Goldman Sachs: Anleger flüchten so stark aus Aktien wie zuletzt in 2008
Diverse Unsicherheitsfaktoren haben an den internationalen Aktienmärkten in den vergangenen Monaten zu erhöhter Volatilität geführt. Eine Folge: Anleger flüchten in Anleihen und Cash - und dies so stark wie zuletzt vor elf Jahren.
• Unsicherheitsfaktoren sorgen für hohe Volatilität an Aktienmärkten
• Hunderte Milliarden US-Dollar werden aus US-Aktien abgezogen
• Anleihen und liquide Mittel Nutznießer dieser Entwicklung
Unsicherheit hält Welt in Atem
Es gibt viele Faktoren, die in den letzten Monaten bei Anlegern auf der ganzen Welt zu vermehrter Unsicherheit geführt haben. So hält der noch immer andauernde Handelsstreit zwischen den USA und China seit über einem Jahr die Welt in Atem. Zwar sorgte die Bestätigung eines erreichten Teilabkommens international für Erleichterung, konkrete Fortschritte wurden seitdem jedoch nicht mehr genannt. Daneben bleibt auch der Brexit weiterhin ein noch nicht gelöstes Problem an den Märkten. Erst am Montag entschieden die EU-Staaten, dass eine Verlängerung der Frist bis Ende Januar kein Problem darstelle.
Doch nicht nur diese länderübergreifenden Auseinandersetzungen lassen die Sorgenfalten von Anlegern tiefer werden. Auch sich eintrübende Wirtschaftsaussichten auf der ganzen Welt beleben Rezessionsängste wieder. Vor diesem Hintergrund sah sich die US-Notenbank Fed bereits dazu gezwungen in diesem Jahr die US-Leitzinsen mehrmals zu senken - und das erstmals seit zehn Jahren. Auch bei der anstehenden Fed-Sitzung an diesem Mittwoch geht ein Großteil von Anlegern davon aus, dass eine weitere Zinssenkung kurz bevorsteht.
Anleger flüchten aus US-Aktien
Angesichts dieser unsicheren Lage suchen immer mehr Marktteilnehmer ihr Heil in der Flucht vom Aktienmarkt. So stellte die US-Großbank Goldman Sachs in einer vor kurzem veröffentlichten Notiz fest, dass seit 2008 nicht mehr so viel Geld aus US-Aktienfonds in Anleihen und liquide Mittel abgeflossen ist wie derzeit. So seien bisher rund 100 Milliarden US-Dollar aus US-amerikanischen Aktienfonds abgeströmt, wie Goldman Sachs errechnete. Aktiv gemanagte Fonds hätten gar 217 Milliarden US-Dollar verloren. Geht es so weiter, könnte dies der zweitgrößte Exodus auf dem US-Aktienmarkt seit 15 Jahren werden, meint die Investmentbank. Und danach sieht es aus, denn dieser Trend werde sich laut Goldman Sachs auch im nächsten Jahr fortsetzen.
Trend auch 2020 noch spürbar
So würden "hohe Unsicherheit, Rezessionsängste von Investoren und ein niedriges Ausgangsniveau von Liquiditätspositionen" wahrscheinlich dafür sorgen, dass der Anstieg von Aktieninvestments "begrenzt" sei, wie es in der Notiz heißt. Getragen würden die Aktieninvestments in 2020 wie schon in diesem Jahr insbesondere durch Unternehmen. Dabei stehen weniger Aktienrückkaufprogramme im Fokus, diese könnten, der Investmentbank zufolge, im kommenden Jahr gar zurückgehen. Es sei viel mehr die Nettonachfrage, die hier antreiben würde. Insgesamt würden nächstes Jahr 470 Milliarden US-Dollar an US-Aktien durch Unternehmen erworben werden, wie Bloomberg Goldman Sachs wiedergibt. Dies sei ein Rückgang von 2 Prozent im Vergleich zu 2019.
Aber auch ausländische Investoren und Privathaushalte würden zu US-Aktienkäufen mit 50 und 30 Milliarden US-Dollar beitragen. Daneben würden ETFs mit 150 Milliarden US-Dollar netto zu Buche schlagen. Dies läge jedoch mehr als 30 Prozent unter dem Fünf-Jahres-Durchschnitt von 220 Milliarden Dollar.
Anleihen und liquide Mittel gefragt
Gewinner sind bislang Anleihen und Cash-Positionen. Hier wären in diesem Jahr bisher 353 Milliarden US-Dollar und 436 Milliarden US-Dollar hinzugekommen. Hält die aktuelle Volatilität weiter an, könnte auch diese Tendenz im nächsten Jahr weiter Bestand haben.
Redaktion finanzen.net
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