Nicht länger "Müll"

Renommierter Marktforscher: Bargeld wird zu einer echten Konkurrenz für den Aktienmarkt

02.03.23 23:31 Uhr

Renommierter Marktforscher: Bargeld wird zu einer echten Konkurrenz für den Aktienmarkt | finanzen.net

Bereits im Oktober 2022 revidierte Starinvestor Ray Dalio seine Meinung zu Bargeld und sagte, dass er dieses nicht länger als Müll, sondern nun als neutrale Anlage ansehe. Seitdem hat die US-Notenbank Fed weiter an der Zinsschraube gedreht und Cash damit noch attraktiver gemacht. Laut einem prominenten Marktforscher stellt Bargeld somit nun eine echte Alternative zu Aktien dar.

• Marktforscher Jim Bianco: "Bargeld ist kein Müll mehr"
• Durch Geldpolitik der Fed echte Alternative zu Aktien
• Bargeld mit ansprechender Rendite "ohne jegliches Risiko"



"Bargeld ist kein Müll mehr. Das war ein zwei Jahrzehnte altes Meme, das nicht [mehr] zutrifft", sagte Marktforscher Jim Bianco kürzlich im Interview mit "CNBC". Bianco ist Präsident von Bianco Research und war laut "The Market" im Jahr 2019 in der engeren Auswahl für einen der freien Posten im Gouverneursrat der US-Notenbank Fed. Die US-Währungshüter und ihre jüngsten Zinserhöhungsschritte sind dann auch der Grund dafür, dass der Spruch "Cash is trash" laut Bianco nicht mehr gelte.

Experte: Fed dürfte Leitzins stärker anheben als ursprünglich erwartet

Seit 1. Februar liegt der Leitzins in den USA in einer Spanne von 4,5 bis 4,75 Prozent, die Fed hat außerdem weitere Zinserhöhungen signalisiert, um die nach wie vor hohe Inflation einzudämmen. Wie Bianco gegenüber "CNBC" sagte, gehe die Wall Street dabei zunehmend davon aus, dass die Fed den Leitzins im März, Mai und Juni weiter anheben werde - und damit einmal mehr als zuvor weitläufig angenommen - und dass der Leitzins letztlich über das Niveau von 5,25 Prozent steigen dürfte, das die Fed einst als Endpunkt genannt habe. "Viele Leute beginnen zu denken: Die Fed wird nicht einfach eine zusätzliche Zinserhöhung vornehmen, sondern sie wird viele zusätzliche Zinserhöhungen vornehmen", erklärte der Marktforscher. "Investoren werden anfangen müssen, über die Idee nachzudenken, dass wir eine 5-Prozent- oder 6-Prozent-Welt haben, und sie werden anfangen müssen, über die Idee nachzudenken, dass Bargeld für den Aktienmarkt kein Müll mehr ist", so Bianco weiter.

Rückenwind für kurzlaufende Staatsanleihen

Unter Bargeld versteht der Experte vor allem US-Treasury Bills, also Schuldverschreibungen des US-Schatzamtes mit kurzen Laufzeiten von bis zu einem Jahr. Eine solche Schatzanleihe mit sechsmonatiger Laufzeit werfe schon jetzt fünf Prozent ab, bis zum Herbst dürften es laut Biancos Einschätzung sogar sechs Prozent sein. Das wäre dann in ungefähr das Niveau von zwei Dritteln der langfristigen Rendite am US-Aktienmarkt, die in etwa bei zehn Prozent liegt. "Sie erhalten zwei Drittel der langfristigen Wertsteigerung des Aktienmarktes ohne jegliches Risiko. Das wird für den Aktienmarkt eine starke Konkurrenz werden. Das könnte der Börse Geld entziehen", zeigte sich der Marktforscher gegenüber "CNBC" überzeugt. Denn eine höhere Rendite bei solchen festverzinslichen Papieren führt in der Regel dazu, dass die Anleger zumindest einen Teil ihres Depots in die risikoarmen Anlagen umschichten und somit die Preise für riskantere Finanzinstrumente wie Aktien fallen.

Bianco: Bargeld ist keine Zeitverschwendung mehr

Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit, Geldmarktfonds und ähnliche Anlagen sind aufgrund der falkenhaften Geldpolitik der Notenbanken weltweit für Anleger so attraktiv wie seit Jahren nicht mehr. Selbst die Zinsen auf Festgeld und Tagesgeld steigen zur Zeit wieder. Laut unserem Festgeldvergleich können deutsche Sparer bei einer einjährigen Laufzeit momentan bis zu 2,9 Prozent Zinsen einstreichen, laut Tagesgeldvergleich sind es bei jederzeit verfügbaren Einlagen bis zu 1,85 Prozent - teils bieten Institute für einen begrenzten Zeitraum von einigen Monaten sogar noch höhere Zinssätze.

Bargeld sei in den 2010er Jahren "nur Zeitverschwendung" gewesen, sagte Bianco gegenüber "CNBC". Diese Zeiten seien nun jedoch vorbei. "Bargeld könnte tatsächlich zu einer Art Alternative werden", so der Experte. Womöglich könnte es dank der steigenden Zinsen zum ersten Mal seit Jahren sogar die Nase vorn haben.

Redaktion finanzen.net

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