Experte erwartet auch für 2020 Fortsetzung des Bullenmarkts
Der Aufwärtstrend an den Börsen geht laut einem Investmentexperten des US-Finanzkonzerns Nationwide auch im neuen Jahr weiter.
• Noch kein Ende des aktuellen Wachstumszyklus erwartet
• Globale Wirtschaft und Unternehmen geben Grund zur Hoffnung
• Handelsstreit als weiterer wichtiger Faktor
Seit Jahren regieren die Bullen an der Börse - und das dürfte wohl auch in nächster Zeit noch so bleiben. Zumindest melden sich immer mehr Experten zu Wort, die an eine Fortsetzung der Kursrally in 2020 glauben. Neben Wall Street-Legende Byron Wien und Goldman Sachs-Analyst David Kostin ist sich auch Mark Hackett, Leiter der Abteilung Investment Research beim US-amerikanischen Versicherungs- und Finanzdienstleistungsunternehmen Nationwide, sicher: Der Bullenmarkt wird auch 2020 weitergehen. "Wir glauben, der Bullenmarkt bei US-Aktien hat noch Raum nach oben und sollte die Benchmark-Indizes in nächster Zeit weiter in die Höhe treiben", schreibt Hackett in einem Gastbeitrag, der schon im November auf "MarketWatch" veröffentlicht wurde. Zwar befände sich die Wirtschaft in einer späten Phase des Konjunkturzyklus, aber es herrsche "genug Stärke vor, um zumindest für den Moment den aktuellen Wachstumszyklus am Leben und die nächste Rezession in Schach zu halten", so der Investment-Experte weiter. Als Grund für seinen Optimismus nennt er vier Faktoren: erste Erholungsanzeichen der Weltwirtschaft, eine starke US-Wirtschaft, mögliche Überraschungen bei den Unternehmensgewinnen und echte Fortschritte bei den Handelsgesprächen.
Experte setzt vor allem auf die Wirtschaft
Vor allem in Bezug auf das Wirtschaftswachstum gibt es laut Mark Hackett keinen Grund mehr, alles schwarzzusehen. Anders als vor einigen Monaten, als viele Wirtschaften weltweit geschwächelt und die Investorenstimmung belastet hätten, gäbe es nun erste Erholungsanzeichen, vor allem bedingt durch die Geldpolitik der Zentralbanken. "Es könnte noch zu früh sein zu sagen, dass die Weltwirtschaft eine Abschwächung abgewendet hat, aber das Auftauchen von ‚grünen Trieben‘ ist ermutigend", so der Investmentexperte von Nationwide. Besonders der US-Wirtschaft attestiert er Stärke: Zwar habe sich das Wirtschaftswachstum verlangsamt, aber das US-BIP sei immer noch positiv und Rezessionsängste durch die expansive Geldpolitik der Fed deutlich gemindert worden. Daneben blickt Hackett auch optimistisch auf das Weihnachtsgeschäft in den USA, da vor allem die Löhne im Niedriglohnsektor im Vorjahresvergleich gestiegen seien. "Das ist eine gute Nachricht für die Verbraucherausgaben, die weiterhin den Motor der US-Wirtschaft antreiben", so der Experte.
Auch mit Blick auf die US-Unternehmen gibt sich der Leiter der Abteilung Investment Research von Nationwide zuversichtlich. Die aktuellen Prognosen zum Gewinnwachstum seien unter dem Eindruck von Handelskrieg und geopolitischen Sorgen entstanden - und dürften deshalb zu pessimistisch ausgefallen sein. Da laut Hackett die Angst vor einer Abschwächung des globalen Wirtschaftswachstums jedoch abnimmt, schaffe das "Potenzial für eine positive Überraschung beim Gewinnwachstum". Dafür spreche auch, dass sich die Unternehmen bereits bei der Vorlage der Zahlen zum dritten Jahresviertel wieder optimistischer geäußert hätten als in den vorangegangenen Quartalen. "Sollte es tatsächlich zu Überraschungen bei den Gewinnen kommen, dürften US-Aktien einen substantiellen Schub erhalten", glaubt der Experte.
Das Problem mit dem Handelsstreit
Mit Blick auf den Handelsstreit drückt Mark Hackett in seinem Artikel für "MarketWatch" ebenfalls Zuversicht aus: Hackett wertete bereits die Anzeichen auf so einen Phase-1-Deal als einen "echten Fortschritt bei den Handelsgesprächen" und erwartet offenbar eine Einigung in zumindest ein paar Punkten. Bereits ein solches Übereinkommen wäre seiner Meinung nach ein wichtiges Signal für den Markt, da dort jeder Fortschritt - und nicht nur eine breitere Einigung - willkommen wäre und die herrschende Unsicherheit reduzieren würde. Daraus resultierende Kursgewinne schätzt er als nachhaltig ein, da "der Handel jetzt Teil eines breiteren Mosaiks des wirtschaftlichen Wachstums" sei.
Daneben ließ Anfang Dezember ein Tweet von Donald Trump zu Importzöllen für Stahl und Aluminium gegen Brasilien und Argentinien die Börsen einbrechen. Gerade in diesem Bereich bleibt die Unsicherheit am Markt momentan also offenbar noch groß und China nicht die einzige Baustelle. Ob dies jedoch ausreicht, um eine Fortsetzung des Bullenmarkts in 2020 tatsächlich zu gefährden, ist fraglich - schließlich konnten die Börsen auch 2019 trotz der Unsicherheiten rund um den Handelskonflikt neue Rekordstände erklimmen.
Redaktion finanzen.net
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