JPMorgan warnt: Aktien im Wert von 200 Milliarden Dollar werden wohl verkauft
Das dritte Quartal nähert sich dem Ende. Zeit für viele Staats- und Pensionsfonds, ihre Portfolios einer genauen Prüfung zu unterziehen. Für die Börsen sind das keine guten Aussichten.
• Staats- und Pensionsfonds könnten umfassende Anpassungen ihrer Portfolios vornehmen
• JPMorgan rechnet mit Aktienverkäufen in Höhe von 200 Milliarden US-Dollar
• Mittelfristige Aussichten bleiben aber positiv
Pensions- und Staatsfonds sind große Player auf dem internationalen Börsenparkett. Je nach Anlagestrategie passen sie ihre Portfolios in der Regel vierteljährlich an, was am Markt zu Schwankungen führen könnte. Besonders deutlich könnten diese zum aktuellen Monatsende ausfallen.
Aktien für 200 Milliarden US-Dollar vor dem Verkauf?
Davor warnt die US-Bank JPMorgan rund um Marktstratege Nikolaos Panigirtzoglou. In einer Kundennotiz hieß es kürzlich, dass Ende September mit der negativsten Quartalsanpassung seit Beginn der Corona-Pandemie zu rechnen sei. Die Experten schätzen, dass Pensions- und Staatsfonds zum Quartalsende Aktien im Wert von rund 200 Milliarden US-Dollar abstoßen könnten.
Auf diesen Wert kommt das JPMorgan-Team nach Berechnungen, die sich auf US-amerikanische, leistungsorientierte Pensionsportfolios, den japanischen Government Pension Fund und den norwegischen Ölfonds erstrecken, heißt es weiter.
Auf die Finanzmärkte, die zwar nach dem Corona-Crash im März eine starke Erholungsrally hinlegen konnten, sich aber derzeit in einem fragilen Zustand befinden, hätte dies möglicherweise große Auswirkungen. "Diese negativen Flüsse bedingt durch Umschichtungen werden angesichts des starken Rückgangs der Aktienmarkttiefe in diesem Monat noch problematischer", zitiert Bloomberg aus der Kundenmitteilung von JPMorgan.
Globale Aktien übertreffen Anleihen-Performance
Institute tendieren dazu, Portfolios vierteljährlich anzupassen. Das tun sie, um ihre angestrebte Asset Allocation beizubehalten. Angesichts der Tatsache, dass eine Meßgröße für globale Aktien seit Ende Juni um etwa 10 Prozent gestiegen sei und damit die Renditen von festverzinslichen Wertpapieren übertroffen habe, bestünde bei einigen Fonds Anpassungsbedarf bezüglich ihres Anlagemixes, heißt es bei JPMorgan weiter.
Zuversicht trotz warnender Worte
Doch trotz des drohenden teils massiven Anpassungsbedarfs und den damit einher gehenden möglichen Folgen für den Aktienmarkt zeigt sich das Expertenteam um Nikolaos Panigirtzoglou für Aktien dennoch grundsätzlich weiter bullish. Die Revision sei eines von vielen Risiken für den Aktienmarkt, nachdem eine starke Rallye von Tiefstständen im März diesen Monat ins Stocken geraten sei. Hinzu kommen mögliche weitere Belastungsfaktoren, von denen JPMorgan die hohen Bewertungen für einige Segmente, eine unbeständige wirtschaftliche Erholung, die potenzielle Volatilität im Zusammenhang mit den US-Wahlen und die Abhängigkeit von der Unterstützung der Finanzmärkte durch die Zentralbanken nennt.
Einen Grund, dem Aktienmarkt den Rücken zu kehren, sehen die Experten aber nicht. Mittel- bis langfristig sei "angesichts der nach wie vor insgesamt niedrigen Aktienpositionierung immer noch viel Aufwärtspotenzial" zu erkennen, betonten sie. Daher bewerten sie den möglichen Rückschlag für den Aktienmarkt als potenzielle Einstiegsmöglichkeit für Anleger: "Ein Rückgang der Aktien- und Risikomärkte in den kommenden Wochen würde wahrscheinlich eine Kaufgelegenheit darstellen".
Redaktion finanzen.net
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