PIMCO warnt: Steht noch im ersten Halbjahr eine technische Rezession bevor?
Bei PIMCO sieht man noch kein Ende für die Negativentwicklung der Weltwirtschaft. Die Coronavirus-Epidemie dürfte die Märkte weiter belasten - die schlimmste Zeit für die Wirtschaft stünde, laut Experte Joachim Fels, in den kommenden Monaten erst noch bevor.
Werte in diesem Artikel
• Coronavirus lässt die Märkte erneut abstürzen
• Preiskampf am Ölmarkt trifft Börsen in schwieriger Situation
• Wirtschaft hat ihr Tief noch nicht erreicht
Das Coronavirus belastet seit Wochen die Märkte und nach unten scheint keine Grenze gesetzt zu sein. Joachim Fels von PIMCO erwartet, wie er in einer Mitteilung an Kunden, die Bloomberg vorliegt, schreibt, dass sich die Lage am Aktienmarkt in naher Zukunft noch nicht verbessern wird. Seine Notiz veröffentlichte Fels nach PIMCOs vierteljährlichem Forum, bei dem das Unternehmen seinen Ausblick für die kommenden 12 Monate veröffentlichte. Aufgrund der Einschränkungen bei Mitarbeiterreisen und Veranstaltungen wegen des Coronavirus berichtete PIMCO zum ersten Mal per Video aus seinen Niederlassungen weltweit.
Coronavirus und Ölpreiskrieg
Zum Start der Woche befanden sich die Märkte erneut auf Talfahrt. In Asien vermeldeten die Börsen bereits herbe Verluste, nachdem die Sorgen um das Coronavirus zunahmen - die Zahl der Infizierten und Toten in Europa legte über das Wochenende deutlich zu. Zudem stürzten die Ölpreise so stark ab wie seit fast 30 Jahren nicht mehr, nachdem die Verhandlungen des Ölkartells OPEC mit Förderländern wie Russland, die in der OPEC+ vereint sind, gescheitert waren. Zwischen Saudi-Arabien und Russland scheint der Streit über die künftige Fördermenge zu eskalieren: Die Verhandlungspartner konnten sich am vergangenen Freitag weder auf eine zusätzliche Förderkürzung, noch auf eine Verlängerung der bestehenden Förderbeschränkung einigen und so befürchten Investoren einen Preiskrieg. Daraufhin ging es auch in Europa und den USA steil abwärts. Der DAX sackte am Montag auf ein neues 52-Wochen-Tief bei 10.556,64 Punkten ab. An der Wall Street wurde sogar kurz nach Eröffnung der Handel für eine viertel Stunde ausgesetzt. Anschließend setzten Dow Jones, Nasdaq Composite und S&P 500 ihren Sinkflug fort.
Steht eine Rezession bevor?
An den Börsen ist eine Flucht der Anleger in sichere Häfen, wie Gold, Staatsanleihen oder den Euro, zu beobachten. Zudem belastet die Coronavirus-Epidemie die Wirtschaft hinsichtlich Angebot und Nachfrage. Daher befürchtet Fels, dass es in Europa und den USA noch in der ersten Jahreshälfte zu einer technischen Rezession kommen könnte. "Das Schlimmste wird für die Wirtschaft in den nächsten Monaten noch kommen", zitiert Bloomberg den Wirtschaftsberater von Pacific Investment Management Co.
Die bevorstehende Rezession dürfte seiner Meinung nach jedoch nicht allzu lange gehen, da in den nächsten zwei Monaten der Peak bei den Infektionszahlen erreicht werden dürfte. Im zweiten Halbjahr könnte es dann zu einer Erholung kommen. Jedoch zeigt sich Fels besorgt "über mögliche Risse im US-Kreditzyklus in einem Umfeld schwindender Unternehmens-Cashflows, die zu einer starken Verschärfung der Finanzbedingungen führen könnten, die sich auf die Realwirtschaft auswirken".
Weitere Lockerung der Geldpolitik
Nachdem die US-Notenbank Federal Reserve am vergangenen Dienstag überraschend den Leitzins um 50 Basispunkte auf 1,00 bis 1,25 Prozent gesenkt hat, geht man bei PIMCO davon aus, dass weitere Zinsschritte folgen werden. Diesem Beispiel dürften andere Zentralbanken in den kommenden Wochen folgen - Fels erwartet auch in Schwellenländern eine Lockerung der Gelpolitik. Zudem geht er von weiteren Lockerungen der öffentlichen Finanzen durch die Regierung aus, um die Nachfrage und damit die Erholung der Wirtschaft zu stützen.
Neben Fels nehmen weitere Experten die Entwicklungen rund um das Coronavirus und dessen wirtschaftliche Folgen sehr ernst, darunter Scott Minerd von Guggenheim Partners, Micheal Feroli von JPMorgan und Chris Rupkey von MUFG Union Bank. Letzterer warnte in einer Notiz am vergangenen Sonntag, wie Bloomberg berichtet: "Steig aus, steig aus so lange du kannst. Die Probleme der Wall Street müssen die Wirtschaft der Main Street letztendlich hart treffen. Darauf kannst du wetten".
Joachim Fels empfiehlt Anlegern in der aktuellen Situation daher, bei Risikoaktiva nach wie vor vorsichtig zu bleiben und sich auf Liquidität und Kapitalerhaltung zu konzentrieren. Denn die Zentralbanken hätten weniger Munition, aus der sie schöpfen können, und gleichzeitig gebe es Schwachstellen in risikoreicheren Teilen der Unternehmenskreditmärkte.
Redaktion finanzen.net
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