Studie zum Thema Schulden

Deutsche Schuld-Gefühle

14.06.15 19:00 Uhr

Deutsche Schuld-Gefühle | finanzen.net

Gemeinsam mit TNS Emnid untersuchte der international tätige Forderungsmanager KRUK Emotionen und Meinungen zum Thema Schulden.

von Piotr Krupa, Gastautor von Euro am Sonntag

Beim Thema Schulden sind deutsche Verbraucher vielfach in der Zwickmühle: Schulden machen gilt einerseits als üblich und wird andererseits als hoch riskant angesehen. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Studie, die KRUK im März 2015 in Kooperation mit dem Forschungsinstitut TNS Emnid durchgeführt hat.

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Im Rahmen der "KRUK Schuldenwelten-Studie 2015 - Emotionen und Meinungen zu Schulden in Deutschland" untersuchten wir als Experte für Verbraucherfinanzen erstmals die Meinungen und Gefühle deutscher Verbraucher zu Schulden und Überschuldung. Das war bis dato Neuland: Es gibt zwar detaillierte Untersuchungen zur Sozialstatistik von Schulden - aber die mit Schulden verbundenen Emotionen wurden bisher nicht systematisch untersucht.

Für ein erfolgreiches Forderungsmanagement sind Gefühle und Werte jedoch besonders wichtig. Denn wer Menschen mit Schulden helfen will, muss verstehen, wie sie denken und was sie fühlen. Damit beschäftigt sich KRUK schon lange und zielt daher auf einvernehmliche Einigungen mit den Schuldnern und Ratenzahlungen im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten.

Die gute Nachricht: Schulden sind kein Grund für Scham. Das Thema hat ein großes Stück von seinem Tabu verloren. Weniger Menschen als angenommen verbinden Schulden mit negativen Gefühlen, wie etwa Scham (43 Prozent) oder Erniedrigung (37 Prozent). Vier von zehn Befragten (38 Prozent) finden sogar, es sei ganz normal, Rechnungen oder Kreditraten nicht rechtzeitig zu bezahlen. Bei jungen Menschen unter 30 Jahren gelten Schulden überdurchschnittlich oft als normal. Sie gehen zu 73 Prozent davon aus, dass Verschuldung heute zum Leben dazugehört.

Trotzdem nehmen Verbraucher Schulden nicht auf die leichte Schulter: Mit 90 Prozent ist die überwältigende Mehrheit überzeugt, dass man Schulden vermeiden sollte, wenn sie nicht ­­unbedingt nötig sind, und 67 Prozent ­bezeichnen Kredite sogar als "sehr riskant". Auch unter emotionalen Gesichts­punkten sind sie ein Ausnahmezustand: Die am häufigsten genannten Emotionen sind Stress (67 Prozent) und Verunsicherung (64 Prozent), gefolgt von Angst (59 Prozent) und Ruhelosigkeit (58 Prozent).

Damit sehen wir unsere Erfahrungen aus der Praxis bestätigt: Schulden lassen kaum jemanden kalt. Nur 16 Prozent bringen Gleichgültigkeit mit dem Thema in Verbindung. Für 54 Prozent wäre es eine Erleichterung, Schulden zu begleichen. 40 Prozent wären stolz auf zurückgezahlte Beträge und sehen folglich in der Schuldentilgung eine besondere Leistung.

Die meisten Menschen wollen
ihre Schulden zurückzahlen

Der emotionale Sprengstoff von Schulden spiegelt sich auch in der Motivation wider, sie zu begleichen. Für sechs von zehn Verbrauchern in Deutschland (59 Prozent) ist die Familie der wichtigste Grund, Schulden zu bezahlen. Ihre Ruhe und Sicherheit sei sonst beeinträchtigt. Auch unter den folgenden Gründen sind mit "ein ehrlicher Mensch sein" (45 Prozent) und "ein ruhiges Gewissen" (38 Prozent) ethische Werte wichtiger als finanzielle Motive wie der Zugang zu neuen Darlehen.

Dementsprechend hält die Mehrheit der Deutschen Schulden auch nicht für ein Charakterproblem. 39 Prozent führen Überschuldung auf äußere Umstände wie Arbeitslosigkeit und Krankheit zurück. 15 Prozent glauben, eine übermäßige Verschuldung könne jeden treffen.

Das ist eine hoffnungsvolle Entwicklung: Schulden sind kein Tabuthema mehr. Leider führen Vorurteile und Angst jedoch noch oft dazu, dass Schuldner sich verstecken und das Problem sich für sie nur verschlimmert. Unsere Erfahrung zeigt, dass die meisten Menschen ihre Schulden zurückzahlen wollen, vielfach nur nicht wissen, wie sie das bewerkstelligen sollen. KRUK setzt daher auf Aufklärung, Hilfsangebote und einen partnerschaftlichen Umgang. So soll den von Überschuldung betroffenen Menschen die Scheu genommen werden, sich zu melden und sich - etwa mit der Zahlung machbarer, individuell kalkulierter Raten - aus der Schuldenfalle zu befreien.

zur Person:

Bildquellen: KRUK, hfng / Shutterstock.com