"Nicht dramatisch"

Lane: EZB-Entscheidungen waren kein großes Lockerungspaket

26.09.19 20:12 Uhr

Lane: EZB-Entscheidungen waren kein großes Lockerungspaket | finanzen.net

Der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), Philip Lane, sieht die jüngsten geldpolitischen Entscheidungen der Notenbank im September nicht als großes Lockerungspaket.

"Aus meiner Sicht war das kein so großes Paket," sagte er im Interview mit dem Handelsblatt. Die EZB hatte den Einlagenzins um 0,1 Prozentpunkt auf minus 0,5 Prozent gesenkt und den Zinsausblick angepasst. Das sei "nicht dramatisch", so Lane. Die vom Rat beschlossenen Anleihezukäufe von nur 20 Milliarden Euro pro Monat seien zudem viel weniger als das Maximum von monatlich 80 Milliarden in der Vergangenheit.

Die Entscheidungen der EZB zur Lockerung der Geldpolitik waren im Rat der Notenbank umstritten. Lane führt dies darauf zurück, dass "die wirtschaftliche Situation nicht so eindeutig ist". Man habe es mit "einer vorrübergehenden Schwäche der Wirtschaft zu tun, aber es gibt keine Rezession und das Risiko einer Deflation ist derzeit gering." Entscheidend sei, dass es weitgehende Einigkeit gebe, dass die Notenbank in dieser Situation handeln müsse. Verschiedene Meinungen habe es nur zu Umfang und Art der Maßnahmen gegeben.

Mehrere Ratsmitglieder der Notenbank hatten nach der Entscheidung Mitte September vor allem den Beschluss zur Neuauflage der Anleihekäufe von monatlich 20 Milliarden Euro kritisiert. Manche Ökonomen glauben, dass die EZB dadurch bald an ihre selbstgesteckte Grenze stößt, wonach sie nur rund ein Drittel der Staatsanleihen eines Landes kaufen darf. Diese Gefahr sieht Lane selbst für Länder wie Deutschland jedoch nicht. "Nach unserer Berechnung wird das für einen längeren Zeitraum kein Problem werden," sagte er. "Würden wir hier mögliche Einschränkungen in der näheren Zukunft sehen, dann hätten wir das in der Kalibrierung der zusätzlichen Ankäufe berücksichtigt." Lane verwies darauf, dass die Erfahrung gezeigt habe, dass Investoren eine größere Bereitschaft hätten, Anleihen zu verkaufen. Dies mache der EZB das Leben einfacher.

FRANKFURT (Dow Jones)

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