Analyst: Coronavirus spaltet USA und China stärker als der Handelskrieg
Der Handelskrieg sorgte über einen langen Zeitraum für enormen Druck an den globalen Märkten. Nachdem hier zuletzt mit dem Phase-1-Abkommen Entspannung einkehrte, könnte es nun das Coronavirus sein, das die Beziehung zwischen den USA und China endgültig zerstört.
• Teilhandelsabkommen sorgte für Entspannung im Handelsstreit
• Coronavirus-Ausbruch verstärkt Sorgen der Anleger
• China und USA vor "Entkopplung"?
Nachdem der Handelskonflikt zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt die Märkte lange Zeit in Atem hielt, ist es nun das Coronavirus, das für große Verunsicherung unter den Anlegern sorgt. Zwischenzeitlich sah es noch so aus, als hätte China die Lage im Griff und könnte die Epidemie eindämmen - die Märkte entspannten sich und reagierten mit steigenden Kursen - nun treiben steigende Neuinfektions- und Totenzahlen vielen aber wieder tiefe Sorgenfalten auf die Stirn, was wiederum zu herben Einbußen an den Märkten weltweit führt. Denn nachdem die Wachstumsaussichten für die Weltwirtschaft für 2020 nach der Entspannung im Handelskrieg als robust angesehen wurden, hat die Virus-Krise diese Aussichten auf einen Aufschwung nun wieder gedämpft.
Gefahr der "Entkopplung"
Die Gefahr einer "Entkopplung" der beiden Großmächte USA und China, wie sie bereits während der Zuspitzung des Handelsstreits deutlich zu spüren war, steigt damit wieder. Der Ausbruch des Coronavirus beschleunige diese sogar rasant, befürchtet Curtis Chin, Analyst des Milken-Instituts. "Wir sprachen über die Entkopplung zwischen China und den USA. Das Coronavirus hat diese Entkopplung mehr als der Handelskrieg beschleunigt, da die Unternehmen langfristig über ihre Lieferkette nachdenken", zitiert CNBC den Asien-Experten. Man könne durchaus von einer "verstärkten Abkopplung" sprechen.
"Die Realität sieht so aus, dass die Wirtschaften der USA und Chinas, von den Lieferketten bis hin zu den Investitions- und Handelsströmen, auf Jahre hinaus miteinander verflochten sind", das Coronavirus habe den Vereinigten Staaten und auch allen anderen Handelspartnern von China jedoch vor Augen geführt, wie wichtig eine Diversifikation weg von China sei, erklärt Chin weiter. Das Virus zwang zuletzt bereits zahlreiche Unternehmen, ihre Filialen oder Produktionsstätten in verschiedenen Teilen Asiens vorübergehend zu schließen. "Es besteht kein Zweifel, dass das Virus Auswirkungen auf die US-Wirtschaft und auch auf die Weltwirtschaft haben könnte", zitiert MarketWatch Robert O’Brien, nationaler Sicherheitsberater des Weißen Hauses.
Bedeutet Coronavirus Ende für Handelsabkommen?
Wie es nun angesichts dessen im Handelskrieg weitergeht, ist zudem fraglich. Das Virus könnte das Phase-1-Abkommen jedenfalls massiv beeinträchtigen. Derzeit herrscht Waffenstillstand zwischen China und den Vereinigten Staaten, Fortschritte sind derweil allerdings nicht in Sicht. "In vielerlei Hinsicht sind die Dinge im Moment eingefroren - diese Handelsdynamik zwischen den USA und China. Ich sehe im Moment keine Unterhändler von Peking nach Washington kommen", gibt CNBC Chins Worte wieder. Der Virus-Ausbruch biete nun einen guten Ausweg für beide Seiten, dem Mitte Januar unterzeichneten Teilhandelsabkommen nicht nachzukommen, warnt der Analyst.
Redaktion finanzen.net
Weitere News
Bildquellen: Anna Stasia / Shutterstock.com, Lightspring / Shutterstock.com