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Die häufigsten Fragen im Vorstellungsgespräch - so beurteilen Personaler die Kandidaten

14.02.24 06:22 Uhr

Die häufigsten Fragen im Vorstellungsgespräch - so beurteilen Personaler die Kandidaten | finanzen.net

Ein guter Lebenslauf allein reicht oft nicht aus, um den neuen Traumjob zu bekommen: Personaler achten in Bewerbungsgesprächen auch auf andere Merkmale des Bewerbers. Diese Fragen im Job-Interview sollten richtig beantwortet werden, um in die nähere Auswahl zu kommen.

Nicht jedes Bewerbungsgespräch ist professionell aufgezogen: Laut einer Bewerber-Befragung des Kölner Marktforschungsinstitut Respondi für Viasto aus dem Jahr 2018 erlebten nur 40 Prozent der mehr als 1.000 Studienteilnehmer im Job-Interview einen gut vorbereiteten Personaler. Und ganze 32 Prozent der Befragten hatten während ihres Gesprächs gar keinen Kontakt zum HR-Verantwortlichen des jeweiligen Unternehmens. Da Bewerber aber vor ihrem Vorstellungsgespräch nicht wissen können, wie gut ihr Gegenüber darauf vorbereitet ist, sollten sie ihre eigene Vorbereitung nicht schleifen lassen.

Von sich erzählen

Im Bewerbungsgespräch werden Jobinteressenten verschiedene Frage-Typen begegnen, die der Einschätzung der Eignung für die zu besetzende Stelle dienen. Diese hat business-wissen.de in einem Artikel zusammengefasst. Wer den Großteil der Fragen nach den Vorstellungen des Gegenübers beantwortet, hat gute Chancen auf einen Platz in der näheren Kandidatenauswahl. Frage-Typ Nummer eins kommt meist zu Beginn des Gesprächs auf den Bewerber zu:

"Führen Sie uns bitte durch Ihre Vita."

Mit diesem breiten Gesprächseinstieg werden Bewerber dazu aufgefordert, von sich zu erzählen - dabei sollten sie aber nicht zu weit ausschweifen und immer professionell bleiben. Alle weiteren Fragen sind Unterkategorien der offenen und geschlossenen Fragen: Zunächst werden meist offene Fragen gestellt:

"Planen Sie den Wechsel aus einem bestimmten Grund?"
"Warum sollen wir Sie einstellen?"
"Was unterscheidet Sie von den anderen Bewerbern?"

Fragen wie diese fordern Bewerber dazu auf, mehr über sich zu erzählen und zu erörtern, warum sie zu der Firma und Stellenbeschreibung passen. Sie sollten daher keinesfalls einsilbig beantwortet werden. Geschlossene Fragen hingegen zwingen Bewerber zu einer klaren Position:

"Arbeiten Sie lieber im Team oder alleine?"
"Wie sind Ihre Gehaltvorstellungen?"

Auch hier begründen Jobinteressenten ihre Antwort allerdings idealerweise, denn Einsilbigkeit wirkt abweisend und dient daher nicht der Aufnahme in die engere Kandidatenauswahl.

Antworten geben Aufschluss über Verhaltensmuster

Im Laufe eines Bewerbungsgesprächs werden insbesondere Kennenlern-Fragen gestellt: Es gibt Selbsteinschätzungs- und Stressfragen, mit denen man zu einer Einordnung der eigenen Leistung in einer bestimmten Situation oder sogar im Bewerbungsgespräch selbst auf einer Skala aufgefordert wird. Bei der Beantwortung dieser Fragen sind Ruhe und Gelassenheit gefragt, denn professionelle Personaler versuchen mit ihrer Hilfe herauszufinden, wie stressresistent, ehrlich und fähig zur Selbsteinschätzung Bewerber sind:

"Was sind Ihre Stärken?"
"Was sind Ihre Schwächen?"
"Wie schätzen Sie Ihre Leistung im Vorstellungsgespräch ein?"
"Wo möchten Sie in 10 Jahren stehen?"

Ein ähnliches Ziel verfolgen die häufig gestellten triadischen Fragen nach der vermuteten Meinung eines Dritten über den Bewerber selbst:

"Wie würden Ihre Kollegen Ihren Führungsstil beschreiben?"

Auch beliebt sind in Job-Interviews die sogenannten situativen Fragen, also explizites Nachfragen nach dem Verhalten in einer (möglicherweise zuvor erwähnten) Situation der Vergangenheit, welches Aufschluss auf das Verhalten in einer ähnlichen Situation in der Zukunft geben kann:

"Wie sind Sie in der Vergangenheit mit Kunden umgegangen, die XY gemacht haben?"
"Wie sind Sie bisher mit Situationen umgegangen, in denen Sie delegieren mussten?"

Brainteaser und Schätzfragen haben den Zweck, die Arbeitsweise zu demonstrieren: "Warum sind Gullideckel rund?" hat zwar vermutlich nichts mit Ihren Fachkompetenzen zu tun, aber die Herangehensweise an ein solches Problem lässt auf die Herangehensweise an andere Probleme schließen und ist daher für Personaler Gold wert - wer angesichts einer Frage, auf die sicher nicht jeder eine Antwort weiß, in Tränen ausbricht, der dürfte in einer Jobsituation ähnlich reagieren, vermuten viele HR-Verantwortlichen.

Zu persönliche Fragen müssen nicht beantwortet werden

Es kann vorkommen, dass Bewerber gefragt werden, ob Sie schwanger oder häufig krank sind oder einer bestimmten politischen Partei oder Religion angehören. Diese Fragen sind offiziell im Bewerbungsprozess verboten und müssen nicht beantwortet werden, da es zu Diskriminierung bei der Auswahl führen könnte. Wer allerdings offensichtlich schwanger ist, sollte sich bereits im Vorstellungsgespräch über ein mögliches Vorgehen bezüglich Mutterschutz und Elternzeit erkundigen.

Am Ende des Job-Interviews dürfen Jobbewerber ihr Gegenüber ausfragen - es kann hilfreich sein, sich bereits vor dem Gespräch ein paar mögliche Fragen zu notieren. Denn obwohl sich das Wichtigste im Gespräch vermutlich bereits geklärt hat, können ausbleibende Fragen am Ende des Interviews mit Desinteresse gleichgesetzt werden, was möglicherweise zum Ausschluss aus dem Bewerbungsprozess führt.

Auswendig gelernte Fragen oder sogar Antworten, die ausschließlich dem Bestehen des Job-Interviews dienen, kommen bei HR-Verantwortlichen allerdings nicht gut an. Deswegen sollte man sich vor dem Vorstellungsgespräch lediglich ein paar Gedanken dazu machen und darüber nachdenken, wie man auf mögliche stressige Fragen reagieren möchten So können Bewerber ruhig, entspannt und authentisch in das Gespräch gehen und ihren potentiellen neuen Vorgesetzten kennenlernen.

Redaktion finanzen.net

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