DAX über 9.000 – Höchststand am Aktienmarkt oder Beginn eines langanhaltenden Trends?
Seit mindestens zwei Jahren ist die Lage an den Märkten unverändert – hohe Geldmenge durch EZB und FED, nachhaltig niedrige Zinsen sowie eine Stagnation der Inflation führen zu einem Liquiditätsüberhang am Markt.
Prof. Dr. Eric Frère, Dekan FOM und Direktor des DIPS Dr. Svend Reuse, Fachbeirat DIPS, Abteilungsleiter Controlling, Sparkasse Mülheim
In solchen Zeiten werden Realwerte nachgefragt – Immobilien und Aktien. Während bei Immobilien schon von einer latenten Blasenbildung die Rede ist, erreichen die Aktienindizes ein Hoch nach dem nächsten.
Untersucht wird, ob dies ein nachhaltiger Trend oder das Resultat einer kurzfristigen Übertreibung ist. Hierzu wird der DAX näher analysiert, nämlich auf den bekannten Performanceindex und auch den wenigen bekannte „Bruder“, der Kursindex. Abbildung 1 visualisiert die Entwicklung dieser Indizes, skaliert auf Dezember 1987.
Die Ergebnisse sind aufschlussreich: Bis Mitte/Ende der 90er ist die Entwicklung nahezu parallel, danach klafft sie jedoch immer weiter auseinander. Es ist zu erkennen, dass der Kursindex deutlich geringer performt als der Performanceindex. Dies ist nachvollziehbar, da die ausgeschütteten Dividenden in den letzteren reinvestiert werden.
Interessant jedoch folgendes: Während der „Neuen Markt Blase“ gewinnen beide Indizes an Wert, bis es letztlich zum Abschwung kommt. Während der Performanceindex seinen Höchststand aus Anfang 2000 bereits in 2006/2007 wieder erreicht und diesen aktuell mit einem Stand von über 9.000 noch übertrifft und damit das Allzeithoch markiert, entwickelt sich der Kursindex deutlich schlechter. Seinen Höhepunkt aus Anfang 2000 hat er immer noch nicht erreicht, mit ca. 4.900 Punkten ist er noch immer 1.100 Punkte von diesem Hoch von ca. 6.000 Zählern entfernt.
Für die zukünftige Entwicklung des DAX ergeben sich hieraus mehrere Implikationen:
1. Auch wenn der Performanceindex auf einem Allzeithoch notiert(e), hat dies nicht zwingend eine Auswirkung auf die im DAX enthaltenen Papiere. Diese können analog dem Kursindex eine Seitwärtsbewegung hinter sich haben.
2. Die hohen Dividenden der Vergangenheit führen zu den Differenzen der beiden Indizes. Allein aufgrund der Kumulation der Dividenden muss der Performanceindex nachhaltig steigen. Zudem ist eine drastische Senkung der Dividenden auf breiter Front nicht abzusehen. Folglich ist dem Performanceindex rein rechnerisch nach oben keine Grenze gesetzt.
3. Da der Kursindex noch weit von seinem Allzeithoch entfernt ist, spricht auch aufgrund des aktuellen makroökonomischen Umfeldes nichts gegen eine weitere Steigerung der Kurse – was vice versa auch Auswirkungen auf den Performanceindex haben würde.
Diese Eckdaten lassen entsprechende Argumentationen in Bezug auf Chance und Risiko einer DAX-Performance zu. Dies zeigt Abbildung 2.
Aktuell spricht in 2014 kaum etwas für das Risikoszenario – vielmehr ist eine weitere Zinssenkung seitens der EZB gerade umgesetzt worden. Das Anhalten der Staatsschuldenkrise ist paradoxerweise förderlich für eine gute DAX-Performance. Dem Anleger sollte jedoch bewusst sein, dass diese Performance trügerisch ist. Nicht jeder Titel im DAX performt gleich gut, zudem verwässern die Dividenden die Aussagekraft. Investoren sollten nur darauf achten, die Anzeichen von Zinserhöhung und Liquiditätsverknappung frühzeitig zu erkennen.
Das dips Deutsches Institut für Portfolio-Strategien ist die finanzwirtschaftliche Forschungseinrichtung der FOM Hochschule für Oekonomie & Management in Essen. Im Fokus der wissenschaftlichen Arbeit stehen praxisrelevante Problemstellungen des Portfolio-Managements sowie optimierte Index-Konzepte.
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