Unternehmensgröße: Warum kleine Teams besser arbeiten
Mehrere Studien belegen, dass kleinere Teams in der Regel effizienter arbeiten und besser durch Krisen kommen als große Arbeitseinheiten. Warum ist das so und was ist die ideale Unternehmensgröße?
Große Unternehmen haben mehr Angestellte und sind entsprechend besonders produktiv - diese Vorstellung haben viele Menschen. Dass es in der Realität anders aussieht, hat beispielsweise das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) in einer Studie aus dem Jahr 2019 festgestellt. In der zugehörigen Pressemitteilung heißt es: "Ein Blick auf die Daten zeigt: Die weit verbreitete Vorstellung, dass große Unternehmen produktiver sind, trifft lediglich im Verarbeitenden Gewerbe zu. Bei gewerblichen Dienstleistungen sind kleine und mittlere Unternehmen (KMU) nicht nur besonders stark vertreten, sondern meist auch produktiver." Aber woran liegt das?
Ein Mensch kann bis zu 150 Personen innerlich verwalten
Klar ist, dass Unternehmen bis zu einem gewissen Grad wachsen müssen, damit die Angestellten nicht überlastet werden. Ab einem bestimmten Punkt wird es jedoch schwierig - zumindest, wenn die Teams nicht aufgeteilt werden und Menschen nur noch Ressourcen sind. Denn dann sind die Angestellten nur noch Ressourcen und können sich nicht mehr individuell entfalten, so t3n. Außerdem habe das Management bei zu großen Teams nur noch einen sehr groben Einblick in den tatsächlichen Arbeitsalltag, was sich wiederum auf die Firmenorganisation auswirke. Wenn man mit immer neuen Kolleginnen und Kollegen zusammenarbeitet und sich kaum noch kennt, werde der Arbeitsplatz zu unpersönlich und unübersichtlich. "Dunbar’s Zahl", so das Informationsportal, sei ein guter Richtwert für die maximale Größe, die ein Team haben sollte. Ihren Namen hat die Zahl von Evolutionspsychologe Robin Dunbar geerbt, der herausfand, dass ein Mensch bis zu 150 Personen innerlich verwalten kann. Größer als 150 Personen sollte demnach kein Team sein, sonst komme es zur Entfremdung.
Viele Köche verderben den Brei - große Meetings sind das beste Beispiel
Manche erfolgreichen Unternehmen scheinen sich diese Zahl zu Herzen zu nehmen. So soll etwa das Technologie-Unternehmen Gore jedes Team immer dann aufteilen, wenn über 200 Personen darin arbeiten. Die Einheiten werden laut t3n in Cluster zusammengefasst, so dass sie weiterhin auf kurzen Wegen zusammenarbeiten können - aber dennoch in sich gut organisiert bleiben.
Dass viele Köche auch in großen Firmen den Brei verderben, veranschaulicht Philipp Kolo, Personalberater bei der Boston Consulting Group, gegenüber Telecom Handel am Beispiel Online-Meetings: "Es gibt ein paar Trends, die dazu geführt haben, dass Meetings während der Corona-Krise ineffizient wurden […] Mehr Leute in einem Meeting zuzuschalten, ist in einer Videokonferenz sehr einfach. Das hat Vorteile, es bedarf aber auch einer sehr viel höheren Stringenz im Meetingmanagement." Häufige Beschwerden gebe es etwa wegen überflüssigen Wortmeldungen.
Kleine Teams sind flexibler und damit oft produktiver
Passend dazu schreibt MIT-Dozent Donald Sull in einem Beitrag für die Harvard Business Review: "Müssen sich erfolgreiche Unternehmen größeren Veränderungen stellen, schaffen sie es oft nicht, wirkungsvoll zu reagieren."
Schlussendlich gibt es nicht die perfekte Unternehmensgröße, aber innerhalb eines Unternehmens sollten die einzelnen Teams nicht zu groß werden - denn die Wissenschaft belegt, dass Kleingruppen meist effizienter und flexibler zusammenarbeiten und oft auch zu besseren Ergebnissen kommen.
Redaktion finanzen.net
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