ifo-Geschäftsklima trübt sich zum dritten Mal in Folge ein
Die konjunkturellen Aussichten für die deutsche Wirtschaft trüben sich weiter ein.
Am Dienstag verschlechterte sich die Unternehmensstimmung zum dritten Mal in Folge. Ökonomen interpretieren eine solche Bewegung normalerweise als konjunkturellen Wendepunkt. Schon am Montag hatte eine ähnliche Umfrage von S&P Global in dieselbe Richtung gedeutet.
Das ifo-Geschäftsklima - Deutschlands wichtigstes Konjunkturbarometer - fiel im Juli zum Vormonat um 1,3 Punkte auf 87,3 Zähler, wie das ifo-Institut in München mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit einem moderateren Rückgang auf 88,0 Punkte gerechnet. "Die Lage der deutschen Wirtschaft verdüstert sich", kommentierte ifo-Präsident Clemens Fuest.
Die aktuelle Lage wurde von den rund 9.000 befragten Unternehmen deutlich schlechter bewertet, die künftigen Geschäftsaussichten fielen dagegen nur geringfügig schwächer aus. Das Geschäftsklima trübte sich in allen betrachteten Bereichen ein. Im Baugewerbe fiel der Indikator auf den tiefsten Stand seit Anfang 2010. Die Branche leidet seit längerem unter den stark gestiegenen Zinsen und den hohen Baukosten.
Bankökonomen kommentierten die Umfrageergebnisse pessimistisch. "Deutschland zieht die Eurozone nach unten", resümierte Dekabank-Volkswirt Andreas Scheuerle. "In kaum einem anderen Land ist die Konjunktur derzeit so stark unter Druck wie hierzulande." Im Winterhalbjahr war die deutsche Wirtschaft geschrumpft, die Eurozone nach jüngsten Zahlen einer Rezession aber gerade so entgangen. Andere große Volkswirtschaften wie Frankreich oder Italien hatten sich im Winter stabiler entwickelt als die deutsche Wirtschaft.
Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer sprach von schlechten Aussichten für das zweite Halbjahr. "Selbst wenn das deutsche Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal etwas gestiegen sein sollte, deutet der breit basierte Rückgang der Frühindikatoren auf ein erneutes Schrumpfen der deutschen Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte." Auch im Rest des Euroraums gebe es derzeit Rezessionssignale. Das stärke die Position derjenigen im EZB-Rat, die nach der für diesen Donnerstag erwarteten Zinsanhebung gegen weitere Erhöhungen seien.
MÜNCHEN (dpa-AFX)
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