Corona-Pandemie lässt Konsumklima sinken
Die Furcht vor einem erneuten Lockdown wegen der Coronavirus-Pandemie lässt das Konsumklima in Deutschland erwartungsgemäß schwächeln.
Die Konsumforscher der GfK ermittelten für November einen Rückgang ihres Indikators zum Konsumklima auf minus 3,1 von revidierten minus 1,7 Punkten im Vormonat. Zunächst hatten sie für Oktober noch einen Wert von minus 1,6 Zählern berichtet. Die von Dow Jones Newswires befragten Ökonomen hatten auf dieser Basis für November einen Rückgang auf minus 3,0 Zähler erwartet.
"Die rasant steigenden Infektionszahlen führen zu Verschärfungen pandemiebedingter Einschränkungen", erklärte GfK-Experte Rolf Bürkl. "Zudem steigt die Furcht vor einem weiteren Lockdown, sollte das Infektionsgeschehen in den kommenden Wintermonaten außer Kontrolle geraten." Die zum Teil kräftige Erholung der Stimmung vom Frühsommer dieses Jahres sei damit zum Stillstand gekommen. Dazu habe auch eine im Oktober steigende Sparneigung beigetragen. "Der Optimismus der deutschen Verbraucher schwindet im Oktober spürbar", erklärte der Konsumforscher.
Rund drei Viertel der Verbraucher gingen aktuell davon aus, dass Covid-19 eine große beziehungsweise sehr große Bedrohung darstellt, und etwa die Hälfte mache sich große oder sehr große Sorgen, wenn es um die persönliche Zukunft geht. "Sowohl die Konjunktur- und Einkommenserwartungen als auch die Anschaffungsneigung müssen Einbußen hinnehmen", konstatierte Bürkl. Ob sich das Konsumklima in den kommenden Monaten wieder stabilisieren könne, werde vor allem vom weiteren Verlauf des Infektionsgeschehens abhängen.
Aussichten auf Erholung der Wirtschaft sinken
Größter Verlierer unter den Stimmungsindikatoren sei die Konjunkturerwartung, die nach fünf Anstiegen in Folge 17 Punkte auf 7,1 verlor. Die Verbraucher gingen offenbar davon aus, dass durch die deutlich steigende Zahl an Infektionen in Deutschland die bislang erhoffte rasche Wirtschaftserholung verlangsame. Hinzu komme, dass wichtige Handelspartner wie Frankreich, Spanien oder Großbritannien mit noch höheren Infektionsraten zu kämpfen hätten, weshalb auch wichtige Impulse für die Exportentwicklung in den kommenden Monaten ausblieben.
Der Indikator für die Einkommenserwartung verlor angesichts des schwindenden Konjunkturoptimismus 6,3 Zähler auf 9,8 Punkte. Durch die steigenden Infektionszahlen seien weitere Lockerungen in der Wirtschaft, wie zum Beispiel in der Veranstaltungs- und Tourismusbranche, wieder in weite Ferne gerückt. Beschäftigte aus diesen Bereichen würden sehr viel langsamer aus der Kurzarbeit kommen als bislang erhofft.
Zudem drohe einer Reihe von Unternehmen gerade aus diesen und anderen Dienstleistungsbranchen in den kommenden Wochen und Monaten die Insolvenz, was zu steigender Arbeitslosigkeit führen und die Einkommensentwicklung der privaten Haushalte belasten würde.
Im Sog sinkender Einkommensaussichten musste auch die Anschaffungsneigung Einbußen hinnehmen, wie die GfK betonte. Mit einem Minus von 1,4 Punkten auf 37,0 Zähler seien die Verluste allerdings wesentlich geringer. Sollte die Angst vor Jobverlust aufgrund der Pandemie künftig weiter zunehmen, würden die Verbraucher mit ihren Anschaffungen vorsichtiger werden, was das Konsumklima belaste.
Von Andreas Kißler
NÜRNBERG/BERLIN (Dow Jones)
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Bildquellen: GfK