"Unlimited Vacation Policy"

Unbegrenzter Urlaub für alle: Warum dieses Modell auch in Deutschland durchstarten könnte

27.12.19 19:58 Uhr

Unbegrenzter Urlaub für alle: Warum dieses Modell auch in Deutschland durchstarten könnte | finanzen.net

Beim US-Konzern Netflix ist es schon Realität. Nun überlegt man, den unbegrenzten Urlaub auch in Deutschland einzuführen. Würde sich ein solches Modell hierzulande bewähren?

Es klingt schon fast wie ein Traum: Man kann Urlaub machen, so lange man möchte, und hat dennoch die Sicherheit und das Gehalt eines Angestellten. Der unbegrenzte, bezahlte Urlaub ist in den USA bei so einigen Unternehmen bereits Realität. In Deutschland steht er noch zur Debatte.

Grenzenlos Urlaub

Der Streaming-Dienst Netflix mit Sitz im Silicon Valley ermöglicht seinen Mitarbeitern bereits völlige Zeitsouveränität: Konkret bedeutet dies, dass sie ihren Urlaub selbständig festlegen dürfen und es kein Limit für die Anzahl der freien Tage gibt. "Solange Angestellte verantwortlich handeln und ihre Ziele erfüllen, sollen sie auch die Freiheit haben, sich ihre Zeit selbständig einzuteilen", sagte Netflix-Mitgründer Reed Hastings laut "Bloomberg".

Das Konzept sei mit zahlreichen Vorteilen verbunden. So räume man laut Hastings den Arbeitnehmern auf diese Weise mehr kreativen Freiraum und mehr Eigenverantwortung ein. Außerdem könne man die Zeit, die für die entsprechende Bürokratie aufgewendet werde, produktiver einsetzen, nämlich für die eigentlichen Arbeitsaufträge.

Erster Versuch in Deutschland

In Deutschland steht man diesem grenzenlosen Urlaubskonzept noch eher skeptisch gegenüber. 20 bis 30 Tage beträgt der Urlaub der meisten deutschen Arbeitnehmer. Der genaue Urlaubsanspruch wird dabei vom Arbeitgeber vorgegeben oder muss individuell mit dem Vorgesetzten ausgehandelt werden. Das wollte ein Unternehmer ändern und das amerikanische Urlaubsmodell ausprobieren. Das Ergebnis überraschte nicht zuletzt ihn selbst.

"Als wir das eingeführt haben, war die Skepsis noch groß", so Oliver Schneeberger, Betreiber eines Kerzenunternehmens, gegenüber dem SWR. "Auch ich hatte da meine Bedenken". Doch ausprobieren wollte er das Konzept des bezahlten unbegrenzten Urlaubs trotzdem. Für ein Jahr überließ er die Urlaubsplanung vollständig seinen Mitarbeitern - und war positiv überrascht. Denn am Ende der Testphase hatten seine Angestellten sogar weniger Urlaub in Anspruch genommen als im Jahr zuvor.

"Man hat von Anfang an gemerkt, dass das von Mitarbeitern als großer Vertrauensbeweis gewertet wird und dass die Geschäftsleitung Vertrauen in die Mitarbeiter hat", so Schneeberger. Seine Befürchtungen rund um eine "Urlaubsflucht" zum Jahresende, demotivierte Angestellte oder zeitaufwendige Gespräche über die Urlaubsplanung erwiesen sich allesamt als unbegründet. Doch Schneeberger gibt auch zu, dass dieses Urlaubsmodell nicht in allen Unternehmensbereichen möglich ist: "In der Produktion könnten wir das so nicht umsetzen", aber "dort, wo man es machen kann, dort sollte man es einfach mal versuchen".

Redaktion finanzen.net

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