JPMorgan: Handelskonflikte werden in Zukunft zur "Normalität" gehören
Jüngst schickte eine erneute Eskalation im US-chinesischen Handelsstreit die Börsen weltweit auf Talfahrt. Die internationalen Märkte haben bisher meist äußerst sensibel auf Entwicklungen im Handelsstreit reagiert. JPMorgan meint jedoch, dass derartige Handelskonflikte zukünftig zur Normalität werden könnten.
Erneute Eskalation im US-chinesischen Handelsstreit
Der Handelskonflikt zwischen den USA und China zieht sich seit Monaten in die Länge. Nachdem es kürzlich noch so aussah als könnten die Verhandlungen zu einem positiven Ende gebracht werden, überraschte US-Präsident Donald Trump letzte Woche mit der Anhebung von US-Zöllen auf chinesische Waren mit einem Wert von 200 Milliarden US-Dollar. Dabei wurde der Prozentsatz der Zölle von 10 auf 25 Prozent angehoben. Es dauerte nicht lange, bis die Gegenmaßnahmen Chinas öffentlich bekannt gegeben wurden: So erhöhte die Volksrepublik die Abgaben auf US-amerikanische Produkte im Wert von 60 Milliarden US-Dollar. Dabei werde die Anhebung von 10 bis 25 Prozent gestaffelt, jedoch erfolge die Umsetzung erst zum 1. Juni 2019.
Internationale Börsen auf Talfahrt
Die Ankündigung der Gegenmaßnahmen Chinas sorgten weltweit für Ausverkäufe an den Märkten. So verlor der Dow Jones Industrial 2,38 Prozent auf 25.324,99 Punkte und büßte damit im Handelsverlauf über 600 Zähler ein (Stand: Schlusskurs vom 13.05.2019). Der NASDAQ Composite fiel gar um 3,4 Prozent. Auch der heimische DAX sackte um 1,52 Prozent auf 11.876,65 Punkte ab. Der Shanghai Composite gab 1,2 Prozent auf 2.904 Einheiten nach. Schon in den vorherigen Monaten hatten die internationalen Börsen auf Nachrichten im Handelsstreit äußerst empfindlich reagiert.
Gehören Handelsstreits fortan zur Tagesordnung?
Dabei meint JPMorgan-Experte, James Sullivan, dass derartige Konflikte in Zukunft wohl eher an der Tagesordnung sein werden, insbesondere da Länder wie China sich von aufstrebenden Wirtschaften zu mächtigen Akteuren auf globaler Ebene entwickeln: "Während wir dabei sind uns hin zu einer multi-polaren Welt zu entwickeln, müssen wir meiner nach Meinung anerkennen, dass derartige Handelsdiskussionen nicht mehr nur sporadisch stattfinden werden", so Sullivan in der CNBC-Sendung "Squawk Box". "Ich glaube, dass wir erkennen müssen, insbesondere als Aktienanleger, dass dies jetzt Normalität ist", so Sullivan weiter. So würden Handelsgespräche wie sie derzeit zwischen den USA und China geführt werden zum "Hintergrund der globalen Märkte für die nächsten 10 bis 20 Jahren" gehören. Denn auch aufstrebende Wirtschaften müssten ihren "jeweiligen Platz in der Welt" finden. Darüber hinaus würde sich auch die "globale Struktur" dahingehend neu ordnen, dass ein neues "multi-polares Umfeld" berücksichtigt werde.
Ein Konflikt nach dem anderen
In Sachen US-chinesischer Handelsstreit warten Anleger derweil gebannt auf den G-20-Gipfel in Japan im Juni. Hier wollen sich Trump und Xi Jinping treffen und weitere Gespräche führen. Jedoch könnte selbst bei einer Einigung gleich der nächste Handelskonflikt, nämlich der zwischen den USA und der EU, in die nächste Runde gehen. So steht bis zum 18. Mai seitens Donald Trumps noch eine Entscheidung zu der Anhebung von Zöllen auf Autoimporte aus der EU an. Jedoch scheint es angesichts der erneuten Eskalation im US-chinesischen Streit wahrscheinlich, dass diese Entscheidung weiter nach hinten vertagt wird. Es scheint demnach, dass Sullivans Prognose durchaus zutreffen könnte. Jedoch bleibt abzuwarten, ob sich Anleger an die mit Handelsstreits einhergehende Unsicherheit tatsächlich gewöhnen können.
Redaktion finanzen.net
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