Bondmärkte rechnen mit neuem Schwung bei Neuemissionen
Den Bondmärkten steht eine Belebung der Emissionstätigkeit ins Haus.
Bereits in den nächsten Wochen ist damit zu rechnen, dass vor allem Banken weitere Anleihen begeben werden, um sich auf günstigem Niveau auf lange Sicht stabiler zu refinanzieren. Dazu sind die Kreditinstitute auf Grund der Verteuerung von Fremdmitteln wie Hybridanleihen, den schärfer werdenden Liquiditätsvorschriften sowie dem Verhalten der Investoren gezwungen. So sind zahlreiche Anleger seit geraumer Zeit in Lauerstellung, indem sie ihr Geld kurzfristig am Geldmarkt parken. Langfristig, so ihr Kalkül, bietet die derzeitige Rendite keine attraktive Risikoprämie. Außerdem dürfte so mancher Investor derzeit sein Pulver trocken halten, um für einen möglichen Ausverkauf am Aktienmarkt dann genügend Manövriermasse zu haben.
Ein freundliches Umfeld ist derzeit am Markt für Unternehmensanleihen zu finden. Zwar sind die Umsätze aufgrund der Sommermonate weiterhin gering. Dennoch tendierten Spreads auf Grund des wieder steigenden Risikoappetits der Investoren allgemein enger. So konnten zahlreiche Unternehmen aus dem High-Yield Bereich, also Unternehmen mit schlechter Bonität, erfolgreich frisches Kapital einsammeln. Dies ist als positives Zeichen zu werten. Denn erfolgreich platzierte High-Yield-Emissionen deuten immer auf ein freundliches Marktumfeld hin. Auch die Platzierung der sechsmonatigen Schatzpapiere der griechischen Regierung am Dienstag trug zur guten Stimmung bei – auch wenn diese Emission mit gemischten Gefühlen zu beurteilen ist.
So sorgte die erfolgreiche Versteigerung von Hellas-Geldmarktpapieren zwar für eine gewisse Erleichterung bei den Marktteilnehmern. Aber man sollte sich davor hüten, die Auktion als Meilenstein bei der Gesundung Griechenlands zu interpretieren. Denn bei einem Rückgriff auf Stützungspakete in Höhe von über 800 Mrd. Euro kann die Begebung von 1,625 Mrd. Euro bei einer Laufzeit von 26 Wochen und einem Kupon von 4,65% nicht als Erfolg gewertet werden. Die 3,4-fache Überzeichnung war angesichts der Sicherungsmechanismen zu erwarten und somit kann die Erleichterung des griechischen Finanzministers, der die Anleiheauktion mit der Aussage „besser als erwartet“ kommentierte, nicht nachvollzogen werden.
Erfolgreich emittierte Continental eine neue, mit Spannung erwartete High-Yield-Anleihe. Ohne Probleme konnte das Unternehmen 750 Mio. Euro einsammeln. Der Reifenhersteller zahlt seinen Investoren einen attraktiven Kupon von 8,5%. Aufgrund der hohen Schuldenlast von mehr als 8 Mrd. Euro ist das Unternehmen mit B1/B spekulativ bewertet. Dennoch schaffte es Continental, das Vertrauen der Anleger zu gewinnen. Auch am Sekundärmarkt herrschte eine starke Nachfrage nach der Anleihe, so dass der Kurs nach drei Handelstagen auf 103,00 gestiegen ist. Der Emissionskurs lag noch bei 99,00. In Rendite gerechnet verteuerte sich die Anleihe um 100 Basispunkte (1,0%). Einige Marktteilnehmer gehen davon aus, dass Continental in den kommenden Monaten versuchen wird, den Kapitalmarkt erneut anzuzapfen und weitere Anleihen am Markt zu platzieren, um die Umschuldung des Unternehmens weiter voranzutreiben.
Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de
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