Marktstratege sagt US-Aktien ein verlorenes Jahrzehnt voraus
Die Angst vor einem Abschwung der US-Wirtschaft treibt Anleger weltweit schon seit einer Weile um. Nun hat ein Marktstratege von Morningstar eine noch düsterere Zukunft für die US-Stocks prophezeit: Ein ganzes verlorenes Jahrzehnt.
Das Tagesgeschäft an den US-Börsen scheint sich in jüngster Vergangenheit wacker zu halten. Trotz beständig drohendem Handelskrieg mit China blieb das große Blutbad an den Märkten bislang weitestgehend aus. Auf einer Firmenveranstaltung von von Morningstar Investment Management Europe in London machte nun ein Marktstratege jedoch wenig Hoffnung auf Besserung. Er präsentierte einen Chart, der seine Theorie stützte: Den US-Aktien soll eine längere negative Periode bevorstehen.
Morningstar-Marktstratege: Keine echten Renditen voraus
"Im Moment erwarten wir, dass Sie in den nächsten zehn Jahren keine echten Renditen aus US-Aktien erzielen werden", sagte Dan Kemp, Chief Investment Officer für Europa, den Nahen Osten und Afrika bei Morningstar. Die Grafik, die der Marktstratege zur Untermauerung seiner Theorie präsentierte, zeigte die impliziten Renditen für verschiedene Aktienmärkte nach einer Anpassung an die jeweiligen aktuellen Bewertungen. Im Vergleich schnitt der US-amerikanische Aktienmarkt ernüchternd schlecht ab. US-Aktien seien sowohl "extrem teuer als auch sehr unattraktiv", schloss Kemp. Einen kleinen Hoffnungsschimmer gab er seinen Zuhörern dennoch an die Hand: US-Treasuries seien immerhin "tatsächlich der attraktivste Staatsanleihenmarkt". Aktienanleger dürfte dies jedoch nur wenig trösten.
Wo gibt es für Aktienanleger jetzt noch Chancen?
Trotz der bitteren Prognose für die US-Aktien riet Morningstar jedoch nicht zum Rückzug vom Markt. Mike Coop, ebenfalls Analyst bei Morningstar Investment, machte Anlegern Mut, sich umzuorientieren. "UK bietet Ihnen eine viel bessere reale Rendite, mit ungefähr gleichem Risikoniveau," erklärte Coop auf der gleichen Veranstaltung. Sorgen wegen des bevorstehenden Brexits erteilte er eine Absage: Brexit-bezogene Ängste, erschienen "übertrieben", so der Analyst. Aktuell zeigt sich jedoch ein anderes Bild. Während der S&P 500 allein in diesem Jahr bereits um 1,7 Prozent ansteigen konnte, ist der britische FTSE 100 bislang um 1,3 Prozent gefallen. Glaubt man den Londoner Marktstrategen, soll sich dieses Bild jedoch langfristig ändern. Anlegern rieten die Morningstar-Analysten den Überblick zu bewahren und sich zunächst in Zurückhaltung zu üben. "Wir müssen langfristig orientiert und geduldig sein. Es kann zwischen sechs Monaten und drei oder vier Jahren dauern, bis Bewertungsanomalien zum Tragen kommen", sagte Coop.
Vorsicht bleibt oberstes Gebot
Bevor sich die Prognose der Morningstar-Marktstrategen als wahr oder falsch herausstellen kann, gibt es jedoch noch einige politische und wirtschaftliche Ereignisse zu beachten, die das Marktgeschehen noch einmal durchrütteln könnten. Im November könnten die Zwischenwahlen in den USA noch einmal Impulse für das Marktgeschehen liefern, auch der tatsächliche Brexit in Großbritannien wird seine wirklichen Konsequenzen erst noch zeigen müssen. Ebenfalls könnte der Blick in Richtung Fed noch für Verwirbelungen auf dem Börsenparkett sorgen. Gerüchte, wonach die Zinsen schneller als geplant angezogen werden sollen, halten sich hartnäckig. Auch für den Leitzins in der Eurozone wurde kürzlich eine möglicherweise schnellere Zinsstraffung ins Feld geführt. Alles in allem dürfte also weder das Schicksal der US-Aktien noch das der europäischen oder britischen Aktienmärkte in Stein gemeißelt sein.
Redaktion finanzen.net
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