Neue Studie von Kahnemann: Geld macht glücklich - zumindest die meisten
In einer Studie des Nobelpreisträgers Daniel Kahnemann wurde die altbekannte Frage untersucht, ob Geld glücklich macht. Das Ergebnis gibt eine differenzierte Antwort auf die Frage.
Zu wenig Geld macht eher unglücklich
Ein hohes Gehalt ist für viele Menschen ein wichtiges Kriterium bei der Berufswahl. Dass unzureichende finanzielle Mittel den Alltag deutlich erschweren und damit Menschen eher unglücklich machen, liegt auf der Hand. Die interessantere Frage ist allerdings, ob, sobald die nötigsten finanziellen Bedürfnisse gedeckt sind, ein immer höheres Einkommen das Wohlbefinden auch weiter erhöht. Wissenschaftliche Studien liefern auf die Frage widersprüchliche Antworten. Während Daniel Kahnemann im Jahr 2010 zu dem Ergebnis gekommen ist, dass Glück mit dem jährlichen Einkommen ansteigt, aber ab einem Niveau von 75.000 US-Dollar im Jahr ein Plateau erreicht, kam der Psychologe Matthew Killingsworth von der University of Pennsylvania zu dem Ergebnis, dass es kein Niveau gibt, ab dem ein höheres Gehalt nicht zu einem noch höheren Wohlbefinden führt. Um der Frage abschließend auf den Grund zu gehen, haben sich nun die beiden Wissenschaftler zusammengetan und Anfang März mit der Beteiligung der Psychologin Barbara Mellers eine neue Studie veröffentlicht.
Emotionales Wohlbefinden ist entscheidend
Das Ergebnis lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: Ein höheres Einkommen macht die meisten Menschen glücklicher. Allerdings trifft das nicht auf alle zu. Für eine Minderheit von circa 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung erreicht die Zunahme an Wohlbefinden ab einem Jahreseinkommen von 100.000 US-Dollar ein Plateau. Ab diesem Einkommen führt eine Einkommenszunahme nicht mehr dazu, dass der Mensch glücklicher wird. "Die Ausnahme sind Menschen, die finanziell gut gestellt, aber unglücklich sind. Wenn man zum Beispiel reich und unglücklich ist, hilft mehr Geld nicht. Bei allen anderen war mehr Geld in unterschiedlichem Ausmaß mit höherem Glück verbunden", so Killingsworth. Die Gründe dafür können vielfältig sein: Allgemeine Trauer, Liebeskummer oder psychische Erkrankungen können dafür sorgen, dass das Wohlbefinden nicht mehr zunimmt. Das ex ante allgemeine emotionale Wohlbefinden der Menschen ist entscheidend dafür, wie sehr ihr Glücksgefühl durch mehr Geld gesteigert wird. Für die unglücklichsten Menschen gibt es ab der Grenze von 100.000 US-Dollar im Jahr keine Zunahme des Wohlbefindens mehr. Für die Menschen mit mittlerem emotionalem Wohlbefinden gibt es einen linearen Zusammenhang zwischen Wohlbefinden und Einkommen. Für die glücklichsten Studienteilnehmer nimmt das Wohlbefinden sogar zu, sobald die Grenze von 100.000 US-Dollar im Jahr überschritten wird. Mithilfe einer App, in der die Studienteilnehmer täglich befragt wurden, wie es ihnen geht, konnten die Studienautoren Rückschlüsse auf das Wohlbefinden und den Zusammenhang zum Einkommen herstellen.
Killingsworth: Geld allein ist nicht das Geheimnis des Glücks
Die Ergebnisse könnten laut Studienautor Killingsworth dabei helfen, das Steuersystem entsprechend anzupassen oder Angestellte angemessen zu entlohnen. Außerdem könnten die Ergebnisse Individuen bei ihrer Karriereplanung behilflich sein, insbesondere dabei, ein hohes Gehalt gegen andere Prioritäten ihres Lebens abzuwägen. Es sollte außerdem nicht vergessen werden, dass Geld nur einer der Bausteine ist, um ein glückliches Leben zu führen. "Geld ist nur eine der vielen Determinanten des Glücks. Geld ist nicht das Geheimnis des Glücks, aber es kann wahrscheinlich ein wenig dazu beitragen", so Killingsworth.
Redaktion finanzen.net
Weitere News
Bildquellen: Andrey_Popov / Shutterstock.com, lassedesignen / shutterstock.com