Am Rentenmarkt flammen alte Ängste neu auf
Plötzlich sind sie wieder voll da, die alten Ängste ...
vor den harschen Folgen einer überbordenden Verschuldung von Banken, Unternehmen und Staaten. Auslöser für die verstärkte Risikoaversion am Rentenmarkt war die avisierte Abwicklung der verstaatlichten irischen Anglo Irish Bank zum Anfang dieser Woche. Kein Wunder also, dass erneute Erhöhungen der Risikoprämien (Spreadausweitungen) derzeit den Rentenmarkt kennzeichnen. So sind die Kosten für Kreditausfallversicherungen (Credit Default Swaps, CDS) etwa für Irland seit Monatsbeginn von 310 Bips auf 380 Bips gegenüber Bundesanleihen gestiegen. Das heißt, der irische Staat muss 3,80% bei vergleichbaren Emissionen mehr Zinsen an seine Gläubiger zahlen als die Bundesrepublik. Noch ausgeprägter ist die Entwicklung für Athen. So sind die Kosten der Kreditausfallversicherungen für griechische Staatspapiere seit 1. September von 750 auf 870 Bips geklettert.
Die gestiegenen Risikoprämien für Staatsanleihen der Eurolandperipherie haben eine verstärkte Flucht in Qualität zur Folge, von der Bundesanleihen wieder stärker profitieren. Ein erheblicher Renditerückgang am langen Ende der Zinskurve geht auf die Sorge vor einer erneuten Abschwächung der Weltwirtschaft zurück. Signale dazu gibt es aus den USA, wo die Konjunktur deutlich an Schwung verliert.
Am Primärmarkt für Corporate Bonds ist bei dem anhaltend niedrigen Zinsniveau die Pipeline für Neuemissionen weiter gut gefüllt. Nachdem sich in dieser Woche Continental, Telefonica und France Telecom erfolgreich refinanzieren konnten, ist auch in den nächsten Wochen mit einem regen Neuemissionsgeschäft zu rechnen.
EZB schiebt Exit auf die Lange Bank
Auf den ersten Blick brachte die jüngste Pressekonferenz der Europäischen Zentralbank (EZB) nichts Neues. Auf den zweiten Blick aber ist zu erkennen, dass der Exit für die Politik des billigen bis weit ins Jahr 2011 hinein verschoben wird. Vorher, so ist anzunehmen, wird es keine Leitzinsanhebung der Notenbanken geben. Es ist auch nicht auszuschließen, dass die Märkte darauf bis 2012 warten müssen. Ähnliche Siganle wie von der EZB gaben auch die US-amerikanische und japanische Notenbank ab.
Emittenten-Trio Conti, Telefonica und France Telecom überzeugt die Anleger
Wie in der Vorwoche angekündigt begab der Hannoveraner Autozulieferer Continental eine neue siebenjährige Anleihe mit einem Volumen von 1 Mrd. Euro. Der neue Bond überzeugte die Anleger und wurde stark nachgefragt. Am Mittwoch handelte der Bond stattliche 3 Punkte über Ausgabepreis, was einer Performance von rund 60 Bips entspricht.
Continental muss bis 2012 rund 8 Mrd. Euro an Bankschulden refinanzieren. Allein 4 Mrd. Euro sollen über Bondemissionen reingespült werden. Das bedeutet, dass weitere Conti-Anleihen folgen werden. Aufgrund seiner drückenden Schuldenlast ist das Unternehmen im High-Yield-Bereich angesiedelt und mit B1/B bewertet.
Aus dem Telekommunikationsbereich begaben jeweils Telefonica und France Telecom eine Benchmarkanleihe. Der spanische Telekommunikationsriese sammelte 1 Mrd. Euro frisches Kapital ein, das 2017 fällig wird. Der Bond wird mit 3,661% verzinst und verfügt mit Baa1/A- über sehr solide Bonitätsnoten. Ebenso erfolgreich konnte der France Telecom seine Anleihe mit Laufzeit 2022 platzieren. Das Unternehmen zahlt seinen Anlegern einen Kupon von 3,375% und ist mit A3/A1 ebenso sehr solide bewertet. Beide Anleihen weisen eine Mindestanlagesumme von 50.000,- Euro aus und sind daher für Privatanleger eher ungeeignet.
Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de
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