Flexibilität und Kosten

"Investment Punk" Gerald Hörhan: Eigenheimkauf auf Pump birgt große Risiken

23.08.24 05:43 Uhr

Eigenheim auf Kredit? Darum warnt der "Investment Punk" vor diesem fatalen Fehler | finanzen.net

Gerald Hörhan, auch bekannt als "Investment Punk", ist ein anerkannter Immobilienexperte mit einem Immobilienbestand im Wert von 40 Millionen Euro. Er hat im Rahmen eines Interviews seine Bedenken gegenüber dem Kauf von Eigenheimen auf Pump geäußert und es als "größten Finanzirrtum" bezeichnet.

Flexibilität und Kosten: Die Hauptbedenken

Nach Hörhans Ansicht hat der Kauf eines Eigenheims auf Kredit zahlreiche Nachteile, wie der Experte in einem Interview mit FOCUS online erklärt. Einer der gravierendsten ist die eingeschränkte Flexibilität. Insbesondere in Ballungszentren sind die Preise für Immobilien oft unerschwinglich, was viele Menschen zwingt, in abgelegene Gebiete zu ziehen und viel Zeit für den Arbeitsweg aufwenden zu müssen. Weiterhin kann es zu Herausforderungen kommen, wenn man versucht, das Eigenheim zu verkaufen - was beispielsweise bei einem Jobwechsel mit erforderlichem Umzug problematisch werden kann.

Ein weiterer Nachteil des Eigenheimkaufs seien laut Hörhan die hohen laufenden Kosten. Im Gegensatz zu einer Kapitalanlageimmobilie, bei denen man Zinsen und Reparaturkosten steuerlich geltend machen kann, müssen Hausbesitzer alle anfallenden Kosten aus versteuertem Einkommen bezahlen, so Hörhan weiter.

Hörhan empfiehlt daher, den von der Bank erhaltenen Kredit nicht in ein Eigenheim zu investieren, sondern in eine Kapitalanlageimmobilie. Auf diese Weise könne man sein Vermögen effektiver vermehren. Der Experte warnt davor, dass der Kauf eines Eigenheims zur Selbstnutzung auf Pump den Weg zur finanziellen Freiheit blockieren kann, heißt es im Interview weiter. Viele Menschen nutzen den Kredit der Bank für eine Immobilie zur Selbstnutzung und verschulden sich für 30 bis 40 Jahre.

Eigenkapital als kritischer Faktor und die Tücken der Vollfinanzierung

In einem anderen Interview mit der WirtschaftsWoche geht der Immobilienexperte Tobias Just ebenfalls auf das Thema der Vollfinanzierung ein. Tobias Just ist Professor für Immobilienökonomie an der Universität Regensburg und hat sich intensiv mit den Trends auf dem Immobilienmarkt auseinandergesetzt. Der Professor hebt hervor, dass das Eigenkapital eine zentrale Rolle für Immobilienkäufer spielt. Er stellte dabei fest, dass insbesondere junge Käufer oft nur über durchschnittliche Ersparnisse von etwas mehr als 20.000 Euro verfügen. Daher empfiehlt er, vor dem Kauf eines Eigenheims einige Jahre zu sparen. Ein solider Eigenkapitalanteil bietet mehr Flexibilität bei der Rückzahlung des Kredits.

Trotz der zahlreichen Vorteile des privaten Wohneigentums, wie attraktive Renditen im Vergleich zu anderen Anlageformen, betont Just die enorme Bedeutung eines finanziellen Sicherheitspolsters. Er warnt vor den Risiken einer Vollfinanzierung, bei der Käufer eine Immobilie ohne jegliches Eigenkapital erwerben. Just weist darauf hin, dass Käufer ohne Eigenkapital erheblichen Risiken ausgesetzt sind. Änderungen in den Kreditbedingungen können die Rückzahlung erschweren und der effektive Jahreszins kann bei fehlendem Eigenkapital doppelt so hoch sein wie bei einem Darlehen mit einem Eigenkapitalanteil von 30 Prozent. Zusätzliche Unsicherheiten, wie ein unerwarteter Arbeitsplatzwechsel oder ein plötzlicher Wertverlust der Immobilie, können die finanzielle Situation weiter verschlechtern, betont der Professor abschließend im Interview.

Redaktion finanzen.net

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