Fondsmanager Liebe: "Daten treiben Wandel voran"
Urbanisierung: Ein neuer Fonds setzt auf die Stadt derZukunft. Anleger können an diesem Trend teilhaben.
von Jörn Kränicke, Euro am Sonntag
Die Schweizer Fondsgesellschaft Pictet hat immer den Finger am Puls der Zeit. Zu aktuellen Trends bringt sie in der Regel als Erste ein Produkt auf den Markt. Nun hat sie einen neuen Trend ausgemacht, den sie Anlegern über einen Fonds zugänglich machen will: Der Pictet - SmartCity setzt auf Urbanisierung und die Stadt
der Zukunft. €uro am Sonntag sprach mit Walter Liebe, Senior Investment Advisor bei Pictet, über konzentrierte Portfolios und wahren Fortschritt.
€uro am Sonntag: Herr Liebe, Pictet hat bereits eine Reihe von Themenfonds. Nun bringen Sie mit dem Pictet - SmartCity ein weiteres Spezialprodukt auf den Markt. Was sind die Hintergründe?
Walter Liebe: Der Anteil der Stadtbevölkerung wird sich bis zur Mitte dieses Jahrhunderts von aktuell 55 Prozent auf etwa 70 Prozent erhöhen. Es werden somit mehrere Milliarden Menschen zusätzlich in die Städte strömen. Aufgrund der bislang geringeren Verstädterungsquote der Schwellenländer finden heute 90 Prozent der Wanderungsbewegungen dort statt. Um die Städte effizienter, lebenswerter und umweltfreundlicher zu machen, müssen sie mithilfe neuer Technologien smarter gemacht werden.
Welche Eigenschaften haben diese smarten Städte?
Eine Smart City verbessert die Lebensqualität ihrer Bewohner und macht den Trend zur Verstädterung nachhaltig. Smart Citys weisen drei wichtige Charakteristika auf: Wachstum, Intelligenz und Lebensqualität. 80 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts werden in Städten erwirtschaftet. Digitale Technologien und Daten treiben einen massiven Wandel voran, wie Städte gesteuert werden. Und wenn es um Lebensqualität und Umweltmanagement geht, wird Fortschritt am ehesten in Städten erzielt. Darum verbessern sich laut einer McKinsey-Studie die Lebensqualitätsindikatoren um zehn bis 30 Prozent, sobald eine Stadt eine "smarte" Ausrichtung wählt.
Welche Charakteristik wird der neue Fonds haben?
Dadurch, dass er in so gut wie alle Branchen investiert, gehen wir davon aus, dass wir ihn auch durch unruhige Zeiten gut navigieren werden. Wir können dann auch stärker in defensive Branchen wie Immobilien oder Konsumtitel investieren. Unser Beispielportfolio hätte sogar ein deutlich geringeres Markt-Beta als der MSCI World aufgewiesen. Allerdings dürfte die Volatilität durch unseren Schwerpunkt bei Mid Caps etwas über dem Weltindex liegen. Diesen sollte der Fonds langfristig outperformen.
Wie sieht das Investment-Universum des Portfolios aus?
Wir unterscheiden drei große Bereiche, die wiederum feiner verästelt werden. Gebäudeeffizienz, Stadtentwicklung und Finanzlösungen fallen bei uns unter den Begriff "Building the City". Unter "Running the City" haben wir die Bereiche traditionelle und digitale Infrastruktur sowie Mobilitätslösungen zusammengefasst. Wohnungslösungen, urbaner Lebensstil sowie intelligente Arbeitsplätze verstehen wir als "Living in the City". Insgesamt haben wir in diesen Themenfeldern rund 230 Titel unter Beobachtung.
Das klingt nicht gerade nach einer großen Auswahl.
Wir investieren traditionell in konzentrierte Portfolios mit 40 bis 60 Titeln. Ein Verhältnis von eins zu fünf ist für Themenfonds komfortabel. Man muss auch berücksichtigen, dass wir Pioniere auf diesem Gebiet sind und Erfahrungen bereits mit anderen Themen wie Wasser, Sicherheit oder Robotics gesammelt haben, auch wenn wir uns zum Thema Smart City nirgendwo Anregungen holen konnten. Im Lauf der Zeit wird das Universum sicher noch wachsen. Sei es durch neue Börsengänge oder Titel, die wir bislang noch nicht auf dem Radar haben.
Der neue Themenfonds:
Pictet - SmartCity nutzt die Hülle des früheren Pictet - High Dividend Selection, der nicht weiter angeboten wird.
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Bildquellen: Orla / Shutterstock.com, Pictet Asset Management