Darum können nicht mal die besten Analysten den Bärenmarkt voraussagen
Immer wieder nehmen Analysten die aktuellen Entwicklungen am Aktienmarkt unter die Lupe und sagen mögliche Bärenmärkte voraus. Mit ihren Einschätzungen liegen sie nicht immer richtig. Ein Experte glaubt zu wissen, warum.
Wie viele Kenntnisse braucht man, um Prognosen für einen Bärenmarkt aufstellen zu können? Ist es überhaupt möglich, einen Börsencrash auf der Grundlage von wirtschaftlichen Entwicklungen vorauszusagen? Analyst und Wirtschaftsjournalist Mark Hulbert bezweifelt das. Er glaubt, dass eine sinkende Wirtschaft keine Bedingung für einen Bärenmarkt ist.
Eine starke Wirtschaft ist nicht gleich Bullenmarkt
"Man veräppelt sich selbst, wenn man glaubt, dass solange keine Rezession absehbar ist, kein Bärenmarkt passieren wird", schreibt der Journalist in einem Bericht für "MarketWatch". Zu diesem Schluss ist er durch eine Studie von Vincent Deluard gekommen, der für das Finanzdienstleistungsunternehmen INTL FCStone tätig ist. Aus dieser ginge hervor, dass man trotz umfangreicher Kenntnisse zu positiven BIP-Entwicklungen, Verluste am Aktienmarkt einfahren kann. Dabei sei allein schon die Vorhersage des BIP eine kleine Herausforderung, denn bis ein BIP-Wert in den USA festgelegt wird, werde er durch das US-amerikanische Bureau of Economic Analysis mehrmals nachträglich revidiert. Aber selbst wenn man es genau wüsste, viel bringen würde es laut Hulbert nicht.
Wie hilfreich ist der Blick in die Zukunft wirklich?
Der Analyst bestärkte seine Aussagen beispielhaft anhand eines hypothetischen Portfolios, das Deluard im Rahmen seiner Studie aufgestellt hat. Sobald der BIP des folgenden Quartals höher als im aktuellen ist, sollte dieses Portfolio zu 100 Prozent in den S&P 500, andernfalls in Bargeldpositionen investiert werden. Das Ergebnis war, dass dieses Portfolio bei den annualisierten Renditen um nur ein Prozent hinter einer anderen Investition lag, die eine "Buy-and-Hold"-Strategie verfolgte und die Entwicklungen seit 1948 widerspiegelt.
Deluard untersuchte auch, wie der Ablauf der Investition aussehen würde, hätte man BIP-Prognosen für die vier folgenden Quartale. Diese schnitt tatsächlich besser als die "Buy-and-Hold"-Investition ab, allerdings um weniger als einen annualisierten Prozentpunkt. Im Vergleich zu der Strategie, in der man zwischen Aktien und Bargeldpositionen wechselt (200-Tage-gleitender Mittelwert), erwies sich diese Investitionsart als eher nachteilig.
Gewinnmargen und Kurs-Gewinn-Verhältnisse wichtiger als Prognosen
Demzufolge seien Prognosen so gut wie wertlos. Deluard erklärt das damit, dass am Aktienmarkt Gewinnmargen und Kurs-Gewinn-Verhältnisse wichtiger als das wirtschaftliche Wachstum seien. Diese machten gemeinsam mit dem Wirtschaftswachstum das Marktniveau aus. "Das Wirtschaftswachstum steht [in diesem Kontext] für nur einen Bruchteil eines Begriffes", denn die Hälfte aller Einnahmen der Unternehmen des S&P 500 kämen aus dem Ausland, so der Experte. Analysten sollten sich Deluard zufolge weniger um die nächste Rezession sorgen und sich mehr auf die Margen und die Kurs-Gewinn-Verhältnisse konzentrieren.
Diese beiden Richtwerte befinden sich derzeit bei einem historischen Hoch. Sollte nur einer von ihnen zu ihren historischen Mittelwerten zurückkehren, würde der Aktienmarkt fallen auch wenn es keine Rezession gibt.
Redaktion finanzen.net
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