Commerzbank: Trumps Sieg ist für Märkte schlimmer als Brexit
Für die Märkte ist Donald Trumps Sieg ein weit größeres Problem als die Entscheidung der Briten, den Austritt aus der Europäischen Union einzuleiten. Dieses Urteil fällt der Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer.
"Die Wahl Trumps zum US-Präsidenten ist für die meisten westlichen Länder ein Schock. Trump steht für Positionen, die die meisten Menschen in der EU am rechten Rand des politischen Spektrums verorten. Trump steht für einen Kulturschock."
Mit einem Protektionisten Trump im Weißen Haus drohten schwere Handelskonflikte. Außerdem werde der Erfolg Trumps den Anti-Establishment-Parteien in Europa Aufwind geben, etwa bei der Volksabstimmung in Italien am 4. Dezember. "Die Selbstzerfleischung des Westens geht weiter", meint Krämer.
Die Annahme, dass Trump nach seinem Sieg seine extremen Positionen nun mäßigen könnte, sieht er mit Skepsis. Für viele stellten diese Punkte ein auf den Wahlkampf zugeschnittenes Maximalprogramm vor; sie gingen davon aus, dass schon "nichts so heiß gegessen wird, wie es gekocht wurde", so Krämer. "Allerdings erwarteten viele bereits nach den Vorwahlen der Republikaner, dass Trump im eigentlichen Präsidentschaftswahlkampf zur Mitte rücken würde. Dies ist nicht geschehen", hält Krämer fest.
Die anderen Länder dürften vor allem auf zwei Politikbereichen betroffen sein: Außenwirtschaftspolitik und Sicherheitspolitik. "Trump ist ein erklärter Gegner des Freihandels. Darunter werden nicht nur Mexiko, Kanada und China leiden. Vielmehr wird er der gesamten Welthandelsordnung schweren Schaden zuführen", erwartet Krämer.
Zudem habe Trump Zweifel an den Sicherheitsgarantien der Nato für die baltischen Mitglieder aufkommen lassen. Ein Präsident Trump werde die Nato schwächen, das könnte Russland dazu verführen, in Europa neue Konflikte anzustacheln. "Das stellt ein beträchtliches Risiko dar", warnt Krämer.
FRANKFURT (Dow Jones)
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Bildquellen: Alexandra Lechner/Commerzbank AG