Sehr gutes Geschäftsjahr 2021 bei Homann Holzwerkstoffe
29.05.22 08:00 Uhr
Mittelstandsanleihe des Monats: Homann Holzwerkstoffe.
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Geschäft: Das Familienunternehmen Homann Holzwerkstoffe ist ein führender europäischer Hersteller von dünnen veredelten Holzfaserplatten vor allem für die Möbel- und Türenindustrie. Das Geschäftsjahr 2021 verlief noch besser als geplant: Der Umsatz stieg um 72 auf 335 Millionen Euro: leichte Absatzzunahme, in den Preisen weitergegebene Kostensteigerungen für Holz, Leim und Energie sowie ein höherer Umsatzanteil renditestärkerer veredelter Produkte. Das Ebitda stieg durch Kostendegression und renditestärkere Produkte um 39 auf 83 Millionen Euro; es profitierte auch von dem um 5,4 Millionen verbesserten Währungsergebnis sowie von 3,7 Millionen Gewinnen aus dem Verkauf von CO2-Zertifikaten und von Anlagevermögen.
Aufgrund eines um 30 auf 49 Millionen Euro erhöhten Jahresüberschusses stieg die bilanzielle Eigenkapitalquote von 19 auf 29 Prozent, erstmals über das im Mai 2014 genannte Ziel von 20 bis 25 Prozent. Für 2022 plant Homann eine Zunahme des Umsatzes und ein "stabiles Ebitda auf hohem Niveau", "das jedoch im Vergleich zum Berichtsjahr 2021 insbesondere aufgrund von Anlaufkosten für das Werk in Litauen geringer ausfallen kann".
Zinszahlung: Die Zinszahlungen scheinen gesichert: Die um Sondereffekte bereinigte Ebit(da-)-Zinsdeckung ist ausgezeichnet. Der Cashflow vor Ertragsteuern und Zinsen betrug im Schnitt der letzten fünf Geschäftsjahre das Siebenfache der gesamten Zinszahlungen. Die Liquidität beträgt 70 Millionen Euro.
Tilgung: Ein Großteil der 130 Millionen Euro Bankverbindlichkeiten wurde von Tochtergesellschaften in Polen aufgenommen (umfangreich besichert). Die Emittentin ist eine reine Holding ohne Ergebnisabführungsverträge. Daraus folgt eine hohe strukturelle Nachrangigkeit der Anleihegläubiger gegenüber den Gläubigern der Tochtergesellschaften. Die Kennzahl "Nettofinanzschulden zu bereinigtem Ebitda" ist sehr gut und liegt weit unter den 4,75, ab denen ein Kupon-Aufschlag von 0,25 Prozentpunkten fällig würde; sie dürfte sich allerdings 2022 durch neue Schulden in Litauen (möglicherweise 80 Millionen) deutlich verschlechtern.
Der Free Cashflow (Mittelzufluss laufendes Geschäft inklusive Zinsergebnis minus Investitionssaldo) war 2016 bis 2020 deutlich positiv, im Jahr 2021 aber negativ: Im vergangenen Jahr stiegen die Sachinvestitionen von 24 auf 92 Millionen, vor allem für das neue Werk in Litauen (geplanter Produktionsstart Ende 2022). Das aktuelle Investorenvertrauen ist recht positiv: Wie schon die 2021 vorzeitig getilgte Anleihe II notiert auch die aktuelle, problemlos von 65 auf 78 Millionen aufgestockte Anleihe III stabil über 100 Prozent, ist nur kurz eingebrochen zu Beginn des Ukraine-Kriegs. Bei einem vermutlich spätestens ab 2024 wieder positiven Free Cashflow nach der Anlaufphase in Litauen sollte die Refinanzierung der im September 2026 fälligen Anleihe mit einer neuen Anleihe gelingen.
Fazit: In den vergangenen fünf Jahren haben sich trotz Corona die Finanzkennzahlen, mit Ausnahme des Free Cashflow 2021, deutlich verbessert. Die vier ausstehenden Zinszahlungen von je 3,5 Millionen Euro sollten aus der hohen Liquidität und dem hohen Cashflow vor Zinsen und Steuern problemlos machbar sein. Zur Refinanzierung der Anleihe im Jahr 2026 bietet sich bei weiterhin hohem Investorenvertrauen eine neue Anleihe an. Es bleibt zu beobachten, inwieweit ungeplante zusätzliche Investitionen oder Anlaufkosten in Litauen anfallen und ob der Ukraine-Krieg die drei Werke in Polen und Litauen nicht doch direkt beeinträchtigt.
URA Research verwendet bei seiner Anleiheanalyse eine standardisierte Methode, die sich ausschließlich an den Interessen der Investoren orientiert. Zu den Kunden zählen Vermögensverwalter und Family Offices.
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