Deutsche Post-Aktie unter Druck nach zurückgezogenem Ausblick für 2020
Die Deutsche Post DHL reiht sich in die Unternehmen ein, die ihre Prognose für das laufende Jahr angesichts der unsicheren Auswirkungen der Corona-Pandemie zurückziehen und die Hauptversammlung verschieben.
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Das mittelfristige Ziel eines operativen Gewinns vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 5,3 Milliarden für 2022 bekräftigte der Bonner Logistikkonzern.
Im ersten Quartal habe die Pandemie insgesamt einen "moderat negativen Effekt" für das Unternehmen gehabt. Sie habe sich auf die fünf Unternehmensbereiche sehr unterschiedlich ausgewirkt, alle hätten aber ein "positives Ergebnis" erzielt.
Die Deutsche Post sieht trotz der Corona-Krise keinen Bedarf für staatliche Finanzhilfen. "Wir sind in einer sehr stabilen Situation", sagte Post-Chef Frank Appel am Mittwoch in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Der Konzern sei sehr widerstandsfähig und "insbesondere bei der Bilanz sehr gut aufgestellt". Daher gebe es im Unternehmen keinerlei Diskussionen über mögliche staatliche Unterstützung.
Die Post hatte trotz der teuren Folgen der Coronavirus-Pandemie für die Weltwirtschaft zum ersten Quartal nicht nur negative Nachrichten zu verkünden. So verbuchte der Konzern im Express- und Frachtgeschäft, in der Lieferkettenlogistik und bei Werbepost zwar deutliche Rückgänge. Das Paketgeschäft auf dem Heimatmarkt wuchs laut Appel hingegen auf ein Niveau, wie man es normalerweise nur in der Vorweihnachtszeit sehe.
Das Management erwartet, dass der ungewohnte Paketboom erst einmal weitergeht. Daher will der Konzern jetzt Mitarbeiter aus anderen Bereichen verstärkt im Paketgeschäft einsetzen. Auch Neueinstellungen seien geplant, sagte Appel.
Von ihrem Gewinnziel für das laufende Jahr hatte sich die Post am Vorabend verabschiedet. Der über Jahre hinweg angepeilte operative Gewinn von mehr als 5,0 Milliarden Euro für 2020 ist damit aus Sicht des Vorstands nicht mehr erreichbar - selbst wenn man Sondereffekte wie die teure Einstellung des Streetscooter-Geschäfts herausrechnet. Durch die Pandemie sei die weltwirtschaftliche Entwicklung nicht absehbar.
Eine neue Prognose will das Management erst abgeben, wenn es die Entwicklung in den großen Regionen der Welt einschätzen kann. Appel hofft, dass das Geschäft in Europa und Amerika nach einer Stabilisierung der Infektionszahlen ähnlich wie in China wieder anzieht. Er zeigte sich optimistisch, dass die Weltwirtschaft die Krise im Jahr 2022 weitgehend hinter sich gelassen hat, und erwartet, dass die Post dann wie geplant einen operativen Gewinn von mindestens 5,3 Milliarden Euro erreicht.
Im ersten Quartal belastete die Coronavirus-Krise den Logistikkonzern den Angaben zufolge mit rund 200 Millionen Euro. Rechne man diesen Effekt sowie Sonderposten wie Kosten für die Einstellung der Streetscooter-Produktion sowie Einmaleffekte aus dem Vorjahr heraus, wäre der operative Gewinn um ein Viertel auf gut eine Milliarde gestiegen, analysierte Finanzchefin Melanie Kreis. Tatsächlich lag er nach vorläufigen Zahlen bei lediglich rund 590 Millionen Euro. Trotz allem stehe die Post bei der Liquidität "komfortabel" da, sagte Kreis.
Die für den 13. Mai geplante Hauptversammlung verschiebt der Konzern auf ein noch unbekanntes Datum. Beim Dividendenvorschlag von 1,25 Euro pro Aktie bleibe es, betonte Appel.
Deutsche Post in Gesprächen zu Kurzarbeit bei Tochtergesellschaften
Für einen Teil der rund 185.000 Beschäftigten in Deutschland plant der DAX-Konzern jedoch Kurzarbeit, wie Appel bestätigte. Darüber gebe es derzeit Gespräche mit den Betriebsräten. Es gehe um Mitarbeiter von Tochterunternehmen, die in Lagern für die Automobilindustrie arbeiteten. Konkrete Zahlen wollte Appel nicht nennen.
Dem Magazin "Wirtschaftswoche" zufolge, das sich auf Angaben aus Gewerkschaftskreisen beruft, könnten 4.000 Beschäftigte betroffen sein. Die Post wolle eine "maximale Zahl an Mitarbeitern" im Unternehmen halten, sagte Appel. Die Mitarbeiter seien "unglaublich stolz", mithelfen zu können, "dass dieser Planet weiterarbeiten kann". Die Gewerkschaft Verdi forderte die Post auf, über eine Vereinbarung zur Aufstockung des Kurzarbeitergelds für den Gesamtkonzern zu verhandeln. Das verweigere das Unternehmen bisher, sagte ein Sprecher.
So reagierte die Post-Aktie
An der Börse wurde der Konzern für die gestrichene Jahresprognose abgestraft. Die Post-Aktie verlor am Mittwoch via XETRA 2,05 Prozent auf 25,37 Euro.
Dow Jones Newswires / dpa-AFX
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