Beim "Buffett-Indikator" stehen die Zeichen auf Crash
Der sogenannte Buffett-Indikator zeigt eine allgemeine Tendenz für die Bewertung von US-Aktien an. Inzwischen hat er ein höheres Niveau erreicht als vor dem Platzen der Dotcom-Blase. Wie brenzlig ist die Lage?
Die Bezeichnung "Buffett-Indikator" wurde im Jahr 2001 geprägt. Damals verriet Altmeister Warren Buffett in einem Interview mit dem "Fortune Magazin", welche Kennzahl er verwendet, um sich ein allgemeines Gefühl für die Bewertung von US-Aktien zu verschaffen. Die Berechnung dieses Indikators ist denkbar einfach, doch Starinvestor Warren Buffett selbst nannte diese Zahl "das beste Einzelmaß dafür, wo die Bewertungen zu einem bestimmten Zeitpunkt stehen." Die beiden zur Berechnung notwendigen Einheiten sind der Wert sämtlicher Aktien am Markt im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung insgesamt, also die gesamte Marktkapitalisierung aller US-Aktien geteilt durch das aktuelle Bruttoinlandsprodukt. Beläuft sich der Aktienwert auf 80 Prozent oder weniger des BIP, bedeutet dies, dass Aktien günstig sind und Anleger beruhigt zugreifen können. Steigt der Wert jedoch über 100 Prozent, zeigt dies an, dass der Wert der Aktien den der aktuellen Wirtschaftsleistung übersteigt und Aktien tendenziell zu teuer sind. Dies ist besonders dann der Fall, wenn Investoren am Markt zu euphorisch sind und zunehmend gierig werden. An diesem Punkt ist also Vorsicht geboten. Und dieser Punkt ist gleichsam zum aktuellen Zeitpunkt bereits weit überschritten worden.
Alarmierender Höchststand beim Buffett-Indikator
Zurzeit steht der Buffett-Indikator bei 149 Prozent - so hoch wie noch nie. Ein bedrohliches Szenario, führt man sich vor Augen, dass der Indikator unmittelbar vor dem Platzen der Dotcom-Blase den damaligen Höchststand von 145 Prozent erreichte. Auch vor der Finanzkrise kletterte der Buffett-Indikator auf immerhin fast 119 Prozent. Allem Anschein nach ist der US-Aktienmarkt aktuell also kräftig heiß gelaufen, der Wert der Aktien ist zu einem großen Teil nicht durch die tatsächliche Wirtschaftsleistung in den Vereinigten Staaten gedeckt. Wie akut gefährlich die Lage am Markt jedoch tatsächlich ist, lässt sich auf der bloßen Grundlage des Buffett-Indikators nur schwer einschätzen. So sagte auch Warren Buffett im vergangenen Jahr erst: "Man kann nicht einfach ein oder zwei Formeln anwenden und dann sagen, dass der Markt unterbewertet oder überbewertet ist". Gut möglich also, dass der hohe Wert des nach ihm benannten Indikators, Warren Buffett bislang noch keine allzu großen Bauchschmerzen bereitet.
Die Schwächen des Buffett-Indikators
In vielerlei Hinsicht ist der Buffett-Indikator auch wiederum keine verlässliche Quelle. So ermöglicht er es beispielsweise lediglich im historischen Kontext eine Aussage über den Wert des Aktienmarktes zu treffen, es lassen sich jedoch keine Höchst- oder Tiefstände daraus ableiten. Das bedeutet also, nur, weil der Wert aktuell hoch ist, lässt dies keine Aussage darüber zu, wie hoch der Wert noch steigen oder wie teuer Aktien noch werden können - und umgekehrt. So schrillten auch vor wenigen Monaten bereits die Alarmglocken, als der Buffett-Indikator im September 2017 auf 135 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in den USA kletterte. Wer damals aufgrund dessen zu Panikverkäufen tendiert hätte, hätte also die Aufwärtsbewegung der letzten Monate verpasst.
Ob das Börsenparkett in nächster Zeit für Investoren zum Glatteis wird und die Blase platzt, kann zumindest der Buffett-Indikator nicht verlässlich vorhersagen. Es ist jedoch kaum zu bestreiten, dass sich die US-Aktien derzeit auf sehr hohem Niveau befinden und eine Korrektur somit tendenziell wahrscheinlicher wird. So kann der momentane Stand des Buffett-Indikators möglicherweise weniger als ein Zeichen für Panik, als vielmehr für erhöhte Vorsicht gelten.
Redaktion finanzen.net
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