Sharpe Ratio
Als Kennzahl für das Verhältnis der Überrendite einer Geldanlage zum jeweiligen Risiko wurde die Sharpe Ratio oder auch Reward-to-Variability-Ratio, von William F. Sharpe, einem US-amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler, entwickelt. Als Überrendite wird die Rendite bezeichnet, die über den garantierten Zinssatz hinausgeht.
Da es keine einheitlichen Festlegungen zur Bestimmung eines risikolosen Zinssatzes gibt, muss er für jede zu analysierende Situation individuell definiert werden. Dabei gelten die Zinssätze jeweils für eine ausgewählte Währung sowie für einen bestimmten Anlagezeitraum. In der Regel wird ein risikoloser Zinssatz dem Geld- oder Kapitalmarkt entlehnt. Wenn also ein äußerst zahlungskräftiger Schuldner für eine festgelegte Laufzeit für eine Währung einen Zinssatz zahlen muss und die Laufzeit mit der der Geldanlage übereinstimmt, kann dieser Zinssatz als Referenz herangezogen werden.
Deswegen eignen sich insbesondere die Verzinsungen von Staatspapieren oder sicheren Bankanlagen als risikoloser Zinssatz. Beispielsweise werden für den Euro bei langfristigen Geldanlagen die Renditen der Bundesanleihen mit der entsprechenden Laufzeit verwendet. Die Überrendite bezeichnet die Differenz zwischen der erwirtschafteten Rendite und dem risikolosen Referenzzinssatz.
Die Sharpe Ratio dient grundsätzlich dazu, Geldanlagen im Nachhinein zu vergleichen. Dazu wird die Überrendite ins Verhältnis zum Risiko gesetzt. Das Risiko wiederum bezieht sich auf die Volatilität, also das Maß der Schwankungen, das für die gesamte Rendite erhoben wird.
Beispiel - Sharpe Ratio:
Ein Investor will sich zwischen zwei Geldanlagen entscheiden, die beide eine erwirtschaftete Rendite von 15 Prozent für sich verzeichnen. Da die Volatilität allerdings unterschiedlich stark ausfiel, kann er die Geldanlage bevorzugen, die eine geringere Volatilität aufweist. Schwieriger stellt sich der Fall dar, wenn eine der Geldanlagen eine etwas niedrigere Rendite, dafür aber auch ein geringeres Risiko aufweist.
Die Sharpe Ratio gibt daher folgenden Aufschluss:
Die Überrendite, also die über den garantierten Zinssatz hinausgehende Rendite pro Jahr, gehört in den Zähler. Hat der Investmentfonds eine gesamte Rendite von zehn Prozent realisiert und beträgt der risikolose Geldmarktzins drei Prozent, beträgt die Überrendite sieben Prozent.
Diese muss nun ins Verhältnis zur Volatilität gesetzt werden. Zur Berechnung der Volatilität wird die empirische Standardabweichung herangezogen. Wichtig ist, dass beide Rechengrößen annualisiert, also auf das Jahr hochgerechnet werden. Aus dem Verhältnis von Überrendite und Volatilität kann nun die Sharpe Ratio abgelesen werden: Beträgt diese mehr als 1 (>1), konnte eine höhere Rendite im Vergleich zur risikofreien Geldmarktanlage eingefahren werden. Gleichzeitig wird eine Aussage getroffen, wie sich die Überrendite zum eingegangenen Risiko verhält. Eine Sharpe Ratio unter 0 (<0), also ein negatives Ergebnis, bedeutet, dass die Rendite der Geldmarktanlage nicht übertroffen werden konnte.
Damit bietet die Sharpe Ratio ein wichtiges Entscheidungskriterium, wenn sich beispielsweise zwei Fonds bei gleichen Bedingungen hinsichtlich ihrer Renditen und Volatilitäten unterscheiden. Der höhere Wert der Sharpe Ratio sollte dann der ausschlaggebende Punkt sein.
Sharpe Ratio: Probleme bei der Anwendung
Zum einen ist natürlich der jeweils verwendete Referenzzinssatz entsprechend der Laufzeiten der Geldanlagen auszuwählen, wobei ein in der Zukunft liegender Zinssatz nicht zulässig ist. Darüber hinaus sind die Aussagen einer Sharpe Ratio für den negativen Bereich nur unzulänglich, schließlich würde ein höheres Risiko in diesem Fall zu einer verbesserten Sharpe Ratio führen.
Des Weiteren kann die Sharpe Ratio keinerlei Aussagen zur Zusammensetzung des gesamten Risikos einer Geldanlage aus unsystematischen und systematischen Risiken treffen. Insbesondere das unsystematische Risiko lässt sich nämlich durch weitere Anlagen reduzieren. Natürlich spielt auch das Risikoprofil des jeweiligen Anlegers eine wichtige Rolle. Wird nämlich das Risiko aus Sicht eines risikofreudigen Anlegers im Verhältnis zu Rendite zu hoch gewichtet, könnten konservative Anlagen eine deutliche Überbewertung erfahren.
Zur Einschätzung des systematischen Risikos wird eine weitere Kennziffer, die Treynor-Ratio, genutzt, die Sharpe Ratio analysiert das gesamte Risiko eines Portfolios.