Benjamin Feingold-Kolumne

Cannabis-Aktien - welken sie schon?

28.11.18 11:01 Uhr

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Nach dem Hype der vergangenen Monate um die Marihuana-Aktien wie Tilray oder Canopy Growth ist Ernüchterung eingetreten. Die Titel verloren sehr deutlich und sind nichts für schwache Nerven. Allerdings ist die Hanfbranche sehr vielfältig und breit aufgestellt. Daher eignen sich die Titel als Beimischung im Depot.

Auf blühende Landschaften mit üppigen Kursgewinnen bei Cannabis-Firmen haben sich viele Anleger gefreut, als Kanada im Juli beschloss, den Anbau, Handel und Konsum von kleinen Mengen Cannabis ab Oktober zu legalisieren. Dennoch konnte diese Freigabe den Aktien keinen Schub mehr verleihen, sie waren zuvor deutlich gestiegen und Gewinnmitnahmen sorgten für einen Kurssturz. Selbst die großen Titel wie Tilray, Aurora und Canopy Groth brachen ein und verloren rund 50 Prozent vom jüngsten Hoch.

Tilray nimmt den US-Markt ins Visier

Grund für die Kurseinbrüche waren enttäuschende Quartalszahlen. Der Branchenprimus Tilray aus Kanada hat im vergangenen Quartal den Umsatz zwar annähernd auf 10 Mio. US-Dollar verdoppelt. Dabei hat sich der Verlust aber auf 18,7 Mio. Dollar verzehnfacht. Die Zahlen stammen allerdings von vor der Legalisierung von Cannabis in Kanada für Konsumzwecke am 17. Oktober. Der durchschnittliche Verkaufspreis von Tilray um fast 20 Prozent auf 6,21 US-Dollar (7,98 kanadische Dollar) je Gramm gesunken. Der Konzern führte das darauf zurück, dass der Anteil der Großmengenverkäufe an den Konzernerlösen gestiegen sei.

Vorstandschef Brendan Kennedy richtete seinen Blick daher umso stärker auf die Zukunft. Tilray habe 500 Mio. Dollar Cash und könne daher "sehr schnell" in den USA investieren, wenn es dort eine Legalisierung von Cannabis auf Bundesebene geben sollte, oder wenn ein Gesetz den Bundesstaaten die Erlaubnis geben würde, Marihuana zu legalisieren, ohne dass sich die Regierung in Washington einmische. Allerdings dürfte Tilray in den USA auf einige gut vorbereitete heimische Anbieter treffen, immerhin stammen fünf der zehn größten an Kanadas Börsen notierten Cannabis-Hersteller aus den USA, wie MedMen Enterprises und Curaleaf Holdings.

Dennoch hat die Tilray-Aktie inzwischen einen Teil der Verluste von nach der Zahlenvorlage wieder wettgemacht, ist mit einer Börsenbewertung von rund 10 Milliarden Dollar dennoch sehr hoch bewertet.

Canopy Growth verbucht Umsatzrückgang

Beim Wettbewerber Canopy Growth sank der Umsatz vom zweiten auf das dritte Quartal von 25,9 Mio. auf 23,3 Mio. kanadische Dollar. Analysten hatten allerdings 59,1 Mio. vorhergesagt. Die Beschwichtigungen von Vorstandschef Bruce Linton haben Investoren nicht überzeugt. "Es ist das erste Mal in unserer Historie, dass wir tatsächlich eine Abschwächung hatten, aber ich glaube es war mehr eine Ablenkung als ein Muster", sagte Linton.

Eine deutliche Diskrepanz zwischen Unternehmenszahlen und Analystenerwartungen. Die Analysten haben reagiert und ihre Umsatzschätzungen für das Fiskaljahr 2018/19, das im März endet, kräftig auf 269 Mio. kanadische Dollar gesenkt. Das wäre ein Umsatzplus von rund 250 Prozent. Jene für das Geschäftsjahr 2019/20 sind ebenfalls deutlich eingedampft worden auf 781 Mio. kanadische Dollar.

Im vergangenen Quartal hat der Konzern den durchschnittlichen Verkaufspreis um mehr als 20 Prozent auf 9,87 kanadische Dollar je Gramm gesteigert. Zudem habe sich der Absatz seit Anfang November gegenüber dem Zeitraum 17. bis 31. Oktober mehr als verdoppelt. Obwohl sich die Canopy-Aktie zuletzt etwas erholt hat, liegt sie immer noch um rund zehn Prozent unter dem Niveau von vor der Zahlenvorlage. Damit liegt der Börsenwert bei 10,8 Mrd. kanadische Dollar - das ist das 13,8-Fache des Umsatzes für das Fiskaljahr 2019/20. Die Bewertung ist damit deutlich niedriger als bei Tilray, dennoch ist das Niveau hoch, wenngleich Canopy laut den Schätzungen der Analysten in dem Jahr den Sprung in die schwarzen Zahlen schaffen soll.

Investmentideen

Die Cannabisbranche dürfte in den kommenden Jahren von einer weiteren Legalisierung profitieren, nicht nur für den Konsum. Im medizinischen Bereich hat etwa GW Pharmaceuticals jüngst eine erfolgreiche zweite Phase 3 für ihr medizinisches Hanf-Produkt gegen eine schwere Form von Epilepsie bei Kindern in den USA erreicht. Es wäre das erste Produkt seiner Art, das in den USA eine Zulassung bekäme. Für Anleger gibt es neben dem direkten Aktienengagement nur wenige Alternativen. Die HVB bietet auf Tilray und Canopy Growth Optionsscheine für risikobereite, kurzfristig orientierte Anleger an. Hier bieten sich aufgrund der hohen Volatilität niedrig gehebelte Papiere an: Tilray (HX59KB, Hebel 3,7) und Canopy Growth (HX53HR, Hebel 4). Die Laufzeiten enden im März 2019 und im Juni 2019.

Ein Alternative ist der erste aktiv gemangte Hanf-Fonds hierzulande, der am 3. Dezember live gehen wird (WKN: A2N84J). Die Firma ws-hc Werkhausen & Stehr Hanf Consulting UG aus Hamburg ist der Initiator und Advisor des Hanf-Aktienfonds. Dort ist geplant rund 35 Unternehmen aufzunehmen, die in der Hanfwirtschaft tätig sind, etwa beim Anbau oder der Verarbeitung von Hanf, beim Konsum, aber auch angrenzende Bereiche wie etwa die Bauwirtschaft sind vertreten. Der geografische Schwerpunkt liegt bei den nordamerikanischen Gesellschaften. Die Gebühren betragen maximal 1,65 Prozent im Jahr plus eine Erfolgsgebühr von 20 Prozent im Jahr, wenn die Fondsrendite über 6 Prozent (Hurdle Rate) liegt. Der max. Aufgabeaufschlag liegt bei 5 Prozent.

Benjamin Feingold ist seit mehr als 20 Jahren Börsianer und langjähriger Redakteur bei Börse Online sowie bei der Financial Times Deutschland gewesen. Zusammen mit Daniel Saurenz gründete er 2013 das Investmentportal Feingold Research, das täglich Analysen und Investmentideen zur Börsenentwicklung veröffentlicht.

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