Mehr Übernahme-Deals

Deutsche Bank-Investmentmanager: China bei M&A-Aktivitäten weit vorne dabei - SPACs mit Hürden

18.03.21 21:27 Uhr

Deutsche Bank-Investmentmanager: China bei M&A-Aktivitäten weit vorne dabei - SPACs mit Hürden | finanzen.net

Die Wirtschaftsprüfgesellschaft PwC blickte bereits Anfang des Jahres optimistisch auf den Übernahmemarkt und sah eine aufgestaute Nachfrage auf den M&A-Markt losbrechen - in China scheint das nun bereits der Fall zu sein.

• Aktivität in China wohl so hoch wie seit Jahren nicht mehr
• Mayooran Elalingam von der Deutschen Bank beobachtet hohe Zahl an Deals
• Neue Käufer wie SPACs strömen auf den Übernahmemarkt

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Mayooran Elalingam, Leiter Investment Banking Coverage und Advisory der Deutschen Bank in der Region Asien-Pazifik, äußerte sich gegenüber der Seite South China Morning Post (SCMP) zu den M&A-Aktivitäten in China. So heißt es, dass sich China gegenwärtig zu einem der aktivsten Märkte für Fusionen und Übernahmen entwickelt habe.

Wahrscheinlich "bestes Jahr seit langem" in China

Wie der leitende Investmentbanker erklärte, zog die Aktivität im M&A-Bereich zu Beginn dieses Jahres deutlich an. Zumindest was die Anzahl der Deals anbelange, denn die Volumina der Transaktionen fielen geringer aus, berichtet SCMP. "Selbst wenn der Rest des Jahres viel normaler verläuft, sollten wir ein sehr, sehr gutes Jahr im Bereich M&A haben, wahrscheinlich das beste seit langem", wird Elalingam zitiert.
Bislang sei es in China zu 825 Deals gekommen (Stand ist der 5. März 2021), die insgesamt 75,7 Milliarden US-Dollar an Wert vereint haben sollen. Außerdem habe es bereits 51 Ankündigungen von Auslandstransaktionen gegeben, die einen Gesamtwert von 5,8 Milliarden aufweisen könnten.

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Hohe Barmittel begünstigen steigende Zahl der M&A-Deals

Im Rahmen einer Studie zur globalen Entwicklung von Übernahmen innerhalb der vergangenen beiden Jahre, kam die Wirtschaftsprüfgesellschaft PwC zu dem Schluss, dass 2021 zahlreiche Übernahmen und Fusionen anstehen könnten. Denn einige Kandidaten seien vorbereitet auf genau solche Maßnahmen im aktuellen Umfeld: "Unternehmen, die mit den wirtschaftlichen Auswirkungen der weltweiten Coronavirus-Pandemie rechnen, verfügen über eine geballte Kriegskasse von mehr als 7,6 Billionen US-Dollar in bar und handelbaren Wertpapieren - und die Zinssätze sind weiterhin auf einem Rekordtief," schrieb die PwC in ihrem Bericht.

Zu derselben Annahme kam offenbar auch Mayooran Elalingam von der Deutschen Bank. Denn gegenüber SCMP äußerte er, dass eine Reihe von Unternehmen nach Möglichkeiten suche, ihr Bargeld einzusetzen. Darunter befänden sich insbesondere neue Käufer, die es vorher nicht gegeben habe. "Es sind neue Käufer in der Region. Da sind die SPAC-Käufer. Es gibt Private-Equity-, Infra- und Core-Plus-Fonds, aber auch Versicherungen und renditesuchende Fonds, die teilweise einstellige Renditen erzielen können", zitiert ihn die Seite. Parallel dazu würden andere Firmen ihre Vermögenswerte abstoßen, um ihre Schulden zu senken. Nach einem ruhigen Pandemiejahr gewinne der Markt durch eine Wiederaufnahme der Aktivitäten an Fahrt.

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Faktoren und neue Trends auf dem Übernahmemarkt

Zusätzlich zu der reinen Zahl an Übernahmen und Fusionen, lässt sich auch eine weitere Entwicklung auf dem M&A-Markt feststellen, heißt es in dem Bericht. So seien mitunter auch ESG-Aspekte wichtiger bei Transaktion geworden. Der Grund dafür sei in erster Linie, dass China und weitere Regierungen der Region erklärt hätten, bis 2060 emissionsneutral sein zu wollen, erklärte Elalingam. "ESG ist jetzt ein sehr bedeutendes Thema bei M&A geworden. Es geht nicht nur darum, dass man eine grüne Anleihe aufnimmt," gibt ihn SCMP wieder.

Und da die Beziehung zwischen China und USA weiterhin unter Spannung stehe, konzentrierten sich chinesische Käufer bei Auslandstransaktionen eher auf regionale Ziele, weniger auf die USA. Dazu gehörten auch multinationale Unternehmen, die ihre Geschäfte verkaufen, weil sie die Region verlassen. Der leitende Deutsche Bank-Mitarbeiter erklärte laut SCMP dazu: "Generell sehen wir für unsere multinationalen Kunden im Moment mehr Outbound- als Inbound-Ströme."

SPACs spielen wichtige Rolle in China

Hohe Bedeutung misst Elalingam Special Purpose Acquisition Companies bei, da deren Verbreitung auch für die Region rund um China eine wichtige Rolle spielen soll. Bei Börsengängen sollen solche Mantelfirmen allein Januar und Februar 2021 60 Milliarden US-Dollar beschaffen haben, beruft sich SCMP auf Daten von Refinitiv. Der Trend in diesem Jahr ist klar zu spüren, sodass das aktuelle Tempo der Mittelbeschaffung das höchste seit zwei Jahrzehnten sein soll.

Doch in Asien sind solche Börsengänge gegenwärtig noch nicht möglich - möglicherweise könnte es an den Börsen in Hongkong, Singapur und Indonesien zu Änderungen kommen, die solche SPACs zugänglich machen würden.

"Zwei Dinge sind wichtig für einen erfolgreichen SPAC-Markt in APAC - Investoren und regulatorische Rahmenbedingungen", so Elalingam gegenüber SCMP und spricht von einem "großen Appetit der Investoren in dieser Region, SPACs zu unterstützen." Damit dieser Hunger gestillt werden könne, seien allerdings die regulatorischen Linien von hoher Bedeutung, "da es sich um ein komplexes Produkt handelt, das wahrscheinlich für anspruchsvollere Investoren geeignet ist", konkludiert der Asien-Pazifik-Investmentexperte.

Redaktion finanzen.net

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