Neuer Griechenland-Bond: Gutes Signal für Aktien
Das Land findet Investoren für seinen neuen Bond, die Wirtschaft wächst. Das sind auch gute Rahmenbedingungen für Aktien-Anleger.
von Jörg Billina, Euro am Sonntag
Zwei Prozent - höher ist der Anteil Griechenlands am gesamten Bruttoinlandsprodukt der Eurozone nicht. Dennoch haben die Defizitprobleme des Landes in den vergangenen sieben Jahren immer wieder Ängste vor einem Auseinanderbrechen der Währungsunion geschürt und deren Börsen schwer belastet. Griechenlands Schulden belaufen sich auf untragbare 179 Prozent der Wirtschaftsleistung. Die Ratingagentur S & P beurteilt die Bonität mit "B-", sechs Stufen unter Investment-Grade. Das Schlimmste sei nun aber überstanden, sagen Ministerpräsident Alexis Tsipras und Finanzminister Efklidis Tsakalotos.
Anzeichen dafür gibt es. Vor Kurzem hob S & P den Ausblick von "stabil" auf "positiv" an. Die Kreditwächter machten damit den Weg frei für die Platzierung der ersten Staatsanleihe seit dem Jahr 2014. Der diese Woche aufgelegte, drei Milliarden Euro schwere Bond war mehr als doppelt überzeichnet. Die Emissionsrendite der 2022 fälligen Anleihe (ISIN: GR 011 402 954 0) lag bei 4,625 Prozent. Für Griechenland sind das noch günstige und für Bondinvestoren attraktive Konditionen. Für die entsprechende Bundesanleihe gibt es jedenfalls nur Minuszinsen.
Die Anleiheemission galt als Testlauf, ob das Land im kommenden Jahr der Unterstützung von EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und des Internationalen Währungsfonds (IWF) nicht mehr bedarf. Die Gläubiger haben Athen hohe Milliardenkredite eingeräumt und im Gegenzug die Einhaltung von Spar- und Reformvorgaben verlangt.
Kein weiteres Hilfsprogramm
Diese hat die Links-Rechts-Regierung nach Einschätzung der Geldgeber zwar immer wieder schleppend, letztendlich aber auch gegen heftige Proteste der Bevölkerung erfüllt. Im August nächsten Jahres läuft das dritte Hilfsprogramm in Höhe von 86 Milliarden Euro aus.
Ein viertes Abkommen wollen sowohl Athen als auch die Gläubiger vermeiden. Dann soll Griechenland ausschließlich den Kapitalmarkt anzapfen, um seine Schulden zu refinanzieren. Einfach wird das nicht, es ist aber auch nicht unmöglich.
Der griechische Staatshaushalt weist vor Zinszahlungen einen Überschuss von immerhin 1,9 Milliarden Euro auf. Die Gläubiger hatten nur 431 Millionen Euro verlangt. Zudem hat der IWF Athen einen Kredit in Höhe von 1,5 Milliarden Euro eingeräumt. Die Zusage ist an die Bereitschaft der europäischen Gläubiger geknüpft, dem Land Schuldenerleichterungen zu gewähren, unter anderem durch eine Verlängerung der Rückzahlungsfristen. Dem dürften die Geldgeber - nach der Bundestagswahl in Deutschland im September - entsprechen.
Auch die Wirtschaft, die seit dem Jahr 2010 um 26 Prozent geschrumpft ist, gewinnt an Dynamik. Für 2017 wird ein Plus von 1,8, im kommenden Jahr von 2,4 Prozent erwartet. Die Konjunkturbelebung macht Griechenland nicht nur für Bond-, sondern auch für Aktieninvestoren interessant.
Athen könnte künftig zu den herausragenden Börsenplätzen zählen, ähnlich wie vormals Thailand und Russland oder auch Argentinien nach der Staatspleite im Jahr 2001/2002, schreibt Christos Arbaras von der Vermögensverwaltung Anodos Asset Management in einem Kommentar. Seiner Einschätzung zufolge hat der griechische Aktienmarkt seinen achtjährigen Abwärtstrend charttechnisch durchbrochen.
Obwohl der Leitindex innerhalb eines Jahres schon um deutlich mehr als 40 Prozent zugelegt hat, sieht der Experte weiterhin Potenzial. Von seinem Allzeithoch aus dem Jahr 1999 ist der Athex-Composite-Share-Price-Index tatsächlich aber noch weit entfernt. Seinerzeit erreichte er 6.484 Punkte. Am gestrigen Freitag notierte der Leitindex knapp bei 830 Zählern.
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