Furcht vor schwachem September: Folgt auf die Aktienrally erneut eine Herbst-Korrektur?
Historisch gesehen gilt der September als schwacher Börsenmonat. Und auch die Rally im vergangenen Jahr wurde durch den neunten Monat des Jahres unterbrochen. Müssen Anleger also auch in diesem Jahr wieder mit einer Korrektur nach unten rechnen?
• Historisch gesehen schwacher Handelsmonat
• Im vergangenen Jahr Rally unterbrochen
• Bevorstehende Kursänderungen der Fed belasten Anleger
Schwacher September voraus?
Der September gilt historisch gesehen als einer der schlechtesten Monate für den Aktienmarkt. Und auch im vergangenen Jahr erfüllte sich die Legende um den schwachen Börsenmonat: So wurde die Rekordrally der Märkte nach dem Corona-Crash im März 2020 jäh unterbrochen, als der S&P 500 im September zeitweise um fast zehn Prozent einbrach - nur um danach wieder in den Bullenmarkt zu wechseln. Letztendlich verzeichnete der S&P 500 im September 2020 einen Rückgang von 3,9 Prozent. Nun fürchten sich zahlreiche Anleger vor einer Wiederholung der Einbrüche vom letzten Jahr, wie Mark DeCambre von "MarketWatch" schreibt.
Fed-Sorgen belasten
So befinde sich der Markt in einer ähnlichen Ausgangssituation wie im vergangenen Jahr: Immerhin ging es die letzten sieben Monate aufwärts. Auf Jahressicht beträgt das Plus beim Index der 500 größten börsennotierten US-amerikanischen Unternehmen 18,70 Prozent (Stand vom 10. September 2021). Zusätzlich belasten jedoch auch hohe Bewertungen sowie die Befürchtung, dass die ultralockere Geldpolitik der US-Notenbank Fed vor einem baldigen Aus steht, wie DeCambre schreibt. So rechnen Marktteilnehmer mit einer Erhöhung des Leitzinses sowie mit der Rückführung der Anleihekäufe, die auch als "Tapering" bezeichnet wird. "Wir müssen mit dem Tapering beginnen", forderte zuletzt auch der Präsident der Federal Reserve Bank of St. Louis, James Bullard, gegenüber dem US-Sender CNBC. "Wir haben wirklich eine boomende Wirtschaft, die wahrscheinlich nicht mehr Stimulus zu diesem Zeitpunkt braucht."
Hohe Volatilität nach starkem Sommer
Und auch Wedbush Securities-Stratege Sahak Manuelian rechnet im September mit schwankenden Aktienkursen, wie er gegenüber dem Börsenportal verrät. "Ich denke, dass der September und die Volatilität, die es normalerweise im September gibt, wirklich wieder ins Spiel kommen können", so Manuelian. "Es war ein ziemlicher Anstieg, und es ist schwierig, diese Entwicklung im September und Oktober aufrechtzuerhalten. […] Aber es ist bezeichnend, dass bei diesem Beschäftigungsbericht sogar schlechte Nachrichten gut sind, weil sie weitere Unterstützung in Form von mehr Anreizen und Hilfe bedeuten könnten." Damit spielt der Händler auf die aktuellen Daten zum US-Arbeitsmarkt an, die deutlich hinter den Erwartungen zurückfielen. So wurden im August in der Privatwirtschaft und beim Staat etwa nur 235.000 neue Stellen geschaffen.
Schwieriger August geht schwachem September voraus
Paul Schatz, der Präsident von Heritage Capital, warnt Anleger jedoch davor, den September als schwachen Börsenmonat zu verteufeln. In einem Blogbeitrag auf der Webseite des Unternehmens ruft Schatz dazu auf, bei Statistiken zum neunten Monat des Jahres genau hinzuschauen, bevor man diesen als schlechten Handelsmonat abtut. So sei es zwar durchaus korrekt, dass der September historisch gesehen der schlechteste Monat für Aktien ist. "Der Teufel steckt jedoch im Detail", gibt der Heritage Capital-Präsident zu bedenken. "Wenn ich mir ‚schlechte‘ September ansehe, finde ich Märkte, die bereits zu Beginn des Monats auf Talfahrt sind. Mit anderen Worten: Der August war für Aktien schwierig, und das setzte sich im September fort." Anders sei es jedoch im vergangenen Jahr geschehen. "Das Jahr 2020 war der Ausreißer, da die Aktien den August mit neuen Höchstständen schlossen, sich noch zwei Tage lang erholten und dann fast 10 Prozent einbrachen", fährt Schatz fort.
Auch MarketWatch-Kolumnist Mark Hulbert betont, dass sich Anleger nicht durch lose Zusammenhänge beeinflussen lassen sollten. "Die Börsenkunde ist voll von Korrelationen, die statistisch signifikant sind, aber in der Realität keine Bedeutung haben", so der Marktbeobachter.
Korrektur verschiebt sich
Fundstrat Global Advisors-Mitgründer Tom Lee geht jedoch davon aus, dass sich die Aktienrally im September fortsetzen wird, wie er gegenüber CNBC erklärt. Eine Korrektur sei jedoch nicht aus der Welt, sondern verschiebe sich damit auf den Folgemonat. "Wir dachten nicht, dass es ein Zeitfenster für eine zehnprozentige Korrektur für den Großteil des Jahres 2021 gibt. Das Zeitfenster, in dem wir denken, dass ein Rückschlag von zehn Prozent möglich ist, ist der Oktober", erklärt der Marktexperte in der Sendung "Trading Nation". Als Grund dafür sieht er neben fiskal- und geldpolitischen Risiken auch den unklaren weiteren Verlauf der Corona-Pandemie. Für viele Marktteilnehmer sei ein Einbruch damit allerdings überfällig, wie Lee weiter ausführt. "Ich vermute, dass viele Anleger davon ausgingen, dass wir im August eine Korrektur von 10 Prozent erleben würden", so der Bitcoin-Fan. "Also wurde Geld vom Tisch genommen. Wenn die Leute ein neues Risiko eingehen, kaufen sie in der Regel zyklische und epizentrische Werte."
Fed-Treffen und Verfallstag könnten weitere Impulse liefern
Ob der Herbst also eine Korrektur mit sich bringt, wird die Zeit zeigen. Belastend wirken laut DeCambre neben der Delta-Variante des Coronavirus, die besonders in Kombination mit dem nahenden Schulstart in den USA für ein höheres Infektionsgeschehen sorgen könnte, auch Inflationssorgen. Mit dem Hexensabbat am 17. September, dem großen Verfallstag an den Börsen, und dem Fed-Treffen von 21. bis 22. September stehen außerdem zwei wichtige Termine auf der Monatsagenda, die darüber entscheiden könnten, ob sich die Rally fortsetzen oder ob der September seinem schlechten Ruf gerecht wird.
Redaktion finanzen.net
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