Weltwirtschaftswachstum 2023: IWF hebt Prognose leicht an
Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Prognose für das Weltwirtschaftswachstum im laufenden Jahr leicht angehoben und rechnet für 2024 mit einer Wachstumsverstärkung.
Wie aus der Aktualisierung des Weltwirtschaftsausblicks hervorgeht, rechnet der IWF jetzt für 2023 mit 2,9 (Oktober: 2,7) Prozent Wachstum und für 2024 mit 3,1 (3,2) Prozent Wachstum. Besonders deutlich wurden die Prognosen des laufenden Jahres für einige Schwellenländer sowie für Italien erhöht. Eine spürbare Senkung betrifft Großbritannien.
Das Weltwirtschaftswachstum ist nach Aussage des IWF im vergangenen Jahr vom globalen Kampf gegen die Inflation, von Russlands Krieg gegen die Ukraine sowie vom Ausbruch einer Corona-Infektionswelle in China belastet worden sei, und dabei dürfte es auch 2023 bleiben. "Trotz dieses Gegenwinds war das reale Wirtschaftswachstum im dritten Quartal in zahlreichen Volkswirtschaften überraschend stark, darunter in den USA, im Euroraum, sowie in wichtigen Schwellen- und Entwicklungsländern", schreibt der IWF in seinem aktualisierten Weltwirtschaftsausblick.
IWF erwartete per 3. Quartal keine Rezession in Deutschland
So erklären sich auch die vielen Aufwärtsrevisionen der BIP-Prognosen. Die US-Wirtschaft könnte laut IWF 2023 um 1,4 (1,0) und 2024 um 1,0 (1,2) Prozent wachsen und die des Euroraums um 0,7 (0,5) und 1,6 (1,8) Prozent. Für Deutschlands BIP werden jetzt Raten von plus 0,1 (minus 0,3) und plus 1,4 (plus 1,5) Prozent veranschlagt. Allerdings berücksichtigt diese Prognose nicht das schwache vierte Quartal. Frankreich traut der IWF unverändert Wachstumsraten von 0,7 und 1,6 Prozent zu, Italiens BIP-Prognosen wurden auf plus 0,6 (minus 0,2) und plus 2,4 (plus 2,6) Prozent geändert.
Großbritanniens Wirtschaft wird nach Einschätzung des IWF 2023 um 0,6 Prozent schrumpfen, nachdem im Oktober noch ein Wachstum von 0,3 Prozent für möglich gehalten worden war, und 2024 um 0,9 (0,6) Prozent wachsen. Chinas BIP soll demnach um 5,2 (4,4) Prozent sowie 4,5 (4,5) Prozent steigen.
Die Ursachen für diese Überraschungen waren inländischer Natur: eine unerwartete Stärke von Verbrauch und Investitionen bei angespannten Arbeitsmärkten und einer unerwartet hohen fiskalischen Unterstützung. Auf der Angebotsseite verringerten die Beseitigung von Engpässen und der Rückgang der Transportkosten den Druck auf die Input-Preise und ermöglichten einen Aufschwung in zuvor eingeschränkten Sektoren, wie etwa der Automobilindustrie.
Schwung dürfte im vierten Quartal nachgelassen haben
Die Energiemärkte stellten sich schneller als erwartet auf den Schock ein, der durch den Einmarsch Russlands in der Ukraine entstanden war. "Im vierten Quartal 2022 dürfte dieser Aufschwung jedoch in den meisten - wenn auch nicht in allen - großen Volkswirtschaften nachgelassen haben", warnt der IWF. Zudem sind die Risiken für die Prognosen nach seiner Aussage überwiegend abwärts gerichtet. Positive Impulse könnten demnach in vielen Ländern von aufgestauter Nachfrage aus Zeiten der Corona-Pandemie und von einem unerwartet raschen Rückgang der Inflation kommen.
Auf der Negativseite jedoch könnten ein schwerwiegender Verlauf der Corona-Infektionswelle in China die Erholung bremsen, Russlands Krieg in der Ukraine könnte eskalieren, und die schlechteren globalen Finanzierungsbedingungen könnten die Verschuldungsproblematik verschärfen. Zudem könnten die Finanzmärkte in Reaktion auf negative Inflationsnachrichten plötzliche Verluste erleiden, und eine weitere geopolitische Fragmentierung könnte den wirtschaftlichen Fortschritt behindern.
DJG/hab/jhe
FRANKFURT (Dow Jones)
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