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Wie ein langer Bewerbungsprozess zum Erfolg wird

08.04.24 22:29 Uhr

Gewappnet für einen immer längeren Bewerbungsprozess: So bekommen Bewerber ihren Traumjob! | finanzen.net

Das Bewerbungsgespräch ist die große Chance auf den Traumjob. Allerdings zeigen neue Untersuchungen, dass die Einstellung von Mitarbeitern schwieriger ist denn je: Die Zeit bis zur Einstellung hat ein neues Allzeithoch erreicht. Umso wichtiger ist es, persönlich zu punkten und einen positiven bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

Wirtschaftliche Unsicherheit begründet längere Vorstellungsgespräche

Immer mehr Arbeitssuchende sehen sich einem nicht enden wollenden Bewerbungsmarathon ausgesetzt. Untersuchungen des Global Talent Climate Report zeigen, dass die Zeit bis zur Einstellung in den letzten vier Jahren kontinuierlich gestiegen ist. Faktisch habe die Zeit, die für die Einstellung eines neuen Mitarbeiters benötigt wird, im Jahr 2023 ein Allzeithoch erreicht, so die Herausgeber des Reports, Josh Bersin Company und AMS. Während die Ernennung von Mitarbeitern vor einem Jahr rund 43 Tage dauerte, stieg diese im ersten Quartal 2023 um einen ganzen Tag auf durchschnittlich 44 Tage an.

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Ein Grund dafür sei die Zunahme der Remote-Arbeit, die zu mehr Wettbewerb um Arbeitsplätze führe, heißt es auf Forbes. Dadurch hätten Arbeitgeber das Gefühl, mehrere Alternativen zu haben. Außerdem sei die Einstellung, das Onboarding und die Schulung neuer Mitarbeiter kostspielig, erläutert der Lebenslauf- und Arbeitsplatzexperte Richard Lambert gegenüber dem Nachrichtensender CNBC. Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Unsicherheit hätten die Unternehmen Angst, falsche Entscheidungen zu treffen und möchten sich entsprechend Zeit nehmen, um den optimalen Kandidaten zu finden. Als Konsequenz müssen Bewerber mehrere Vorstellungsrunden, Tests und sogar Arbeitsproben erbringen, ohne eine Gegenleistung erwarten zu können.

Reflektion der eigenen Erwartungen und Optimierung der Herangehensweise

Lambert betont gegenüber CNBC: "Es ist besser, sich von einem schnellen und einfachen Interviewverfahren überraschen zu lassen, als von dem mühsameren Verfahren überrascht zu werden." Um Frustration über lange Vorstellungsgespräche zu bewältigen, sei es laut dem Karrierecoach und Lebenslaufexperte Steven Leitch sinnvoll, Klarheit über den Bewerbungsprozess zu schaffen - sprich über die Anzahl der Interviewrunden, Tests und den geschätzten Zeitrahmen. Hierbei sei eine offene Kommunikation mit dem Personalverantwortlichen oder Personalvertreter hilfreich. Überdies solle man den mittlerweile normalen langen Interviewprozess als Standard nehmen. Die ehemalige Unternehmensberaterin Ayomi Samaraweera, hat neun Interviewrunden für einen Job durchlaufen. Gegenüber CNBC betont sie, dass es wichtig ist, im Vorhinein sicherzustellen, dass die Möglichkeiten, die der Job einem eröffnet, mit den eigenen Erwartungen übereinstimmt. Außerdem sei es laut Forbes hilfreich, sich anderen Menschen anzuvertrauen und nach Unterstützung zu suchen - zum Beispiel von Freunden oder anderen Arbeitssuchenden, die einen ähnlich langen Bewerbungsprozess durchlaufen.

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Vor allem solle man sich Zeit zu nehmen, um die Gelegenheit auf der Grundlage der persönlichen und beruflichen Ziele zu bewerten, rät der Karrierecoach und Lebenslaufexperte Steven Leitch. Es sei empfehlenswert, sich den Ruf, die Kultur und die Wachstumsaussichten des Unternehmens anzuschauen und mit den eigenen Werten vergleichen, erläutert er gegenüber CBNC und fügt hinzu: "Berücksichtigen Sie das Potenzial der Position für Lernen, Karriereentwicklung und Aufstieg. Bewerten Sie, ob die Gelegenheit mit Ihren langfristigen Zielen übereinstimmt und ob sich die Investition von Zeit und Mühe lohnt."

Darüber hinaus solle man während eines langen Vorstellungsgesprächs stets nach alternativen Stellenangeboten Ausschau halten, um sich alle Optionen offenzuhalten, empfiehlt Leitch. Letztendlich habe man durch alternative Jobangebote auch einen größeren Hebel im Verhandlungsprozess. Samaraweera ergänzt gegenüber CBNC, dass dies auch dazu beiträgt, über die sich ändernden Anforderungen in der Branche auf dem Laufenden zu bleiben.

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Sollte man im Bewerbungsprozess mit verschiedenen Personen eines Unternehmens in Kontakt treten, sei es wichtig, bei der Beantwortung ähnlicher Fragen konsequent zu bleiben. Laut Leitch können Bewerber hier punkten, indem sie ihre Antworten an den spezifischen Kontext und die beteiligten Personen anpassen, da nicht jeder über denselben Informationsstand verfügt

Laut Forbes kann es zudem motivieren, jedes Vorstellungsgespräch als Networking-Übung zu sehen. Anstatt sich nur auf die Jobzusage zu konzentrieren, solle man den Prozess als Möglichkeit sehen, langfristige Beziehungen aufbauen. Dies könne dazu beitragen, dass man einen bleibenden Eindruck hinterlässt und auch für weitere offene Stellen im Unternehmen Betracht gezogen wird.

Worauf Bewerber achten sollten

Immer häufiger bitten personalverantwortliche Bewerber eine Arbeitsprobe zu leisten, also spezielle Aufgaben während des Vorstellungsgesprächs zu erstellen. Sollte man den Job nicht erhalten, bestehe Forbes zufolge das Risiko, dass das Unternehmen die Ideen dennoch verwendet. Folglich sollte man dafür sorgen, dass die eigenen Ideen urheberrechtlich geschützt sind und den potenziellen Arbeitgeber im Vorstellungsgespräch davon in Kenntnis setzen.
Letztendlich solle man der eigenen Intuition zu vertrauen und auf Warnsignale wie mangelnde Transparenz und Respektlosigkeit achten, rät Leitch.

Redaktion finanzen.net

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