IMK: Rezessionsrisiko für deutsche Wirtschaft gestiegen
Die Wahrscheinlichkeit, dass die deutsche Wirtschaft in den kommenden drei Monaten in eine Rezession gerät, ist nach neuen Berechnungen des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in den vergangenen Wochen klar gestiegen.
Der Konjunkturindikator des Instituts weise für den Zeitraum von Juli bis Ende September ein Rezessionsrisiko von 36,6 Prozent auf, erklärte das Institut, das zur Hans-Böckler-Stiftung gehört. Im Juni waren es laut den Angaben noch 30,9 Prozent.
Das nach dem Ampelsystem arbeitende Frühwarnsystem zeige aber weiterhin "gelb-rot", was eine Situation erhöhter konjunktureller Unsicherheit jenseits von 30 Prozent Rezessionsrisiko beschreibe. Auf "Rot" würde der Indikator erst bei einer Wahrscheinlichkeit ab 70 Prozent schalten.
Der Anstieg beim Rezessionsrisiko beruht nach der Analyse des IMK vor allem auf der Eintrübung des Ifo-Geschäftsklimas, hinzu komme eine rückläufige Tendenz bei den Auftragseingängen aus dem Ausland. Erstmals wirke sich auch ein negatives Signal vom Arbeitsmarkt aus, weil die Zahl der offenen Stellen auf hohem Niveau geringfügig gesunken sei. Positiv wirkten dagegen steigende Auftragseingänge aus dem Inland und weiterhin günstige Finanzierungsbedingungen für Unternehmen, erklärten die Ökonomen.
Der "Finanzmarktstress", den das IMK mit einem zusätzlichen Indikator misst, ist nach den Angaben leicht von 18,1 auf 22,1 Prozent gestiegen, er sei aber unter dem Strich weiter moderat. Der Indikator zeichne derzeit nach, "wie sich die Abschwächung des weltwirtschaftlichen Wachstums zunehmend in eine Produktionsflaute bei deutschen Schlüsselindustrien wie dem Fahrzeug- oder dem Maschinenbau übersetzt", erklärte IMK-Experte Thomas Theobald. "Das Niveau oder der jüngste Anstieg der Rezessionswahrscheinlichkeit fallen aber nicht so vehement aus, dass man akut befürchten muss, die konjunkturelle Flaute werde zwangsläufig in eine Rezession münden."
Die bislang stabile Binnennachfrage wirke einer rezessiven Entwicklung weiterhin kräftig entgegen. "Noch stärker würde der Schutz, wenn die Regierung über mehr öffentliche Investitionen positive Signale setzen würde", betonte der Ökonom. Der IMK-Konjunkturindikator bündelt nach Angaben des Instituts die aktuellsten verfügbaren Daten über die Wirtschaftslage und wird monatlich aktualisiert.
BERLIN (Dow Jones)
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