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Top-down-Ansatz

Die beiden entgegengesetzt wirkenden Prozessrichtungen Top-down und Bottom-up werden in den verschiedensten Bereichen der Wirtschaft und Wissenschaft genutzt: Bezeichnet Bottom-up einen Prozess vom Detail zum Abstrakten, geht der Top-down-Ansatz den umgekehrten Weg.

Top-down - vom Allgemeinen zum Speziellen

Insbesondere bei der Einschätzung von Unternehmen, die als Investment zur Auswahl stehen, spielen sowohl die makroökonomischen Zusammenhänge als auch die unternehmensspezifischen Daten wichtige Rollen. Der Top-down-Ansatz schätzt zunächst die gesamte Branche und deren Marktchancen ein.

Interessiert sich, zum Beispiel, ein Investor für ein Unternehmen, das sich auf die Gewinnung von Erdöl aus Schiefergestein mittels Fracking spezialisiert hat, wird er zunächst überprüfen, wie sich die Nachfrage nach Erdöl für die nächsten Jahre entwickeln wird. Da Öl zu den strategischen Rohstoffen gehört, die für eine Volkswirtschaft existenziell wichtig sind, und die Angebotsseite immer wieder durch geopolitische Konflikte in den traditionellen Erdöl-Gebieten beeinträchtigt werden kann und darüber hinaus die Vorkommen endlich sind, spricht die Branche zunächst für das Unternehmen. Allerdings stellt sich die Frage nach der Umweltverträglichkeit der Technologie, die der Investor auf der Grundlage von wissenschaftlichen Studien und Erfahrungsberichten für sich beantworten kann. Bislang bewegt er sich aber immer noch auf der allgemeinen Ebene, um bei starken Argumenten für das Investment weiter ins Detail zu gehen.

Das geopolitische Umfeld des zu untersuchenden Unternehmens beeinflusst wichtige Kostenfaktoren, wie zum Beispiel die Tiefe des Vorkommens, die sich auf den Aufwand zur Gewinnung auswirkt. Beim Studium der Unternehmenszahlen selbst wird der Investor also die äußerlichen Gegebenheiten des Unternehmens, wie beispielsweise die politische Stabilität oder die infrastrukturellen Voraussetzungen, mit einbeziehen müssen, will er schlüssige Folgerungen aus der Analyse der betriebswirtschaftlichen Auswertungen ziehen. Dazu tragen u. a. auch Gutachten bei, die zur Haltbarkeit der technischen Ausrüstung angesichts der extremen Beanspruchung beim Fracking Auskunft geben. Schließlich schlagen sich die notwendigen Re-Investitionen auf der Kostenseite und damit den anzusetzenden Preis nieder.

Darüber hinaus müssen die wichtigen Kennzahlen, wie zum Beispiel Return-on-Invest, Return-on-Sales o. a., studiert werden, um Auskunft über die Effizienz oder Umsatzrentabilität und damit die Chancen für ein Investment zu erhalten. Anhand dieser Kennzahlen und im Kontext mit dem Branchenumfeld erhält der Investor die wichtigen Informationen, um den Aktienkurs des Unternehmens werten oder eine Beteiligung in Erwägung ziehen zu können.

Top-down-Ansatz in anderen Bereichen

Diese Analyse- oder Arbeitsmethode findet über die Wirtschaft hinaus auch in anderen Bereichen Anwendung. Beispielsweise kann bei der Software-Entwicklung ebenfalls von abstrahierten Objekten zum Detail vorgegangen werden wie auch in der Ökologie, wenn die Populationsdichte als Ausgangsbasis zur Entwicklung von Strategien angesetzt wird. Auch das Marketing, das die optimale Gestaltung eines Verkaufsgesprächs unter der Maßgabe der Verkaufspsychologie entwickelt, nutzt diese Herangehensweise.

Die Ableitung vom Allgemeinen zum Speziellen entspricht damit den Begriffen Deduktion oder Dekomposition, die zum einen das gedankliche Herabführen von einem allgemeinen Begriff zu einem besonderen oder konkreten und zum anderen die Zerlegung eines Ganzen in einzelne Teile beinhalten.