Deutsche Startups: Wieso Frauen so selten zu Gründerinnen werden
In vielen deutschen Großstädten hält der Boom in der Gründerszene weiter an, doch schaut man sich die Startups einmal genauer an, fällt auf, dass der Trend größtenteils ohne weibliche Gründer stattfindet.
Startup-Szene mit schlechter Frauenquote
Eine aktuelle Studie des Female Founders Monitor brachte nun erstaunliche Ergebnisse zum Vorschein. Demnach sind nur 15,1 Prozent aller Gründer Frauen. Das niedrige Ergebnis überrascht besonders im Vergleich mit anderen Zahlen, denn bei den Existenzgründungen liegt die Frauenquote bei 40 Prozent. Somit wagen deutlich mehr Frauen den Schritt in die Selbstständigkeit, als in die Gründung eines Startups. Dies widerlegt auch das Argument vieler, Frauen würden aus mangelnder Risikobereitschaft der Startup-Szene fernbleiben. Der Female Founders Monitor befragte außerdem Männer und Frauen bei einer repräsentativen Umfrage, ob sie sich vorstellen können, ihr eigenes Unternehmen zu gründen und die Ergebnisse liegen dicht beieinander. Insgesamt 39 Prozent der Männer und immerhin 32 Prozent der Frauen bejahten die Frage. Zwar ist auch hier eine Diskrepanz erkennbar, jedoch nicht annähernd so gravierend wie die Gesamtzahl der Gründerinnen eventuell vermuten lässt. Die Umfragewerte geben also keine Auskunft darüber, wo die Gründe dafür liegen, dass der Frauenanteil unter den Startup-Gründern in Deutschland so gering ausfällt.
Die Zahlen im Blick
Ein Gründer muss entgegen des allgemeinen Mythos nicht gleich nach der Uni in der Startup-Szene durchstarten. Das Gegenteil ist meist der Fall, wie auch die Zahlen beweisen, denn sowohl die männlichen Neugründer, als auch die weiblichen, sind im Schnitt 35 Jahre alt und lediglich jeder dritte Gründer ist noch in den Zwanzigern. Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern sind dann erst wieder beim Thema der vorhandenen Berufserfahrung erkennbar. Hier sind es 14 Prozent bei den Herren und nur neun Prozent bei den Damen, die keine Berufserfahrung vorweisen können. Das Ergebnis spiegelt sich auch bei der durchschnittlichen Berufserfahrung in Jahren wider. Während die Frauen im Schnitt auf insgesamt neun Jahre kommen, sind es bei den meisten Männern nur acht. In Sachen Bildungsabschluss liegen beide dann wieder gleich auf. Rund 80 Prozent aller Gründer und Gründerinnen haben entweder eine Universität, Hochschule oder eine Fachhochschule besucht. Jedoch hat nur jeder/jede Vierte diese dann auch mit einem Abschluss beendet.
Der wissenschaftliche Hintergrund fehlt
Die akademische Ausrichtung der Männer und Frauen in der Gründerszene zeigt die Unterschiede recht deutlich. Es dürfte wenig verwundern, dass ein Großteil der Gründer einen wirtschaftswissenschaftlichen Hintergrund aufweist. Doch während bei Männern auch Ingenieurwissenschaften und Informatik mit jeweils knapp 20 Prozent aller Gründungen stark repräsentiert sind, wagen nur wenige Frauen aus den technischen Studiengängen den Schritt in die Startup-Szene. Lediglich 5,6 Prozent aller weiblichen Gründerinnen haben Informatik, Mathematik oder Computer Science studiert. Die Zahl der Absolventinnen der Ingenieurwissenschaften ist mit 9,3 Prozent immerhin etwas höher. Studentinnen der Geisteswissenschaften, der Künste und aus dem Grafikdesign gründen hingegen deutlich öfter und diese Ungleichverteilung ist in der Digitalbranche deutlich zu spüren. Da Gründerinnen deutlich seltener einen technischen Studienhintergrund besitzen, sind sie nicht nur generell, sondern vor allem in der Techbranche unterrepräsentiert.
Fehlende Vernetzung und weniger Wachstumskapital
Der Female Founders Monitor sieht einen entscheidenden Grund in der Kommunikation, denn Gründerinnen scheinen seltener dazu zu neigen, sich lokal zu vernetzen. Diese fehlende Vernetzung ist sicherlich ein entscheidender Faktor, der sich auf alle Aspekte des erfolgreichen Gründens auswirkt. Denn ohne eine feste Integration ins Unternehmensgründernetzwerk und den Zugang zu Investoren sinken die Erfolgschancen weiblicher Gründerinnen drastisch. Gleich mehrere Studien belegen, dass auch die Kapitalsuche sich für weibliche Gründer als eine viel größere Herausforderung gestaltet. Der AcceleratorMasschallenge und die Unternehmensberatung BCG verglichen im Juni vergangenen Jahres insgesamt 350 Startups auf der ganzen Welt und das Ergebnis ist deutlich. Während Teams aus ausschließlich männlichen Gründern im Schnitt etwa zwei Millionen US-Dollar von Investoren bekamen, erhielten Teams mit Frauen, mit rund einer Millionen US-Dollar, dagegen rund die Hälfte.
Redaktion finanzen.net
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