HSBC: Warum europäische Aktien 2019 wieder attraktiv werden
Während die US-Märkte in diesem Jahr neue Rekorde aufgestellt haben, hat der EuroStoxx 50-Index seit Jahresbeginn rund fünf Prozent verloren. Auch beim deutschen Leitindex DAX sieht es mit einem Abschlag von mehr als sechs Prozent auf Jahressicht nicht gut aus. Doch 2019 könnte sich das Blatt wenden.
Werte in diesem Artikel
2018 war bislang nicht das Jahr europäischer Aktien. Angesichts immer neuer Rekorde an den US-Börsen, die durch starke Tech-Werte und die Hoffnung auf umfangreiche Steuerpakete von Seiten der US-Regierung getrieben wurden, haben Anleger ihr Geld aus europäischen Assets abgezogen und lieber in Übersee investiert. Die Folge: Der europäische Aktienmarkt gehörte zu den am wenigsten nachgefragten Märkten.
Europäische Aktien vor einem Comeback?
Doch die Durststrecke könnte bald beendet sein: Ein Experte der britischen Großbank HSBC sieht europäische Assets spätestens im kommenden Jahr vor einem Comeback. Willem Sels, leitender Marktstratege bei HSBC Private Banking, zeigte sich in einem Interview mit dem Nachrichtendienst Bloomberg zuversichtlich für eine Rückkehr der Investoren nach Europa.
Dabei verweist der Experte insbesondere auf die Aussichten für die US-Wirtschaft. Für die erste Hälfte des kommenden Jahres sei mit einer Verlangsamung des Konjunkturaufschwungs zu rechnen, die Aufmerksamkeit der Investoren werde sich daher wieder in Richtung Europa verlagern, glaubt Sels. Angesichts dieser voraussichtlichen Entwicklung ziehe das Expertenteam von HSBC in Betracht, die Bewertung für europäische Aktien von "untergewichten" auf "neutral" zu erhöhen.
Günstige Aktien vs. politische Sorgen
Verglichen mit US-Aktien scheinen ihre europäischen Pendants günstig. "Dieser Abschlag der europäischen Aktien im Vergleich zu den USA ist ein Vorteil", wird Sels von Bloomberg zitiert.
Sorgen macht dem Experten aber weiter Gegenwind von politischer Seite. Insbesondere die instabile Lage in Italien lasse Sels skeptisch bleiben. Anlegern rät er daher, die Länder am Rand des Kontinents zu meiden und sich stattdessen auf die Kernländer zu konzentrieren. Zumal eine schwächere Gemeinschaftswährung sowie langsameres Gewinnwachstum das Risiko für Europa-Investoren zusätzlich verstärken könnten. "Ich würde Europa nicht zu negativ sehen, und deshalb suchen wir nach einem guten Zeitpunkt für den Einstieg - es ist tatsächlich das politische Risiko, das uns davon abhält, einzusteigen", sagte Sels.
Auch NordLB blickt mit Sorge auf Italien
Auch die Experten der NordLB sehen die Problemherde in Europa ähnlich, wie ihre Kollegen von der HSBC. Zwar seien europäische Aktien sicher nicht überteuert, während man sich die Frage stellen müsse, ob US-Aktien ihrerseits nicht bereits zu teuer seien, so die Analysten des Bankhauses am Vortag. Doch insbesondere die Situation in Italien, wo der Haushaltsstreit mit der EU weiter schwelt, macht den Experten Sorgen. Befürchtungen um eine neue europäische Schuldenkrise hatte insbesondere der europäischen Gemeinschaftswährung jüngst zugesetzt.
Die anstehende Berichtssaison könnte zudem für lange Gesichter am Aktienmarkt sorgen. Bereits vor dem offiziellen Start hatten reihenweise Gewinnwarnungen den Eindruck vermittelt, dass Investoren möglicherweise nicht nur erfolgreiche Quartalszahlen präsentiert bekommen werden.
Redaktion finanzen.net
Weitere News
Bildquellen: FuzzBones / Shutterstock.com, Roman Sigaev / Shutterstock.com