2021 - Das Jahr der Emerging Markets?
Das neue Jahr birgt noch immer viele Unsicherheiten. Umso schwieriger ist es für Anleger, die Entscheidung zu treffen, wo ihr Geld 2021 am besten aufgehoben ist. Für verschiedene Experten kommen dabei insbesondere die Emerging Markets in Frage. Die Hintergründe.
Werte in diesem Artikel
• Emerging Markets von vielen Analysehäusern als Anlageziel empfohlen
• Höhere Wachstumsraten locken Kapital an
• Ein Risiko bleibt
Die Coronakrise ist noch nicht durchgestanden. Auch das neue Jahr hat mit anhaltend hohen Neuinfektionszahlen und Kontaktbeschränkungen begonnen. Da bleibt es natürlich schwierig zu entscheiden, in welche Märkte sich 2021 ein Investment lohnt. Glaubt man allerdings den Prognosen verschiedener Analysehäuser, sollten insbesondere die Emerging Markets als mögliche Renditebringer von Anlegern in Betracht gezogen werden.
Das scheint in diesem Jahr bisher ohnehin schon vermehrt der Fall gewesen zu sein. Wie die Financial Times mithilfe von Daten des Institute of International Finance herausfand, hätten in den ersten drei Januarwochen 30 größere Entwicklungsländer insgesamt 17 Milliarden US-Dollar an Kapitalzuflüssen angezogen. Allein im letzten Quartal 2020 seien fast 180 Milliarden US-Dollar in die Aktien- und Anleihemärkte der Schwellenländer geflossen. Auf der anderen Seite waren während des Corona-Einbruchs im März jedoch auch innerhalb kürzester Zeit fast 90 Milliarden US-Dollar aus den Schwellenländern abgezogen worden.
Experten zeigen sich bullish gegenüber Emerging Markets
Nun herrscht unter Experten ein bullishes Sentiment. Wie die Bank of America in einer Januar-Umfrage, die der FT vorliegt, herausfand, wären 62 Prozent der befragten Fondsmanager mit einem Investitionsvolumen von insgesamt einer halben Billion US-Dollar Schwellenland-Aktien gegenüber positiv (overweight) eingestellt. Zwei Drittel der Fondsverwalter hätten angegeben, davon auszugehen, dass Emerging Markets 2021 die Top-Assetsklasse schlechthin sei.
Schwellenland-Aktien überzeugen mit niedrigeren Bewertungen
Doch worauf gründet sich diese Hoffnung? Wie UBS Wealth Management erklärt, wären Aktien von Schwellenländern oft günstiger zu haben als die von entwickelten Nationen: "Dies ist nun ein guter Zeitpunkt für Emerging Markets. Und wenn wir uns Bewertungen anschauen, gibt es verschiedene Teile des Markts, wo die Menschen sich zunehmend Sorgen machen, die Dinge würden zu teuer. Das trifft auf Schwellenländer ganz sicher nicht zu. Insbesondere außerhalb Asiens hinkt die Bewertung hinterher, was ein weiterer Pluspunkt ist", so UBS-Experte Michael Bolliger im Interview mit Bloomberg. Darüber hinaus würden Schwellenmärkte stärker auf globales Wachstum ansprechen, könnten also deutlicher wachsen als Industrienationen.
Aus diesem Grund rechnet UBS Wealth damit, dass der MSCI Emerging Markets Index bis zum Jahresende auf 1.450 Punkte steigt. Im Bullenszenario wäre gar ein Anstieg auf 1.600 Punkte möglich.
Höhere Wachstumsraten erwartet
Auch Morgan Stanley ist Emerging Markets gegenüber positiv gestimmt. Die US-Investmentbank sieht das Durchschnittswachstum der Schwellenländer 2021 bei 7,4 Prozent, wobei insbesondere Indien und China führen dürften, gibt ETF Nachrichten die Zahlen von Morgan Stanley Research wieder. Auch wenn die Volkswirtschaften der Industrienationen dieses Jahr nach dem Konjunktureinbruch 2020 wieder anziehen dürften, können sie mit solchen Raten höchstwahrscheinlich nicht mithalten.
Der Financial Times zufolge bauen zahlreiche Anleger darauf, dass die exportabhängigen Schwellenländer von einer wachsenden Nachfrage aus China sowie den USA profitieren können, wo US-Präsident Biden massiv in Infrastruktur investieren will. Da Goldman Sachs zufolge für 2021 steigende Rohstoffpreise zu erwarten sind, dürfte auch dies den Emerging Markets Rückenwind verleihen.
Ein Risiko bleibt
Trotz dieser bullishen Aussichten bleibt nicht zu vergessen, dass eine Anlage in die Emerging Markets nicht ohne Risiko bleibt. So gibt David Hauner von der Bank of America Securities gegenüber der FT zu bedenken, dass ein stärker als erwartet ansteigender US-Dollar sowie wachsende US-Anleiherenditen schon in diesem Jahr auf den EM-Anleihemärkten für einen schwierigen Start gesorgt hätten. Er meint: "Die meisten Emerging Markets sind fundamental gesehen solide genug aufgestellt, um mit moderat steigenden [US-, Anmerk. d. Red.]Renditen zurecht zu kommen. Dennoch werden die Renditen von festverzinslichen Wertpapieren aus Schwellenländern dieses Jahr wahrscheinlich nur moderat ausfallen", so Hauner.
Darüber hinaus seien die Zuflüsse in Schwellenländer in diesem und im letzten Jahr vorrangig durch die weltweit niedrigen von Zentralbanken festgelegten Zinssätze und weit offenen Geldschleusen angetrieben worden. Universitätsdozent Philip Turner zufolge sei ein derart langer Zeitraum mit weltweit niedrigen Zinssätzen bisher noch nie erprobt worden und berge daher ein gewisses Risiko: "Es gibt ein großes Zinsrisiko in der Welt. Wir haben dafür nie einen Stresstest gehabt und es ist schwierig vorherzusehen, was passiert, wenn sich die Bedingungen ändern", so Turner gegenüber der Financial Times.
Redaktion finanzen.net
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