EU-Austritt

No-Deal-Brexit: So bereitet sich Lidl darauf vor

29.08.19 17:45 Uhr

No-Deal-Brexit: So bereitet sich Lidl darauf vor | finanzen.net

Nach wie vor ist unklar, ob und wann und wie Großbritannien aus der Europäischen Union ausscheiden wird. Lidl bereitet sich nun auf den Ernstfall eines Austritts ohne Abkommen vor.

Premierminister Boris Johnson, Nachfolger von Theresa May, will den Austritt Großbritanniens aus der EU am 31. Oktober dieses Jahres. Das zwischen seiner Vorgängerin und der Europäischen Union verhandelte Abkommen will er nachverhandeln, was die EU jedoch ablehnt. Nun hält die europäische Wirtschaft einen No-Deal-Brexit für immer wahrscheinlicher und will sich verstärkt darauf vorbereiten.

Wer­bung

Zölle von heute auf morgen

Dank der Zugehörigkeit zum Zollgebiet der EU ist der Warenverkehr in der Europäischen Union frei. Sollte es im Herbst zu einem Brexit ohne Austrittsabkommen kommen, könnte sich dies aber ändern. Dadurch würden Waren, die in die EU transportiert, beziehungsweise aus der EU bezogen werden, den Regelungen der Welthandelsorganisation unterliegen und mit Zöllen belegt werden. "Auch wenn Boris Johnson jetzt das Gegenteil behauptet, in diesem Punkt irrt er: Doch, es wird Zölle geben", so Markus Beyrer, Generaldirektor des EU-Wirtschaftsverbandes Business Europe, gegenüber der Berliner Morgenpost. Unternehmen fürchten einen ungeregelten Austritt Ende Oktober und seine Folgen daher.

Lidl trifft Vorbereitungen

Lidl, einer der größten Discounter in ganz Europa bereitet sich laut FOCUS Online nun auf den Ernstfall vor. Das Unternehmen habe seine Zulieferer darauf hingewiesen, dass sie den Großteil der Kosten, die durch einen ungeregelten Brexit entstünden, auf sich nehmen sollten. Lidl wolle sich damit vor Zoll-Belastungen schützen und spiele dafür seine Marktmacht gegenüber Lebensmittelproduzenten aus.

Wer­bung

EU könnte mehr tun

Laut Markus Beyrer könne die Europäische Union aber noch mehr tun, um sich auf den Austritt ohne Abkommen vorzubereiten. Ein wichtiger Aspekt, der noch unklar ist, sei beispielsweise die Regelung des Datenverkehrs zwischen Großbritannien und der EU. Außerdem könnten im Falle eines No-Deal-Brexits weitere Probleme auftauchen, an die die Beteiligten bisher noch gar nicht denken, äußert Beyrer gegenüber der Berliner Morgenpost. Seiner Meinung nach könne man sich auf solch eine Situation nicht wirklich vorbereiten.

Eine erneute Verschiebung des Brexits halte der Wirtschaftsverband für unwahrscheinlich. Allerdings sei eine "technische Verlängerung um zwei Monate" denkbar. Für die Wirtschaft wäre das Ende des Kalenderjahres ein günstigerer Termin.

Redaktion finanzen.net

Bildquellen: r.classen / Shutterstock.com, monticello / Shutterstock.com