Chinas Versuch Schulden abzubauen: Handelsstreit sorgt für Delle
Der nicht enden wollende Handelskonflikt zwischen China und den USA liegt schon seit langem im Fokus der Anleger. Doch die US-Zölle gegen chinesische Warenimporte sind nicht das einzige Problem im Reich der Mitte.
• Chinas Wirtschaftswachstum geht zurück
• Verschuldung des Landes steigt
• Handelsstreit verschärft die Probleme zusätzlich
Der Handelsstreit zwischen China und den USA dauert nun schon über ein Jahr an. Eine Lösung wird zwar immer wieder in Aussicht gestellt, doch kommt es zuvor regelmäßig zu Rückschlägen, sodass Experten nicht damit rechnen, dass es zu einer Beilegung noch vor den US-amerikanischen Wahlen 2020 kommt. Es scheint, als stritten sich die beiden Nationen nur darüber, für wen die Folgen des Handelskriegs schlimmere Auswirkungen hätten. Erst zum 1. September traten neue Zölle in Kraft und die USA machen mit einer weiteren Frist zum 15. Dezember erneut Druck auf China.
Doch der Handelsstreit ist nicht Chinas einziges Problem - er verschärft die bereits vorhandenen Schwierigkeiten vielmehr.
Chinas Wirtschaftswachstum geht zurück
Bereits seit längerem kämpft die Nation mit wirtschaftlichen Problemen. So befindet sich zum Beispiel der Automobilsektor in einem Abwärtstrend. Autohersteller haben große Produktionskapazitäten aufgebaut, doch die Auslastung vieler Fabriken liegt unter der Grenze zur Profitabilität. Ein Grund für den Nachfragerückgang ist die starke Verschuldung Chinas. Sie lastet bereits seit Jahren auf dem Land.
Chinas wirtschaftliche Wachstumsrate von 6,2 Prozent scheint immer noch recht hoch. Doch das vierteljährliche chinesische Wirtschaftswachstum befand sich damit im zweiten Quartal dieses Jahres auf dem niedrigsten Stand seit 27 Jahren, so Fraser Howie, unabhängiger Analyst, gegenüber CNBC. Also versucht China gegenzusteuern und die Wirtschaft zu stabilisieren. Nun sei aber die Verschuldung des Landes von 297 Prozent im Vorjahresquartal im ersten Quartal 2019 auf 303 Prozent des Bruttoinlandsproduktes angestiegen, wie das Institute of International Finance berichtet. Daher sei China laut Howie "über den Punkt hinaus, an dem die Schulden nicht mehr länger ignoriert werden können".
Handelskonflikt verstärkt Ängste
Nun sorgt der Handelsstreit für eine Delle in Chinas Schuldenabbau. Peking versucht, die sich verlangsamende Wirtschaft zu pushen und nimmt wieder Abstand von seinem 2017 eingeschlagenen Schuldenabbau-Kurs. Anfang des Jahres begannen die Banken wieder mit neuen Rekorden bei der Kreditvergabe mehr Geld zu verleihen. Während Howie gegenüber CNBC Bedenken äußert, ob überhaupt die Nachfrage nach noch mehr Krediten besteht, gab die Bank der Volksrepublik China vergangene Woche eine Leitzins-Reform bekannt, die es für Unternehmen noch günstiger machen solle, sich Geld zu leihen und somit auch Investitionen pushen solle. "Die Chinesische Wirtschaft verlangsamt sich ganz klar, es gibt eine Menge Gegenwind, es gibt Unternehmen, die China verlassen. China wird aus einer Reihe von Gründen ein schwierigerer Investitionsfall. Also ist die zugrunde liegende Nachfrage da oder nicht?", so Howie.
Li Yang, früherer Berater der Chinesischen Zentralbank in Sachen Geldpolitik, erklärt, dass es offensichtlich gewesen sei, dass die Regierung dazu geneigt war, das Wirtschaftswachstum zu stützen und dadurch auch bereit gewesen sei, größere finanzielle Risiken einzugehen, wie die South China Morning Post berichtet. Diesen Kurs werde China seiner Meinung nach vorerst auch fortsetzen. Damit dürfte China in Zukunft wohl weiter Probleme mit seinem Schuldenabbau haben.
Redaktion finanzen.net
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