Chinas wirtschaftliche Rolle in der Welt hat sich gewandelt
Aufgrund des Handelsstreites ist die chinesische Volksrepublik stetig in den Schlagzeilen - doch nun macht das Reich der Mitte mit einer ganz anderen Erkenntnis auf sich aufmerksam: Die Welt ist China immer mehr ausgesetzt - und nicht umgekehrt. Warum, zeigt eine aktuelle Studie.
• McKinsey-Studie zeigt Änderungen bei Haupttreiber von Chinas Wirtschaftswachstums
• Wirtschaft der Volksrepublik ist weniger abhängig vom Handel
• Chinas "relative Exposition gegenüber der Welt ist zurückgegangen"
Studie zeigt: Chinas Exporte sind rückläufig
Während China im Jahr 2007 noch 17 Prozent seiner Produktion in andere Länder verschiffte, beliefen sich die Exporte zehn Jahre später nur noch auf neun Prozent. "Chinas relative Exposition gegenüber der Welt ist zurückgegangen, weil der Haupttreiber seines Wirtschaftswachstums nicht mehr Handel oder Investition" ist, verlautet der jüngste Bericht der Unternehmensberatung McKinsey and Company. Vor allem im Zuge des langanhaltenden Handelsstreites zwischen China und den USA waren sich Ökonomen größtenteils einig, dass die chinesische Wirtschaft einen viel größeren Schaden durch die zahlreichen Zölle nehmen würde, aufgrund einer hohen Exportrate. Doch wie die Studie zeigt, ist das wohl nicht ganz richtig.
Chinesischer Verbraucher gewinnt an Bedeutung
Wie die Studie von McKinsey verlautet, verlässt sich China zunehmend auf die inländischen Verbraucher, um die eigene Wirtschaft anzukurbeln. Der Konsum machte im Zeitraum von Anfang 2015 bis Ende 2018 in 11 Quartalen 60 Prozent des chinesischen Wachstums aus. Wie die Studie die Zahlen deutet, bedeute dies, dass das Reich der Mitte weniger abhängig vom Handel ist. Und da der chinesische Verbraucher an Bedeutung gewinne, verkaufen die heimischen Hersteller weniger ins Ausland. Gegenüber CNBC erklärte ein Vorsitzender von McKinsey, dass China die Absicht verfolge, eine "robustere, vielfältigere Wirtschaft aufzubauen".
Geringere Abhängigkeit von der Welt
Der Haupttreiber von Chinas Wachstum ist demnach nicht mehr der Handel oder Investitionen. "Der Rückgang des Engagements Chinas spiegelt auch die Tatsache wider, dass die Wirtschaft im Vergleich zu Industrieländern immer noch relativ geschlossen ist", heißt es. Verglichen damit sei festzustellen, dass andere Länder ein höheres Export- oder Importaufkommen mit China haben oder sogar chinesische Investitionen erhalten. Dies zeige, dass die Welt mehr von China abhängig ist, als andersherum, verlautet die Studie. Beispielsweise sind asiatische Länder wie Südkorea oder Malaysia über Lieferketten deutlich mit China in Kontakt. Außerdem exportieren Länder - darunter Australien, Ghana oder Südafrika - Rohstoffe in das Reich der Mitte. Eine weitere Ländergruppe, bei der diese Abhängigkeit spürbar wird, sind dem Bericht zufolge auch aufstrebende Märkte, in denen chinesische Investoren besonders aktiv sind, wozu beispielsweise Ägypten zähle.
McKinsey stellte demnach fest, dass China zunehmend eine wichtige Rolle "als Markt, Lieferant und Kapitalgeber" einzugestehen ist. Allerdings bleibt die Tatsache, dass China dennoch mit den Folgen des Handelsstreites zu kämpfen hat: Das chinesische Bruttoinlandsprodukt legte zu Jahresanfang nur um 6,2 Prozent zu - der schwächste Wert seit 27 Jahren.
Redaktion finanzen.net
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