Währung

Das Comeback des Greenback

12.01.10 18:00 Uhr

Die Anzeichen für einen wieder erstarkenden US-Dollar mehren sich. Auch wenn die Bandbreite der Prognosen weit auseinanderliegt, könnte ihm das Comeback gelingen.

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von Martin Blümel, €uro am Sonntag

An der Nasdaq ging es 2009 kräftig nach oben. Allerdings mit einem Wermutstropfen für deutsche Anleger: Weil der US-Dollar zwischen März und Dezember 23 Prozent an Wert verlor, gingen auch die Kursgewinne zumindest teilweise wieder flöten.

Im vergangenen Jahr war der Trend beim Dollar eindeutig: Mit der zunehmenden Risikolust an den Finanzmärkten wurde der Greenback verkauft, der Kurs fiel. Auch die hohe Staatsverschuldung der Vereinigten Staaten und die sehr expansive Geldpolitik waren gute Argumente für eine weitere Abwertung und stellten gar den Status des Dollar als Weltleitwährung infrage. Mit der Nullzinspolitik der Notenbank Fed wurde der Dollar gar als Verschuldungswährung für Carry Trades attraktiv – Investoren verschuldeten sich quasi zum Nulltarif in den USA und legten das Geld in höher verzinsliche Währungen an.

2010 könnte das ganz anders sein. Die amerikanische Währung steht wahrscheinlich vor einem fulminanten Comeback. In den Kursrelationen seit Anfang Dezember deutet sich dies schon an. So fiel etwa der Euro binnen vier Wochen von 1,52 auf 1,42 Dollar. Gemessen an einem Korb der wichtigsten Währungen wie Euro, Pfund, Schweizer Franken und Yen, gewann der Dollar im Dezember vier Prozent an Wert, nachdem er im Jahresverlauf 2009 bis dahin elf Prozent verloren hatte. Der Dollar legt also zu, obwohl die Risikolust weiter intakt zu sein scheint und die Aktienmärkte immer wieder neue Höchststände erreichen.

„Es scheinen andere Aspekte am Devisenmarkt in den Vordergrund zu rücken“, argumentiert Christian Apelt, Devisenexperte bei der Hessischen Landesbank. Und die sprechen zumindest kurzfristig für den Dollar. Ein Aspekt ist das Wirtschaftswachstum: Hier waren die US-Daten zuletzt stärker als die der Eurozone. Auch 2010 dürfte das Wirtschaftswachstum in den USA kräftiger ausfallen. Der Dollar reagiert positiv auf diese Nachrichten, was nahelegt, dass die US-Währung nicht mehr nur als Flucht­währung im Krisenfall angesehen wird. Vielmehr könnte ein Stimmungsumschwung bevorstehen, sodass auch die klassischen Reaktionsmuster wieder zu greifen beginnen: also Aufwertung des Dollar bei guten US-Konjunkturdaten, Abwertung bei schlechten Daten.

„Entsprechend könnte die US-Notenbank vor der EZB eine Zinswende einleiten“, sagt Apelt. „Die Zinsdifferenzen am Kapitalmarkt bewegen sich zugunsten des US-Dollar.“ Wann die Zinswende kommt, ist indes schwer vorherzusagen. Die Fed hat inzwischen zumindest angekündigt, sie bereite sich auf einen Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik vor. Aber sie gab keinerlei Hinweis darauf, dass dies kombiniert mit einer Zinserhöhung passieren könnte. Ein weiterer Aspekt, der für den Greenback spricht, ist die Schwäche des Euro, die in der Heterogenität der Währungsunion begründet ist. Bestes Beispiel ist das hoch verschuldete Euromitglied Griechenland, das derzeit von den Ratingagenturen herabgestuft wird. Dies ist auch langfristig eine Belastung für die Gemeinschaftswährung.

„Trotz der schon angelaufenen Korrektur ist der Euro gegenüber dem Greenback noch überbewertet“, findet Apelt. „Es spricht mehr für eine sich fortsetzende Dollarstärke. Der Euro-Dollar-Kurs dürfte Anfang 2010 unter 1,40 fallen, ungeachtet möglicher kurzfristiger Gegenbewegungen“, so der Analyst. „Zugunsten des Dollar lässt sich auch festhalten, dass mit der deutlichen Reduzierung des US-Leistungsbilanzdefizits über die letzten beiden Jahre einer der Gründe, der zur Dollarschwächung beitrug, stark an Bedeutung verloren hat“, ergänzt Fabienne Riefer von der Postbank.

Eine Minderheitenmeinung? Apelt und Riefer wagen sich durchaus vor. Die Bandbreite der Wechselkursprognosen jedenfalls liegt weit auseinander. Während die Hessische Landesbank, Postbank und die Weberbank einen starken Dollar erwarten und mit einer Abwertung des Euro auf Kurse von 1,40 oder gar 1,30 Dollar je Euro zur Jahresmitte rechnen, gehen vor allem amerikanische Banken wie die Citigroup und JP Morgan Chase von einem Euro-kurs von mehr als 1,60 Dollar aus. Deren Hauptargument ist das Überangebot an amerikanischen Dollarstaatsanleihen. In diesem Fall gälte der Umkehrschluss: Fällt der Dollar, wäre es für deutsche Anleger wenig attraktiv, amerikanische Aktien oder Anleihen zu kaufen.