Citi-Kolumne Dirk Heß

S&P 500: Der wahre US-Leitindex

24.08.18 10:50 Uhr

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Der US-Aktienmarkt bietet Anlegern ein einzigartiges Investmentspektrum. In einer neuen Reihe beleuchten wir die Chancen und Risiken bekannter US-Indizes. Der zweite Teil widmet sich dem S&P 500. Im ersten Teil wurde der Dow Jones behandelt (siehe: https://www.finanzen.net/nachricht/aktien/citi-kolumne-dow-jones-alles-andere-als-gewoehnlich-6487524).

Der Dow Jones mag zwar älter, traditionsreicher und auch bekannter sein als der S&P 500, unter Aktienexperten gilt der am 4. März 1957 gestartete S&P 500 jedoch als der eigentliche US-Leitindex. Das hat mehrere Gründe. Zum einen war der S&P 500 der erste US-Index, bei dem die Gewichtung nach dem modernen Prinzip der freien Marktkapitalisierung (free float market cap) erfolgte. Das heißt, der tatsächliche Börsenwert und nicht der optische Aktienkurs (wie beim Dow Jones) entscheidet über das Gewicht eines Mitglieds im Index. Zum anderen ist der S&P 500 deutlich breiter aufgestellt als sein älterer Bruder, der nur 30 Aktien enthält. Mit einer Marktkapitalisierung von insgesamt 24,4 Billionen US-Dollar repräsentiert der S&P 500 rund 80 Prozent des gesamten US-Aktienmarktes. Des Weiteren kann es passieren, dass die Komponentenzahl die 500er-Marke überschreitet. Das ist dann der Fall, wenn mehrere Aktientypen desselben Unternehmens (Emittenten) im Index enthalten sind (z.B. Alphabet Class C und Class A). Aus diesem Grund sind aktuell 505 Komponenten im S&P 500 vertreten.

Hoher IT-Anteil im S&P 500

Der Indexprovider "S&P Dow Jones Indices" berechnet den S&P 500 in verschiedenen Versionen. In seiner klassischen Variante ist er wie der Dow Jones ein Kursindex, was bedeutet, dass Dividendenzahlungen nicht in die Berechnung mit einfließen. Interessant ist ein Blick auf die Sektorengewichtung. Denn obwohl derzeit kein einziges Unternehmen mit mehr als vier Prozent im Index vertreten ist, sticht die IT-Branche mit einem Anteil von 26 Prozent aus der Allokation heraus. Die beiden nächststärksten Branchen Health Care und Finanzen kommen dagegen lediglich auf ein Gewicht von jeweils etwa 14 Prozent. Auf klassische Industrietitel entfallen nur 9,5 Prozent des Indexgewichts. Zum Vergleich: Im Dow Jones ist dieser Sektor mit fast 20 Prozent mehr als doppelt so stark vertreten. Der höhere Anteil von schwankungsanfälligeren IT-Titeln hat einerseits dazu geführt, dass Risikokennziffern wie die Volatilität beim S&P 500 in Vergangenheit tendenziell etwas höher waren als beim Dow Jones. Auf der anderen Seite hat der S&P 500 in Boomphasen etwas stärker hinzugewonnen als sein Pendant. Über einen kompletten Börsenzyklus hinweg schneiden die beiden Kursbarometer jedoch nahezu gleich gut ab. Rund 8,5 Prozent legte S&P 500 in den vergangenen zehn Jahren durchschnittlich pro Jahr zu, der Dow Jones kommt hier auf ein nahezu identisches Plus von 8,4 Prozent.

Handelskonflikt als Risiko

Nun stellt sich die Frage, ob der S&P 500 an die gute Performance der vergangenen Jahre anknüpfen kann. Positive Fundamentaldaten wie das hohe Gewinnwachstum sowie die gute Beschäftigungslage sprechen dafür. Analysten gehen davon aus, dass die Gewinne der im S&P 500 vertretenen Unternehmen im abgelaufenen Quartal um 23 bis 25 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode zugelegt haben. Ob sich dieses Wachstum für die kommenden Quartale fortschreiben lässt, ist allerdings zweifelhaft. Insbesondere der immer noch unsichere Ausgang des Handelskonflikts könnte sich als Bremse erweisen. Analysten gehen bei einer Eskalation von einem um rund fünf Prozentpunkte geringeren Gewinnwachstum aus. Allerdings hat sich die Stimmung nach dem jüngsten Treffen von US-Präsident Trump mit EU-Kommissionspräsident Juncker zumindest vorübergehend entspannt. Endgültig vom Tisch dürfte das Thema damit aber noch lange nicht sein. Wer sein US-Aktienportfolio vor Rücksetzern schützen möchte, kann zum Beispiel mit Put-Optionsscheinen auf den S&P 500 mögliche Verluste (bis zu einem gewissen Grad) ausgleichen. Für positiv gestimmte Langfrist-Anleger kommen auch Indexzertifikate auf den S&P in Frage.

Dirk Heß, Finanzexperte der Citigroup, schreibt zu aktuellen Markt- und Derivate-Themen. Als Co-Head EMEA Warrant Sales & Distribution bei der Citi besitzt er langjährige Expertise in allen Fragen rund um Börse und Investments. In seinem regelmäßigen Kommentar gibt Dirk Heß fundiertes Fachwissen weiter. Die Citigroup ist seit dem Jahr 1989 als Emittent von strukturierten Produkten permanent am deutschen Markt vertreten und feierte 2014 ihr 25-jähriges Jubiläum.

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