Auf Sicht der nächsten Monate dürften die Liquiditätsspritzen den Aktien aber gut tun.

Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter www.aktien-strategie.de

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