2023 als Transformationsjahr

Lilium-Aktie im Tiefflug: Flugtaxi-Startup Lilium weiter mit tiefroten Zahlen - Wichtiger Meilenstein erreicht

05.04.23 22:03 Uhr

Lilium-Aktie im Tiefflug: Flugtaxi-Startup Lilium weiter mit tiefroten Zahlen - Wichtiger Meilenstein erreicht | finanzen.net

Das Startup Lilium arbeitet an der Entwicklung des ersten vollelektrischen senkrecht startenden und landenden Fluggeräts, kurz eVTOL. Bis dieses jedoch tatsächlich durch die Lüfte fliegt, wird es wohl noch etwas dauern - und mehr Kapital nötig sein. Denn angesichts tiefroter Zahlen im Fiskaljahr 2022 und weiteren nötigen Ausgaben dürfte das Geld aus der letzten Kapitalerhöhung Ende 2022 schnell aufgebraucht sein.

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• Lilium 2022 mit rund 253 Millionen Euro Verlust, keine Umsätze
• Zuversicht für baldiges Erreichen weiterer Meilensteine
• Gespräche mit potenziellen Geldgebern



Die Idee senkrecht startender und landender Flugtaxis löste vor einigen Jahren einen Hype aus. Dieser ist mittlerweile jedoch wieder abgeflacht - und die sogenannten eVTOL sind immer noch Zukunftsmusik. An ihrer Entwicklung wird dennoch weiterhin gearbeitet, so etwa vom börsennotierten Startup Lilium, das seinen zentralen Standort im deutschen Ort Weßling in der Nähe von München hat. Wie das Unternehmen kürzlich in seinem jährlichen Brief an die Aktionäre schrieb, sei man aufgrund der Flugtestergebnisse zuversichtlich, "noch in diesem Jahr mit der Produktion des typkonformen Flugzeugs zu beginnen". In der zweiten Hälfte 2024 solle dann der erste bemannte Flug zu Testzwecken stattfinden. Bis dahin ist es jedoch noch ein weiter Weg mit zahlreichen Hürden.

Lilium mit roten Zahlen und hohem Kapitalbedarf

Bislang erzielt Lilium noch keinerlei Umsätze, da sich das Flugtaxi des Unternehmens, der "Lilium Jet", noch in der Entwicklung befindet, Zertifizierungen und Zulassungen ausstehen und der kommerzielle Geschäftsbetrieb somit noch nicht aufgenommen wurde. Auf dem Weg zu diesem Ziel ist jedoch einiges an Kapital nötig, daher verbrennt das Startup weiterhin Cash. Allein im Jahr 2022 betrug der Netto-Verlust laut Jahresbericht 253,064 Millionen Euro. Immerhin fiel damit das Minus nicht so hoch aus wie noch im Vorjahr, als das Unternehmen 411,036 Millionen Euro verbrannte. Laut "WELT" häufte Lilium in den letzten drei Jahren Verluste in Höhe von insgesamt rund 820 Millionen Euro an und erwartet auch 2023 rote Zahlen, womit der Gesamtverlust dann die Marke von einer Milliarde Euro knacken dürfte.

Wie aus dem Aktionärsbrief von Lilium hervorgeht, verfügte das Unternehmen zum Jahresende 2022 noch über liquide Mittel in Höhe von 206 Millionen Euro, die wohl hauptsächlich aus der Kapitalerhöhung aus November 2022 stammen dürften, bei der das Unternehmen 119 Millionen US-Dollar einnahm. Für das erste Halbjahr 2023 strebe man ein Budget von 125 Millionen Euro an, heißt es weiter. Die aktuell verfügbare Liquidität dürfte - ausgehend von ähnlichen Ausgaben im zweiten Halbjahr 2023 - somit nicht mehr für das gesamte Geschäftsjahr reichen. Es gebe jedoch bereits "aktive und konstruktive Gespräche über laufende Anschlussfinanzierungen", so Lilium. So habe man etwa in den letzten Monaten "an mehreren aktiven Gesprächen mit potenziellen neuen strategischen Investoren und bestehenden Aktionären teilgenommen. Darüber hinaus befindet sich Lilium auch in aktiven Gesprächen mit anderen Interessengruppen über potenzielle nicht verwässernde Finanzierungsquellen". Bis zum bemannten Erstflug im Jahr 2024 schätzte Lilium-Mitgründer Daniel Wiegand den Kapitalbedarf gegenüber dem "Handelsblatt" auf 300 Millionen US-Dollar. Ab dem Erstflug des Zulassungsflugzeugs sei die Finanzierung dann über Einnahmen aus Flugzeugverkauf an Flottenbetreiber und Kundenanzahlungen geplant.

Lilium-Aktie an der Börse seit IPO im Sinkflug

Eine Kapitalaufnahme über die Börse dürfte für Lilium wohl keine Option mehr sein: Seit dem Börsengang an der NASDAQ im September 2021 ist der Kurs der Lilium-Aktie um mehr als 90 Prozent eingebrochen. Allein seit Jahresbeginn hat die Lilium-Aktie mehr als 47 Prozent an Wert verloren und kostet nun noch 0,6004 US-Dollar (Stand: Schlusskurs vom 4. April 2023). Die Marktkapitalisierung des Unternehmens liegt bei rund 260,8 Millionen US-Dollar - und ist somit kleiner als der Kapitalbedarf bis Ende 2024.

Analysten scheinen allerdings durchaus noch Hoffnung für Lilium und das Unternehmenspapier zu haben. Wie "Best Stocks" unter Berufung auf Daten von "CNN Money" schreibt, würden sechs Analysten die Lilium-Aktie abdecken und hätten dabei alle das Rating "Halten" vergeben. Vier der Analysten würden auch ein 12-Monats-Kursziel nennen. Die mittlere Schätzung entspreche dabei 3,00 US-Dollar. Das höchste Kursziel der Analysten für den Anteilsschein des Startups liege bei 7,00 US-Dollar, das tiefste bei 1,00 US-Dollar - und damit immer noch deutlich über dem aktuellen Kurs.

Lilium-CEO sieht 2023 als Transformationsjahr

"Aufbauend auf den Erfolgen von 2022 erwarten wir für Lilium im Jahr 2023 ein weiteres Transformationsjahr", wird Lilium-CEO Klaus Roewe in einer Presseerklärung zitiert. "Unser Führungsteam mit seiner umfassenden Expertise in der Zertifizierung von Flugzeugen plant, das endgültige Design unserer typkonformen Flugzeuge fertigzustellen und einzufrieren", so der CEO weiter. Er wies außerdem darauf hin, dass man kürzlich bereits erste wichtige Meilensteine erreicht habe. So erreichte etwa das Testflugzeug von Lilium, der sogenannte Phoenix Demonstrator, jüngst bei einem Flug die Geschwindigkeit von 250 Stundenkilometern, was der geplanten Reisegeschwindigkeit der Lilium Jets entspricht.

Das Erreichen solcher Meilensteine ist für das Unternehmen wichtig, da laut "WELT" Kundenanzahlungen daran geknüpft sind. Laut Presseerklärung habe Lilium bereits erste Vorauszahlungen von eVolare erhalten und zusätzliche Neukunden gewonnen, so dass die gesamte Auftragspipeline auf 640 Lilium Jets gestiegen sei. Dabei handelt es sich allerdings vorerst nur um Absichtserklärungen für einen Kauf. Das Unternehmen geht jedoch laut Aktionärsbrief davon aus, dass man "in den kommenden Monaten bestehende kommerzielle Absichtserklärungen in verbindliche Kaufverträge für Flugzeuge umwandeln" könne. Entscheidend dafür, dass das erste Geld von Kunden fließt, dürfte allerdings vor allem der erste bemannte Flug im zweiten Halbjahr 2024 sein.

Start des kommerziellen Geschäftsbetriebs wohl frühestens Ende 2025

Im Frühjahr 2022 verschob Lilium den Beginn des kommerziellen Betriebs um ein Jahr auf 2025. Damit dieser aufgenommen werden kann, ist allerdings zuerst die Zulassung des entwickelten eVTOL nötig - und daran arbeitet das Startup aktuell offenbar verstärkt. "Wir haben damit begonnen, Formen für das erste Serienflugzeug für die Zertifizierung zu bauen […] Für die Zertifizierung werden wir mit bis zu sechs Flugzeugen arbeiten. Diese Phase wird etwa eineinhalb Jahre dauern", sagte Daniel Wiegand dem "Handelsblatt". Im Brief an die Lilium-Aktionäre heißt es, das Unternehmen habe Zertifizierungspläne eingereicht, die "100 Prozent der Lufttüchtigkeitsanforderungen der EASA für Luftfahrzeuge abdecken" würden, und sei "auf dem Weg zur endgültigen Vereinbarung des Zertifizierungsprogramms (einschließlich aller Nachweisverfahren) in der zweiten Hälfte des Jahres 2023". Man gehe weiter davon aus "kurz danach mit dem Bau des ersten Satzes musterkonformer Flugzeuge zu beginnen, mit dem Ziel den ersten bemannten Flug des musterkonformen Luftfahrzeugs in der zweiten Jahreshälfte 2024 zu erreichen. Der erste bemannte Flug markiert den Beginn der Flugerprobungskampagne, die für die Musterzulassung des Lilium Jet bei der EASA erforderlich ist". Die Erstzulassung des Lilium Jets durch die Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) werde dann für Ende 2025 erwartet. Im Anschluss wäre dann wohl auch ein kommerzieller Geschäftsbetrieb möglich.

Bei seiner Geschäftsstrategie folgt Lilium übrigens dem Vorbild des E-Autopionier Tesla und will sich laut eigenen Aussagen "zunächst auf das Segment der Premium-Privat- und Geschäftsluftfahrt" konzentrieren, in dem voraussichtlich höhere Gewinne erzielt werden können. Erst später wolle man sich der Nachfrage des Massenmarktes nach planmäßigen regionalen Shuttle-Diensten widmen.

Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: Lilium Aviation

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