Anleger reißen sich um Griechenland-Anleihe
Griechenland hat für seinen mit Spannung erwarteten ersten Verkauf einer lang laufenden Anleihe seit vier Jahren Gebote über 20 Milliarden Euro erhalten.
Rund 550 Investoren gaben Gebote ab. Das Platzierungsvolumen des mit einer Laufzeit von fünf Jahren ausgestatteten Papiers wird nach Aussagen aus dem Kreis der beteiligten Banken bei 3 Milliarden Euro liegen und damit über den zunächst kolportierten 2,5 Milliarden. Das Finanzministerium in Athen bestätigte indes das Emissionsvolumen von 3 Milliarden Euro.
Die Rendite der Anleihe wird den Informationen zufolge 4,95 Prozent betragen. Der Kupon liegt bei 4,75 Prozent, wie das Finanzministerium mitteilte. Damit kommt Griechenland günstiger zum Zug, als zunächst erwartet. Anfänglich hatten informierte Personen eine Renditespanne zwischen 5,25 und 5,50 Prozent genannt.
Die Staatsanleihe wird gemäß britischem Recht begeben, was mit zu der überzeugenden Nachfrage beigetragen haben dürfte. Danach ist ein sogenannter Haircut wie 2012 gegen den Willen der Gläubiger ausgeschlossen. Damals hatte Athen die meisten Anleihebesitzer nur deswegen zu einem Forderungsverzicht in der Größenordnung von 70 Prozent drängen können, weil die Papiere nach griechischem Recht platziert worden waren. Einzelne Anleihen unter dem strengeren britischem Recht blieben dagegen verschont.
Eine erfolgreiche Platzierung des Bonds wäre für Athen ein kleiner Schritt weg von der umfangreichen finanziellen Unterstützung internationaler Geldgeber. Während die finanzielle Unterstützung der EU zum Ende des Jahres ausläuft, wird Griechenland vom Internationalen Währungsfonds mit einem kleinen Volumen noch etwas länger unterstützt werden.
Der Verkauf der griechischen Anleihe spiegelt wider, wie sehr der Wind an den Kapitalmärkten seit 2012 gedreht hat. Damals hatte Griechenland 200 Milliarden Euro an Schulden erlassen bekommen, um einen völligen Zusammenbruch des Landes zu vermeiden, mithin auch einen drohenden Kollaps des Euro. Im Zuge der Umschuldung hatte Griechenland damals langfristige Anleihen mit Renditen nahe 20 Prozent ausgegeben, die vor allem bei risikobereiten Hedgefonds landeten.
Analystin Annalisa Piazza von Newedge wertet den Ausgang als "einen weiteren Hinweis aus die gute Nachfrage nach Schulden der Eurozonenperipherie". Hierfür gebe es mehrere Gründe: Die besseren konjunkturellen Aussichten, verbesserte Finanzierungsbedingungen und eine stärkere Kontrolle im Euro-Währungsraum. Hinzu komme die Einschätzung, dass man die Schuldenkrise nun hinter sich habe und dass die EZB jederzeit zum stützenden Eingreifen bereit sei.
Die Analysten von ETX Capital warnen derweil, dass die Anleihe nur etwas für "risikobewusste Abenteurer" sei. Sie verweisen auf die weiterhin schwache Konjunktur in Griechenland und auf die bestehenden fiskalischen Probleme des Landes. Die gute Marktaufnahme der Schuldenpapiere zeige allerdings, dass es von dieser Sorte Anleger ausreichend viele gebe. Viele Zeichner der Anleihe dürften im Stillen auf Deutschland und die Europäische Zentralbank (EZB) als Garanten setzen.
Dass es Griechenland nach der Umschuldung im Jahr 2012 überhaupt so schnell zurück an den Markt schafft - und das bei einem Schuldenberg von 170 Prozent des Bruttoinlandsprodukts - mag überraschen. Aber die Märkte haben immer wieder bewiesen, dass sie ein kurzes Gedächtnis haben, wenn es um Zahlungsausfälle von Staaten geht. Zudem ist Griechenlands Schuldenlast nicht ganz so heftig, wie es auf den ersten Blick scheint: Rund 80 Prozent der Schulden fallen bei der öffentlichen Hand an, die durchschnittliche Laufzeit der Kredite beträgt 16 Jahre und die durchschnittlichen Kosten liegen bei 2,6 Prozent - ein Rekordtief, wie die Analysten der Citigroup herausstreichen.
Weitere Zugeständnisse der anderen Euroländer werden die griechische Schuldenquote zwar nicht senken, Athen den Schuldendienst jedoch erleichtern. Das verringert die Risiken für private Gläubiger.
Angesichts des Volumens von 3 Milliarden Euro ist die Platzierung des griechischen Langläufers insgesamt eher nur von symbolischer Natur. Denn das griechische Schatzamt emittiert jeden Monat kurzlaufende Schatzwechsel im Gesamtumfang von über einer Milliarde Euro. Der Löwenanteil der griechischen Finanzierung erfolgt ohnehin bis auf Weiteres über Hilfsgelder der internationalen Gläubiger.
Dass am Donnerstagmorgen vor dem Gebäude der griechischen Zentralbank im Zentrum von Athen eine Autobombe gezündet wurde, legt den Verdacht eines symbolischen Protests gegen die Ausgabe der neuen Anleihe nahe. Zwei mit der Emission vertraute Personen sagten jedoch, dass die Platzierung ungeachtet des Anschlags über die Bühne gehe. Eine Stunde vor dem Zünden der Autobombe hatten Hintermänner Drohanrufe bei den Betreibern der Internetseiten "Zougla" und "Efymerida ton Syndakton" abgesetzt, so dass die Polizei den Platz rechtzeitig räumen konnte und es keine Verletzten gab.
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com DJG/DJN/gos/cln Dow Jones Newswires Von Nektaria Stamouli