Reiseportale: Wo Anleger kräftig mitverdienen
Immer mehr Menschen buchen ihren Urlaub über das Internet. Große US-Unternehmen dominieren das Geschäft. Das Wachstums-Potenzial ist noch immer gewaltig. Wie Anleger profitieren.
Werte in diesem Artikel
von Tim Schäfer, Euro am Sonntag
Kalt ist es geworden. Richtig kalt. In Chicago rutschte das Thermometer in dieser Woche auf minus neun Grad Celsius. Gefühlt waren es sogar fast minus 20. Etwas erträglicher ist das Wetter weiter östlich, in New York City. Aber auch dort haben die Temperaturen den Gefrierpunkt erreicht. Doch der Sommer ist zum Glück nicht allzu weit entfernt.
Die Karibik lockt mit kristallklarem Wasser und beeindruckenden Landschaften. Hoch in der Gunst von Touristen aus den USA stehen die Britischen Jungferninseln. Sie sind von New York in fünfeinhalb Stunden zu erreichen. Junge Reisende mögen Saint Martin. Dort lockt das Nachtleben oder die Ruhe in den Bergen - vier Flugstunden entfernt. Reiche Senioren aus New York reisen dagegen noch immer gern nach Florida, den Sonnenscheinstaat der USA.
Eine der besten Anlaufstellen, um das passende Hotel zu finden, ist das Internetportal TripAdvisor. Dort teilen Touristen ihre Erfahrungen. "Wir erhalten 280 Einschätzungen je Minute. Wir zahlen dafür nichts. Die Leute möchten nur dem nächsten Reisenden helfen", schwärmt TripAdvisor-Chef und Mitgründer Stephen Kaufer. 390 Millionen Menschen klicken monatlich auf die Seiten von TripAdvisor.
Was den Chef ärgert: Viele Nutzer schauen sich auf den Seiten von TripAdvisor um, buchen ihre Reisen aber bei der Konkurrenz. "Wir haben über 500.000 Hotels, die buchbar sind. Unsere größte Herausforderung ist es, den Konsumenten mitzuteilen, dass sie hier gleich buchen können", erklärt Kaufer.
Das Problem ist auch der Wall Street bekannt. Seit den Spitzenkursen im Sommer 2014 hat sich der Aktienkurs mehr als halbiert. Der Umsatz ist seit 2013 im Schnitt zwar um 26 Prozent auf zuletzt 1,5 Milliarden Dollar gestiegen, im laufenden Turnus allerdings stagniert das Geschäft. "Wir haben einen Rückschlag zu verkraften", gab Kaufer auf einer Analystenkonferenz in New York zerknirscht zu.
Übernahmewelle
Solche Sorgen hat Priceline nicht. Das 1997 gegründete Reiseportal ist ein Liebling der Wall Street. Binnen einer Dekade legte der Kurs um mehr als 3.000 Prozent zu. Der Marktführer vermittelte im dritten Quartal Reisen im Wert von 18,46 Milliarden Dollar - 25 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Weil sich das Geschäft von Priceline skalieren lässt und nur kleine Investitionen nötig sind, bleibt fast der gesamte Cashflow hängen.Hinzu kommt: Priceline und der Rivale Expedia kaufen systematisch kleinere Konkurrenten auf. So verhindern sie einen allzu harten Wettbewerb. Priceline schnappte sich das Vergleichsportal Kayak für 1,8 Milliarden Dollar. Hinzu kamen booking.com, Agoda und die Restaurantreservierung OpenTable. Expedia riss sich Wotif, Travelocity, Orbitz und die private Zimmervermittlung HomeAway sowie das deutsche Portal Trivago unter den Nagel.
Expedia verkauft Reisen im Bruttowert von 71 Milliarden Dollar. Konzernchef Dara Khosrowshahi, US-Amerikaner mit iranischen Wurzeln, will in einigen Jahren die 100-Milliarden-Dollar-Marke überwinden. "Wir möchten das mit einem breiten Wachstum erreichen", sagt der 47-Jährige. Sein Ziel ist ein möglichst großes Sortiment: von Hotelübernachtungen über Flugtickets bis hin zu Autovermietung und Ausflügen. Mit dem Kauf der texanischen HomeAway stieg das Unternehmen in den Markt für die private Zimmervermittlung ein.
Auch Hedgefonds mögen Expedia, was kein Wunder ist: Der Umsatz wächst seit fünf Jahren kontinuierlich prozentual zweistellig, der Kurs hat sich inzwischen vervierfacht. Mitte Dezember brachte Expedia seine Düsseldorfer Tochter an die Nasdaq. Trivago, 2005 von drei befreundeten Studenten der Handelshochschule Leipzig gegründet, wurde vor vier Jahren mehrheitlich an Expedia veräußert. Trivago stellt massiv Mitarbeiter ein und pumpt Millionen in die Werbung.
"Hotel? Trivago!" lautet der TV-Slogan. Allerdings stecken die Deutschen tief in den roten Zahlen. Der IPO lief schleppend. Den Ausgabepreis senkte Vorstandschef Rolf Schrömgens auf elf Dollar, eigentlich hatte er sich 13 bis 15 Dollar erhofft.
Auffällig: Expedia gab beim Börsengang keine Aktien ab, nur die Gründer versilberten teilweise ihre Anteile. Die Düsseldorfer möchten den Emissionserlös in die Werbung stecken. In den ersten neun Monaten gaben sie bereits eine halbe Milliarde Euro hierfür aus. Sie wollen so schnell wie möglich Marktanteile gewinnen.
Die großen Werbebudgets, teure Übernahmen und Personalkosten: All das sind notwendige Investitionen. Das Onlinesegment wächst rasant. Heute werden die Märkte für morgen vergeben. Der Reisemarkt wächst deutlich schneller als das Bruttoinlandsprodukt. 2015 gaben Konsumenten für Onlinebuchungen 127 Milliarden Dollar aus. 2010 waren es erst 69 Milliarden Dollar, sagen die Marktforscher von Phocuswright.
China geht auf Reisen
Das Wachstumspotenzial ist noch immer groß: Weil die Arbeitslosigkeit in den USA deutlich zurückgegangen ist, ist ein Urlaub für viele wieder erschwinglich. Auch die Chinesen entdecken das Reisen, weil sich mit wachsendem Wohlstand im Riesenreich immer mehr Menschen einen Urlaub leisten können. Schätzungen zufolge wird sich die Zahl chinesischer Touristen, die in die USA reisen, in fünf Jahren verdoppeln.Deshalb expandiert Priceline nach China. In mehreren Schritten hat sich der Konzern 15 Prozent von Chinas führender Reiseagentur Ctrip gekauft.
Zurück in die Karibik: Immer mehr Amerikaner entdecken Resorts, die abseits der beliebten Reiseziele liegen. Diese sind mit ein paar Klicks zu finden. Unbehelligt vom Massentourismus können gestresste Nordlichter hier bei 30 Grad allein an Privatstränden surfen oder durch die tropischen Wälder wandern. Als ein Geheimtipp gilt auf TripAdvisor die Wellnessoase Pico Bonito im Nationalpark von Honduras. Die Kundenbewertungen sind voll des Lobes. Unter den neuesten Einträgen liest man: "Fraglos ein verstecktes Paradies" oder "7 Nächte im Paradies". Ab rund 200 Dollar findet man in dem kleinen Boutiquehotel Unterschlupf.
Investor-Info
Priceline
Auf der Sonnenseite
Das Reiseportal verdient immer mehr Geld. Analysten erwarten, dass der Gewinn je Aktie im kommenden Jahr von 64 auf 75 Dollar steigt. Gemessen daran ist das KGV mit rund 20 nicht zu hoch. Im jüngsten Quartal legte der Umsatz um etwa 19 Prozent zu. Die operative Marge kommt auf starke 35 Prozent. Der Konzern ist eine Cashmaschine. Die meisten Analysten empfehlen den Marktführer zum Kauf. Langfristig stimmen hier alle Trends. Auch der Chart überzeugt.
Expedia
Stürmisches Wachstum
Die einstige Microsoft-Tochter eroberte dank zahlreicher Übernahmen eine Vormachtstellung neben Priceline. Die private Zimmervermittlung HomeAway möchte Chef Dara Khosrowshahi schnell ausbauen. Er hat ein Aktienrückkaufprogramm aufgelegt und schüttet nebenbei eine kleine Dividende aus. Das KGV ist mit rund 18 günstig. Der Börsenwert ist mit knapp 18 Milliarden Dollar angesichts des Potenzials gering. Attraktiv.
Tripadvisor
Hoffnung auf Wetterwechsel
Der Umsatz des Hotelbewertungsportals stagniert. TripAdvisor stellt sein Geschäftsmodell um. Früher ging es im Kern nur um Bewertungen, inzwischen hat Vorstandschef Stephen Kaufer sein Portal um Buchungsfunktionen erweitert. Für jede Buchung fließt eine Provision - doch nehmen die Kunden das Angebot kaum wahr. Eine neue Kooperation mit Expedia, die fortan Links zur Sofortbuchung von Hotels beisteuert, kann für Rückenwind sorgen. Das Papier nur spekulativ kaufen. Favorit der Redaktion: Findet die Redaktion in einer Branche mehrere attraktive Werte, wird der aussichtsreichste Titel gesondert hervorgehoben.Ausgewählte Hebelprodukte auf Booking
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Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: Martin Valigursky / Shutterstock.com, IM Photo / Shutterstock.com
Nachrichten zu Booking Holdings
Analysen zu Booking Holdings
Datum | Rating | Analyst | |
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08.08.2019 | Booking Outperform | Cowen and Company, LLC | |
08.08.2019 | Booking Buy | Deutsche Bank AG | |
08.08.2019 | Booking Overweight | Barclays Capital | |
21.05.2019 | Booking Buy | Needham & Company, LLC | |
19.03.2019 | Booking Market Perform | Telsey Advisory Group |
Datum | Rating | Analyst | |
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08.08.2019 | Booking Outperform | Cowen and Company, LLC | |
08.08.2019 | Booking Buy | Deutsche Bank AG | |
08.08.2019 | Booking Overweight | Barclays Capital | |
21.05.2019 | Booking Buy | Needham & Company, LLC | |
19.03.2019 | Booking Market Perform | Telsey Advisory Group |
Datum | Rating | Analyst | |
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22.06.2018 | Booking Hold | The Benchmark Company | |
03.04.2017 | Pricelinecom Neutral | MoffettNathanson | |
31.03.2016 | Pricelinecom Sector Weight | Pacific Crest Securities Inc. | |
10.11.2015 | Pricelinecom Equal Weight | Barclays Capital | |
06.08.2015 | Pricelinecom Hold | Deutsche Bank AG |
Datum | Rating | Analyst | |
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27.03.2012 | Pricelinecom reduce | Nomura | |
11.10.2011 | Pricelinecom reduce | Nomura | |
18.08.2011 | Pricelinecom reduce | Nomura | |
04.06.2010 | priceline.com "below average" | Caris & Company, Inc. |
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