"Sorgen sind übertrieben"

Weidmann erwartet kein Ende des Aufschwungs in der Eurozone

02.05.18 17:45 Uhr

Weidmann erwartet kein Ende des Aufschwungs in der Eurozone | finanzen.net

Bundesbankpräsident Jens Weidmann erwartet trotz eines schwächeren Jahresstart noch kein Ende des Aufschwungs in der Eurozone.

"Einige Beobachter sehen ja bereits in der jüngsten konjunkturellen Abkühlung Hinweise auf ein nahendes Ende des Aufschwungs. Derartige Sorgen halte ich allerdings für übertrieben", sagte Weidmann am Mittwoch laut Redetext in Mannheim. Weidmann entscheidet im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) über die Geldpolitik mit.

Das Wirtschaftswachstum in der Eurozone hatte sich zu Jahresbeginn abgeschwächt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) war im ersten Quartal laut Daten der Statistikbehörde Eurostat um 0,4 Prozent zum Vorquartal gestiegen. Im vierten und dritten Quartal 2017 war die Wirtschaft noch um 0,7 Prozent gewachsen. Auch viele Stimmungsindikatoren hatten sich zuletzt eingetrübt.

"Nach einem außerordentlich starken Wachstum im vergangenen Jahr, der Euroraum wuchs mehrere Quartale lang über Potenzial, ist die Abkühlung zu Anfang dieses Jahres nicht als konjunktureller Wendepunkt sondern als Delle in einem Aufwärtstrend zu sehen", sagte Weidmann. Hinzu gekommen seien auch Sondereffekte. Weidmann verwies auf die Grippewelle, die vermutlich zu einem höheren Krankenstand geführt habe.

Einen Grund zur Sorge sieht Weidmann jedoch in den derzeit schwelenden Handelskonflikten. "Hierin liegt tatsächlich ein Konjunkturrisiko - ja letztlich sogar ein Risiko für Wachstum und Wohlstand", so der Notenbankchef. "Umso wichtiger ist es deshalb, dass der Handelskonflikt nicht zu einem veritablen Handelskrieg eskaliert."

Die geldpolitische Normalisierung sollte laut Weidmann nicht aufgeschoben werden, da sie einige Zeit in Anspruch nehmen dürfte. Das zum Ende des Jahres erwartete Ende der monatlichen Anleihekäufe der EZB wäre laut Weidmann erst der Anfang. "Eine Normalisierung würde der Geldpolitik nebenbei auch wieder Spielraum verschaffen, um auf etwaige künftige konjunkturelle Einbrüche zu reagieren", sagte Weidmann. "Denn ewig fortdauern wird auch der aktuelle Aufschwung nicht."/jsl/jkr/he

MANNHEIM (dpa-AFX)

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