Marktrisiken steuern

Crashgefahr? Black-Swan-Investor wappnet sich für nächsten Abschwung und kritisiert Notenbanken

19.02.20 22:43 Uhr

Crashgefahr? Black-Swan-Investor wappnet sich für nächsten Abschwung und kritisiert Notenbanken | finanzen.net

Große Summen verdienen, wenn alles andere abrauscht, will wohl jeder Investor. Wie ein Fondsmanager einen "explosiven Schutz" im Falle eines Crashs aufbaut, um die Risiken in einem verzerrten Umfeld für seine Kunden zu mindern.

• Black-Swan-Investor setzt auf Asymmetrie
• Fonds mit Crash-Versicherung?
• Monetäre Verzerrung schafft schwieriges Marktumfeld

An der Börse ist er eine gefürchtete Metapher: der Schwarze Schwan. Das dunkel gefiederte Tier steht für ein unerwartetes Ereignis mit großen bis verheerenden Auswirkungen auf die Märkte. Der Gründer von Universa Investments hat sich darauf spezialisiert, seine Kunden vor ebendiesen Markteinschnitten zu schützen. In einem Interview mit Vanity Fair offenbarte er seine Vorgehensweise und äußerte Kritik.

Steuerung von Marktrisiken

Mark Spitznagel bietet Investoren mit seinem Hedgefonds eine Art Crash-Versicherung. So können diese, seinen Aussagen zufolge, mit anderen Investitionen "systemische Risiken" eingehen, während sie über Universa Investments im Falle eines Markteinbruches abgesichert seien. Um das zu ermöglichen, brauche es einen "explosiven Schutz vor Abwärtsrisiken" - das sei die einzige Option, Risiken zu mindern. "Wenn der Markt zusammenbricht, möchte ich eine ganze Menge verdienen, und wenn der Markt nicht zusammenbricht, möchte ich einen klitzekleinen Betrag verlieren. Ich will diese Asymmetrie. Ich will diese Konvexität", so Spitznagel im Gespräch mit Vanity Fair. Mit dieser Strategie setzt der Fondsmanager gezielt darauf, dass Schwarze Schwäne die Märkte stören. In der Vergangenheit ist sein Ansatz bereits aufgegangen: Aus dem Börsencrash 2008 ging Spitznagel als Gewinner hervor - sein Portfolio wies einen Gewinn von 115 Prozent aus, heißt es bei Vanity Fair.

Aktien im Umfeld einer "monetären Verzerrung"

Im Interview äußerte er sich außerdem zur aktuellen Situation an den Finanzmärkten. Die Aktienrally sei von der US-Notenbank Federal Reserve getrieben worden. Doch dieser Rückenwind habe dazu geführt, dass der Blick auf Aktien entstellt sei - der Aktienmarkt scheine nicht mehr an Fundamentaldaten gebunden, es herrsche eine "monetäre Verzerrung". "Die Menschen brauchen Ertrag, und wenn sie aufgrund der Dynamik, die wir heute auf den Märkten haben, nach Ertrag streben, ist alles möglich," betonte der Black-Swan-Investor gegenüber Vanity Fair. "Wenn man zufällig auf einen Bildschirm schaut, ist das ziemlich verrückt. Big Caps, Small Caps, Kreditmärkte, Volatilität; es ist verrückt. Das Streben nach Rendite ist überall." Seiner Ansicht nach befinden wir uns in einer Phase, in der die Leute ihren Verstand hinsichtlich der Finanzmärkte verloren hätten.

Abschwung wird "nicht schön" - Fed schuld?

Doch dieses Verhalten komme nicht von ungefähr: Marktakteure gingen "verrückte Risiken" ein, wobei der Grund die falschen Zinssätze und Preise seien. "Aber natürlich glauben die Zentralbanker zu wissen, was der natürliche Zinssatz ist und dass alles gut wird. Sie denken, sie haben alles im Griff", kritisierte Spitznagel die Zentralbanken und hat es dabei insbesondere auf das massive Lockerungsprogramm abgesehen. Dem Universa-Investments-Gründer zufolge, wisse die Fed nicht, wie sie die Kontrolle zurückerlangen und die Zinssätze normalisieren könnte. "Sie erkennen, dass sich die globalen Volkswirtschaften jetzt in einer Situation befinden, in der die Zentralbanken sich nicht zurückziehen können", erläuterte er und warf den Währungshütern vor, zu "bluffen, wenn sie sagen, dass sie es können."

Wann und wie es zu einem Marktabschwung kommen wird, darauf konnte sich Spitznagel nicht festlegen, allerdings setzt er darauf, dass es dazu kommen wird. Diesbezüglich äußerte er seine Bedenken, dass "es nicht schön sein wird", sobald die Zinsen anfangen zu steigen. "Ich wäre ziemlich zufrieden, wenn es nie wieder einen Crash geben würde, und von jetzt an sieht jedes Jahr aus wie das letzte Jahr oder die letzten 5 oder 10 Jahre. Damit wäre ich einverstanden... Meine Anleger würden davon so sehr profitieren, weil ich ihnen erlaube, systemische Risiken einzugehen".

Redaktion finanzen.net

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