Geheime Dividenden Stars: Wie Sie mit ETFs von den Dividendenrenditen der Emerging-Markets-Aktien profitieren können
Amerika wählt Donald Trump zum Präsidenten. Die Folge: In kürzester Zeit ziehen Investoren Milliarden aus den Emerging Markets ab.
von Sinan Krieger, ETF Magazin
Trump steht für "America First" und "building a wall", nicht für den freien Handel. Die jüngste Rally der Schwellenländer scheint mit dem Sieg Trumps ihr Ende gefunden zu haben. Ein halbes Jahr später ist von der Endzeitstimmung jedoch nicht mehr allzu viel bemerkbar. Die Angst vor einem starken US-Dollar und dem neuen Präsidenten ist kleiner geworden. Das Damoklesschwert Protektionismus scheint nicht so scharf zu sein wie befürchtet. China, Mexiko, Brasilien und andere aufstrebende Volkswirtschaften beeindrucken weiter mit robusten Wachstumsraten. Der MSCI-Emerging-Markets-Index notiert heute mehr als zehn Prozent höher als vor der US-Wahl.
Urteile und Vorurteile
Der Aufschwung dürfte sich fortsetzen, urteilen Marktkenner. Aus Anlegersicht trifft neben den guten fundamentalen Rahmenbedingungen und einer attraktiven Bewertung noch ein weiteres Argument für Emerging-Markets-Aktien zu: Immer mehr Unternehmen aus den Schwellenländern zahlen inzwischen attraktive Dividenden. Mit einigen ETFs können Anleger gezielt auf Kursgewinne und die höchsten Dividenden setzen. Der iShares-Emerging-Markets-Dividend-ETF investiert beispielsweise in die 100 Unternehmen aus den Schwellenländern mit den höchsten Dividendenrenditen. Das Ergebnis: Der Fonds kommt auf eine Dividendenrendite von 4,1 Prozent, bei einem durchschnittlichen KGV der Positionen von 13,4.
Eine clevere Alternative ist der Emerging-Markets-Equity-Income-ETF von WisdomTree. Bei diesem Smart-Beta-ETF werden die Unternehmen im zu Grunde liegenden Index nach ihrer Dividendenrendite bewertet und nach der Höhe der Bardividende gewichtet. Über 3 Prozent Dividendenrendite liefert der Fonds - das durchschnittliche KGV von 11,83 ist ebenfalls attraktiv.
Für Anleger, die sich auf den asiatisch-pazifischen Raum spezialisieren wollen, bietet der iShares-Asia-Pacific-Dividend-ETF ein passendes Portfolio. Der Clou: Ein Großteil des Portfolios besteht aus australischen und neuseeländischen Qualitätsaktien - das minimiert das Risiko. Trotzdem beträgt die durchschnittliche Dividendenrendite in diesem ETF stattliche 4,3 Prozent. Den S&P-500 schlagen die genannten ETFs seit Januar 2016 allesamt deutlich.
Alle drei ETFs setzen dabei stark auf Finanztitel. Das ist sicher kein Fehler: "Den Banken in den Schwellenländern stehen viele Hebel zur Verfügung, um ihr Gewinn- und Dividendenwachstum zu stützen", erklärt Geoffrey Wong, Head Global Emerging Markets und Asia Pacific Equities bei UBS, der in den hohen Kapitalreserven der Banken einen beruhigenden Puffer sieht. Die Tendenz: eher höhere Ausschüttungsquoten der Dividenden in der Zukunft. Vergleicht man den Anteil der Dividenden an den Gewinnen asiatischer (ohne Japan) und US-amerikanischer Unternehmen, wird deutlich, wie groß der Spielraum ist. Nur rund 35 Prozent des Gewinns werden bei asiatischen Unternehmen als Dividende ausbezahlt, während die Quote in den USA bei über 47 Prozent liegt. Eine Angleichung nach oben käme dabei zum besten Zeitpunkt - nach fünf schlechten Jahren gehen Strategen von J.P. Morgan für das Jahr 2017 von einer Dividendenrendite-Explosion in den Emerging Markets aus. 7,5 Prozent sollen Dividendentitel aus den Schwellenländern in diesem Jahr in der Spitze bringen. Zum Vergleich: Für Aktien global sehen die Strategen eine durchschnittliche Dividendenrendite von 2,6 Prozent.
Die Wachstumstreiber
Emerging-Markets-Aktien sind somit viel mehr als nur spekulative Zockerei. Das untermauern auch fundamentale Argumente. Zum einen haben sich die Lokalwährungen in den meisten Schwellenländern gegenüber dem US-Dollar korrigiert, zum anderen verbessern sich die Außenhandelsbilanzen, und das Kreditwachstum in den meisten Ländern (mit der bemerkenswerten Ausnahme China) verlangsamt sich - stattdessen floriert die Binnenwirtschaft.
"Eine wachsende Erwerbsbevölkerung und steigende Einkommensniveaus lassen Millionen Haushalte von der Mittelklasse in die gehobene Mittelklasse aufsteigen. Wir sehen ein ausgeprägtes Wachstum bei urbanen und technikaffinen Konsumenten sowie einem rückläufigen Altersquotienten, und das nicht nur in China, sondern auch in vielen anderen aufstrebenden Volkswirtschaften", beschreibt Wong das immense Potenzial. Die UN rechnet damit, dass die arbeitsfähige Bevölkerung in den Schwellenländern (ausgenommen China) mit rund zwei Prozent jährlich auf 700 Millionen Menschen in den nächsten Jahren ansteigen wird.
Die Folgen unterteilt Wong in vier Bereiche: 1) Durch steigende Löhne wächst das frei verfügbare Einkommen für Konsumausgaben. 2) Durch die steigende Lebensqualität wächst das Markenbewusstsein. 3) Der Online-Vertriebskanal in den Schwellenländern wächst rasant. Allein in China sei der E-Commerce-Anteil im Einzelhandel in fünf Jahren von zwei auf 14 Prozent gestiegen, so Wong. 4) Der wachsende Wohlstand verstärkt die Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen, führt aber auch zu verstärktem Auftreten von Erkrankungen wie Fettleibigkeit. Die Profiteure: Der Gesundheitsmarkt in Asien weist Wachstumsraten von bis zu 15 Prozent auf. Mit den passenden ETFs profitieren Anleger von Kurspotenzial und hohen Ausschüttungen gleichermaßen.
Zwischen Boom und Sicherheit
Der iShares-Asia-Pacific-Dividend-ETF konzentriert sich auf die 30 dividendenstärksten Unternehmen des asiatisch-pazifischen Raumes. Die in den Referenzindex einbezogenen Gebiete sind Australien, Neuseeland, Japan, Hongkong und Singapur. Im Index enthalten sind Unternehmen, die in jedem der letzten drei Jahre eine kontinuierlich steigende Dividende gezahlt haben und die überdies die Kriterien für Handelsvolumina erfüllen. Zudem muss die Ausschüttungsquote im landesweiten Spitzenfeld liegen. Der Index wird gemäß dem Dividendenertrag gewichtet, wobei der Höchstanteil je Einzelunternehmen bei 15 Prozent liegt.
Durch die Kombination von Wachstumsmärkten und Industrieländern bietet dieser ETF einen Kompromiss aus Renditepotenzial und Risikobegrenzung. Mit einem Anteil von mehr als 50 Prozent des Gesamtvolumens sind australische Aktien am stärksten vertreten. Beigemischt sind auch Werte aus Neuseeland. In Bezug auf die Branchengewichtung wird der ETF von Banken dominiert. Für die nötige Renditefantasie sorgen vor allem Technologie- und Telekommunikationstitel aus Hongkong und Singapur. Der dortige Markt wächst schnell, und die Chance zum Einstieg ist günstig - die Dividendenrendite liegt derzeit bei 4,32 Prozent.
Breite Streuung, hohes Potenzial
Der iShares-Emerging-Markets-Dividend-ETF bildet den Dow-Jones-Emerging-Markets-Select-Dividend-Index ab. Dieser spiegelt die Wertentwicklung der 100 nach der Dividendenrendite führenden Aktien in den Schwellenländern. Im ETF sind ausschließlich Unternehmen, die in den zurück liegenden drei Jahren eine Dividende ausgeschüttet und in den vergangenen zwölf Monaten keine negativen Ergebnisse je Aktie ausgewiesen haben. Der Index umfasst derzeit Wertpapiere aus Brasilien, Chile, China, der Tschechischen Republik, Ägypten, Ungarn, Indien, Indonesien, Malaysia, Marokko, Philippinen, Polen, Russland, Südafrika, Südkorea, Taiwan, Thailand und der Türkei. Er ist nach den Jahresdividenden gewichtet. Maximal 30 Unternehmen eines dieser Länder sind gelistet. Mit einer Gewichtung von 24,6 Prozent des Gesamtvermögens liegt Taiwan derzeit auf der Spitzenposition (die Obergrenze liegt bei 25 Prozent).
Seit Jahresbeginn legte der Kurs 10,8 Prozent zu, der Gesamtertrag seit der Rally der Schwellenländer Anfang 2016 beläuft sich sogar auf über 37 Prozent. Mit seiner Dividendenrendite von mehr als 4 Prozent und der breiten Streuung taugt dieser ETF als Basisinstrument für Investments in den Schwellenländern.
Ausgeklügeltes System
Grundlage dieses Smart-Beta-ETF ist der WisdomTree-Emerging-Markets-High-Dividend-Index. Aktien im Top-30 Prozent-Segment bei der Dividendenrendite werden ausgewählt und im Index nach ihrer Bardividende gewichtet. Wer die höchste Bardividende zahlt, wird im ETF am stärksten gewichtet. Einen Großteil des Fondsvermögens investiert der Emerging-Markets-Equity-Income-ETF in Aktien aus Taiwan. Der Grund: Taiwanische Unternehmen sind besonders auf Dividenden fokussiert - die Ausschüttungsquote liegt hier bei 61 Prozent. Das durchschnittliche Dividendenwachstum überzeugt ebenfalls. Zwei der drei Top-Holdings im ETF sind die russischen Ölkonzerne Gazprom und Lukoil. Durch niedrige Förderkosten und ein Steuersystem, das die Steuersätze an den Ölpreis bindet, sind diese selbst bei einem erneuten Ölpreisverfall gewappnet. Chinesische Aktien komplettieren den Löwenanteil des Portfolios - mit Wachstumsraten um die sechs Prozent gewinnt die chinesische Wirtschaft auch in Zukunft weiter an Bedeutung. Die gesellschaftlichen Trends in den Emerging Markets sind hier allein durch die Anzahl an Einwohnern mit am stärksten zu spüren - vor allem im Gesundheitswesen.
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